Gleichzeitig lasse die Unterstützung durch Firmenbilanzen nach, gibt Marc Decker, stellvertretender Aktien-Chef der Privatbank Quintet, zu bedenken. "Während die Berichtssaison im ersten Quartal bisher sehr stark war, gehen wir davon aus, dass sich das Wachstum verlangsamt und der Druck auf die Gewinnspannen auch aufgrund der Inflation zunimmt, so dass sich die Gewinnaussichten ab jetzt deutlich eintrüben könnten."

Anders als in früheren Krisen würden die Notenbanken diesmal den Börsen auch nicht als "weiße Ritter" zur Hilfe eilen, sagt Anlagestratege Marcus Hüttinger vom Vermögensverwalter Gane. Es sei unwahrscheinlich, dass sie von ihrem Kampf gegen Inflation abließen und die Finanzmärkte wieder mit Geld fluteten.

NEGATIVER REALZINS MACHT AKTIEN ATTRAKTIV


Für Aktien spreche dagegen, dass die Realzinsen - Leitzins minus Inflation - weiterhin negativ seien, wirft Portfoliomanager Oliver Grass von der Fürst Fugger Privatbank ein. "Ein vollständiger Inflationsausgleich plus zusätzliche Rendite ist beim Investieren in Aktien perspektivisch nicht nur möglich, sondern auch realistisch. Dafür müssen die Anleger jedoch auch in unsicheren Märkten Ruhe bewahren."

In den vergangenen Tagen war davon aber wenig zu spüren. Der Dax schwankte stark und gewann insgesamt rund 1,5 Prozent. Damit vermied er den sechsten Wochenverlust in Folge. Das wäre die längste Serie seit mehr als zehn Jahren gewesen.

SIND US-VERBRAUCHER WEITER IN KAUFLAUNE?


Rückschlüsse auf die Aussichten für die Weltwirtschaft versprechen sich Börsianer von den US-Einzelhandelsumsätzen am Dienstag. Er erwarte für April einen Anstieg zum Vormonat um 0,8 Prozent, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. "Insgesamt wäre ein solcher Anstieg erfreulich, denn die Zeiten, dass die Verbraucher wegen der Pandemie vor allem Waren kauften und weniger Dienstleistungen konsumierten, sind inzwischen vorbei." Die Kauflaune der US-Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

Diesseits des Atlantik stehen nur wenige Konjunkturdaten auf Zettel. Am Mittwoch werden die endgültigen Zahlen zur Inflation in der Euro-Zone im April veröffentlicht. Experten sagen ein Plus von 7,5 Prozent im Jahresvergleich voraus. Am Freitag folgen die deutschen Erzeugerpreise.

Firmenbilanzen laufen ebenfalls nur vereinzelt ein. So öffnen unter anderem der Billig-Flieger Ryanair, der Einzelhändler Walmart und der Netzwerk-Ausrüster Cisco ihre Bücher.

Unabhängig davon verfallen am Freitag Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

rtr