In weiten Teilen Deutschlands herrschen tagsüber wieder über 30 Grad. Es ist das dritte extrem heiße Jahr in Folge. Zwar reden viele Nachrichtensprecher noch vom "schönen, sonnigen Wetter", wenn sie ihre Ansage für den nächsten Tag machen. Aber für immer mehr Menschen passt der Befund nicht mit den Berichten zusammen, die sie zuvor in der Sendung gehört haben. Dort ist zunehmend oft von Hitze, Trockenheit und Wasserknappheit die Rede - nicht nur in Australien, Kalifornien und Afrika, sondern auch in eigentlich kühlen und feuchten Ländern wie Schweden, Großbritannien, Russland und eben auch Deutschland.

Wasser ist nicht substituierbar


Viele Bürger beschleicht ein ungutes Gefühl. Und ein Blick nach draußen bestätigt vielerorts: Die Blätter an zahlreichen Bäumen und Sträuchern in öffentlichen Parks sind bereits seit dem Frühsommer welk. Auch der Wald leidet. Es fehlt Regen - in Deutschland und etlichen anderen Ländern. Die Klimaerwärmung wirkt sich in vielen Regionen negativ auf die Verfügbarkeit von Wasser aus; das Niederschlagsmuster verändert sich und die Verdunstung nimmt aufgrund der höheren Temperaturen zu. Und Wissenschaftlern zufolge wird es in Zukunft noch trockener. Zwar herrscht kein Mangel an Wasser, die Ozeane sind schließlich voll damit, aber nur 3 von 1.000 Litern sind trinkbar. Trinkwasser ist extrem knapp. Seine tägliche Verfügbarkeit ist für das Leben der Menschen unverzichtbar, schließlich ist Wasser durch nichts substituierbar. Diese Tatsache ist vielen nicht bewusst.

Das will ein dreiminütiger Video-Clip jetzt ändern. Der Film "The End of Football" ist ein Versuch des englischen Fußballvereins Manchester City und dem US-Unternehmen Xylem, weltweit mindestens eine Milliarden Menschen über eine drohende Knappheit an Trinkwasser aufzuklären. Nicht nur für Fußballfans ist die Realität, eine extreme Dürre zu erleben, nur noch eine Generation weit entfernt. Nach Zahlen der Vereinten Nationen könnten bis zum Jahr 2050 fünf Milliarden Erdenbürger in Gebieten mit Wasserknappheit leben. Gründe sind der verschwenderische Umgang sowie eine steigende Nachfrage der Weltbevölkerung, Landwirtschaft und Industrie. Laut OECD steigt der weltweite Wasserverbrauch bis 2050 um rund 55 Prozent.

Marode Wasserinfrastruktur muss dringend auf Vordermann gebracht werden


Von der Knappheit betroffen wären nicht nur Schwellenländer. Vor wenigen Tagen veröffentlichte der Rechnungslegungsausschuss des britischen Unterhauses einen Bericht zum Zustand der Wasserversorgung. Das Ergebnis ist alarmierend: Ein Fünftel des in England und Wales täglich verbrauchten Trinkwassers versickert wegen löchriger Leitungen ungenutzt im Boden. Das britische Leitungsnetz, vor 150 Jahren das modernste der Welt, ist veraltet und dringend sanierungsbedürftig. In Kombination mit dem Regenmangel auf der Insel und der erhöhten Nachfrage, warnte der Versorger Affinity Water bereits vor einem möglichen Ausfall der Versorgung.

In Großbritannien, der ersten Industrienation der Welt, wird der Zustand der Wasserinfrastruktur zunehmend zum Problem; weitere Staaten dürften folgen. So sind zum Beispiel auch in den USA laut American Society of Civil Enginieers etwa 40 Prozent der Wasserleitungen in einem sehr schlechten Zustand. Das World Economic Forum, das Jahrestreffen führender Wirtschaftsexperten, Politiker und Intellektueller, bezeichnet den drohenden Wassermangel als eine der zehn größten Risiken für die Menschheit. Für die weitere Entwicklung dürfte entscheidend sein, dass das Wirtschaftswachstum nicht mehr mit überdurchschnittlich zunehmendem Wasserverbrauch einhergeht, sondern durch effizienteren Verbrauch abgekoppelt wird.

