Verhält es sich beim Kaufkraftverlust nur um ein vorübergehendes Phänomen? Oder verlieren Sparer und sicherheitsorientierte Bond-Anleger noch mehr ihres eingesetzten Kapitals? Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint ihren Meinungsbildungsprozess noch nicht abgeschlossen zu haben. Noch im November ging EZB-Chefin Christine Lagarde davon aus, dass sich der Inflationsanstieg ab dem Jahr 2022 beruhigen und die Teuerungsrate im Euroraum von zuletzt 4,9 Prozent - dem höchsten Wert seit Einführung der Gemeinschaftswährung - möglicherweise schon im Januar sinken werde.

Luis de Guindos, Vizechef der EZB, ist anderer Ansicht. Seiner jüngsten Einschätzung zufolge ist die Inflation hartnäckiger als bisher vermutet. Dass die EZB daraus den Schluss zieht, den Leitzins in diesem Jahr anzuheben, ist eher unwahrscheinlich. Eine erste Erhöhung halten geldpolitische Experten erst nach dem Ende der Anleihekäufe und somit frühestens Anfang kommenden Jahres für möglich. Aus Rücksicht auf die hochverschuldeten südeuropäischen Länder wird die EZB dann aber nur behutsam vorgehen.

Auch in Großbritannien ist die Inflation hoch. Das liegt vor allem an unterbrochenen Lieferketten. Die Regale in den Geschäften sind immer wieder leer, da Waren nicht rechtzeitig ankommen. Nicht nur für Lebensmittel, auch für Strom, Öl, Gas und andere Notwendigkeiten müssen Bürger mehr ausgeben. Die Mehrbelastung für Haushalte in diesem Jahr wird auf 1200 britische Pfund geschätzt. Die Bank of England versucht, die Verbraucher zu beruhigen. Im Frühling werde die Inflation mit sechs Prozent ihren Höhepunkt erreichen und dann schnell wieder sinken. Um den Preisdruck zu mildern, erhöhte die britische Notenbank im Dezember als erste große westliche Zentralbank den Leitzins von 0,1 auf 0,25 Prozent. Sollte ihre Prognose nicht eintreffen, wird sie wohl noch mal an der Zinsschraube drehen. Doch allzu stark darf die Anhebung nicht ausfallen, sonst wird das Wachstum abgebremst.

Dreimal rauf

Die US-Notenbank Fed dagegen scheint entschlossener als bislang gedacht die Teuerungsrate drücken zu wollen. Das entnehmen Anleger dem jüngst veröffentlichten Sitzungsprotokoll. Angesichts einer Inflationsrate von 6,8 Prozent ist der Handlungsbedarf groß. Investoren gehen von drei Erhöhungen im laufenden Jahr aus. Doch so energisch wie in den 80er-Jahren der damalige Notenbankchef Paul Volcker wird die Fed die Zinszügel wohl nicht anziehen. Die Kollateralschäden für das verarbeitende Gewerbe waren seinerzeit hoch.

Die Inflation dürfte daher wohl noch einige Zeit auf hohem Niveau verharren. Mit Gold und Aktien können Investoren sich dagegen schützen. Eine weitere kluge Alternative sind inflationsgeschützte Anleihen. Mit den auch "Linker" genannten Papieren lassen sich mit geringem Risiko ebenfalls Kaufkraftverluste kompensieren. Die Bonds sind wie herkömmliche Staatsanleihen mit einer Endfälligkeit ausgestattet und wie sie niedrig verzinst. Allerdings werden die jährlichen Kuponzahlungen und der Nennwert am Ende der Laufzeit an die jeweilige Inflationsrate angepasst.

Neben einzelnen Linkern können Anleger auch in Fonds investieren. Das Portfolio des über zwei Milliarden US-Dollar schweren Fidelity Global Inflation-linked Bond Fund besteht derzeit aus 82 Positionen. Zu den Emittenten zählen ausschließlich westliche Industriestaaten. Nach Analyse der volkswirtschaftlichen Daten und den möglichen Entscheidungen der Notenbanken suchen die beiden Manager Tim Foster und Ian Fishwick darunter die jeweils attraktivsten Chancen. Tips (Treasury Inflation Protected Securities), die von den USA emittiert werden, sind derzeit am höchsten gewichtet. Hinzu kommen inflationsgeschützte Papiere, die von Frankreich, Deutschland sowie Großbritannien, Australien und Japan begeben wurden. Das durchschnittliche Rating aller Anleihen beträgt "AA".

Innerhalb eines Jahres erzielte der mit Note 2 beurteilte Fonds knapp elf Prozent, in den vergangenen fünf Jahren - bei generell sehr geringen Inflationsraten - legte er um zehn Prozent zu.

Empfehlung: Kaufen