Wasserinvestments: Breit streuen ...


All das macht Wasser zu einem Anlagethema. Die Ratingagentur Scope listet mehr als ein Dutzend Fonds der Kategorie "Aktien Wasser" auf. Der älteste und größte aktiv verwaltete Fonds ist der Pictet-Water. Kostengünstiger und zudem an der Börse handelbar sind die Indexfonds Lyxor World Water, iShares Global Water sowie L&G Clean Water. Alle Vehikel investieren weltweit und breit gestreut in Unternehmen der Bereiche Wassertechnologie, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung.

... oder gezielt in einzelne Werte investieren


Anleger können natürlich auch direkt in Wasseraktien investieren. Ein börsennotiertes Unternehmen wurde in diesem Artikel bereits genannt: Xylem. Die US-Firma mit einem Jahresumsatz von 5,25 Milliarden Dollar produziert unter anderem Anlagen zur Wasseraufbereitung, Geräte zur Analyse der Wasserqualität sowie Pumpen. Kunden sind Versorgungsunternehmen, Industriebetriebe und Immobilienunternehmen aus zahlreichen Ländern. Ein börsennotierter Wettbewerber von Xylem aus Deutschland ist der Pumpenhersteller KSB.

Vor dem Hintergrund der akuten Probleme in Großbritannien sind für Anleger die Aktien der drei Wasserversorger Pennon, Severn Trent und United Utilities vielleicht einen Blick wert. Pennon erwirtschaftet eine zweistellige Rendite auf das sogenannte regulierte Kapital, in dem Investitionen in die Verbesserung der Infrastruktur enthalten sind. Solche staatlichen Vorgaben sind im Wassermarkt notwendig, um Missbrauch von privaten Unternehmen zu Lasten der Bevölkerung auszuschließen.

Sprudelnde Gewinne


Xylem, Pennon, American States Water im Drei-Jahres-Vergleich

In Deutschland liegt die Wasserversorgung in der Regel in öffentlicher Hand. An der Börse notiert ist hierzulande Gelsenwasser mit einem Streubesitz von nur gut 7 Prozent; entsprechend dünn ist der Börsenumsatz und volatil der Kurs. Ganz anders das Bild in den USA: Hier sind zahlreiche Konzerne der Wassertechnologie und -infrastruktur an der Börse gelistet. Der Versorger American States Water zum Beispiel zahlt seit 1931 kontinuierlich eine Dividende an seine Aktionäre. Der Konzern beliefert rund 261.000 Menschen in Kalifornien mit Wasser. In den zwölf Monaten vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Seitdem konsolidiert der Titel. Weitere Namen aus den USA sind Danaher, American Water Works und Thermo Fisher Scientific.

Die Hitze auch dieses Sommers lässt Anleger über das Thema Wasser nachdenken. Und dies, obwohl die Versorgung mit dem kühlen Nass zwischen Kiel und Konstanz vergleichsweise gut ist. In vielen anderen Regionen der Welt herrscht schon jetzt akuter Wassermangel - und es ist zu befürchten, dass sich an diesem Zustand wenig ändern wird, im Gegenteil. Die Wasserbranche ist und bleibt daher auch an der Börse ein Wachstumsmarkt.

Über Robert Zach


Robert Zach ist Marktanalyst bei Investing.com und seit 2009 an den Finanzmärkten aktiv. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft und der Ausbildung bei einer Bank war Robert Zach für eine renommierte Prop-Trading-Firma in Hongkong und Bangkok tätig, bevor er 2017 zu Investing.com kam.

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