Dezentralität - Das Lebenselixier der Kryptowährungen


Jeder, der sich nur eine Minute mit dem Thema Kryptowährungen beschäftigt, stößt auf den Begriff der Dezentralität. Doch warum ist dieser so wichtig? Dazu muss man verstehen, dass Kryptowährungen nach der Finanzkrise geschaffen wurden, in der das Vertrauen in das Geldsystem massiv erschüttert worden war. So retten die Zentralbanken politisch gewollt durch das Drucken von Geld und das Kaufen von Anleihen Staaten und Unternehmen auf Kosten der Spareinlagen privater Haushalte.

Seitdem herrschte ein Misstrauen gegenüber den "Fiat-Währungen" wie Euro und US-Dollar, die sich zunehmend weiter entwerteten und Spielball von politischen Entscheidungen zu sein schienen. Darum schuf man Kryptowährungen, die dezentral existierten, also unabhängig von einem Gremium oder einer Regierung. Dazu waren diese auf eine bestimmte Anzahl gedeckelt, um keine unkontrollierte Inflation vom Zaun brechen zu können.

Dezentralität ist also ein entscheidendes Maß in der Welt der Kryptowährungen. Doch die weltweit zweitgrößte Kryptowährung Ethereum, mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 200 Milliarden US-Dollar, steht seit Längerem im Verdacht nicht wirklich dezentral zu sein. Gründe dafür gibt es einige:

Ein Mann ist das Protokoll


Als 2016 der DAO-Hack die Blockchain von Ethereum traf und diese drohten der Kryptowährung und dem Netzwerk irreparable Schäden zuzufügen, war es ein Mann, der über das weitere Vorgehen entschied. Nicht die Miner und Staker, wie es bei Bitcoin der Fall gewesen wäre, sondern Gründer Vitalik Buterin, der Gründer der Ethereum Blockchain rettete sein Projekt, welches bereits damals mehrere Milliarden Euro schwer war.

Damit wurde deutlich, dass hier keine Dezentralität mehr gegeben war, denn aktuell können Veränderungen am Protokoll von Ethereum nur von einer kleinen Gruppe von Programmierern rund um den in Russland geborenen und aktuell in Kanada lebenden Buterin gemacht werden. Dies war bereits vor sechs Jahren das erste Warnsignal für Investoren.

Amazons Einfluss


Ein weiteres sehr großes Warnsignal tat sich erst in den letzten Jahren auf. Die Nodes, welche essentiell zum Betreiben der Netzwerke sind, liegen bei ETH zu 70 Prozent auf gehosteten Webservern. Und nicht nur auf irgendwelchen, sondern diese werden Merheitlich von AWS, dem Cloudservice von Amazon betrieben.

Damit sind die Nodes, welche das Netzwerk am Leben erhalten nicht nur dem Zugriff eines Unternehmens ausgesetzt, sondern auch eines Staates, nämlich der USA. Würde diese plötzlich einen schärferen Ton gegenüber Kryptowährungen anschlagen, wie es beispielsweise in Europa getan wird, so hätten die Vereinigten Staaten in Amazon ein Instrument, mit welchem man leichthin das Ethereum-Netzwerk an den Rand der Instabilität bringen könnte.

Fazit: Ethereum ist keine klassische dezentrale Kryptowährung


Zwar hat ETH einige sehr spannende Use Cases wie die Smart-Contracts, allerdings ist die Kryptowährung nicht wie das Mutterschiff Bitcoin oder andere Coins. Dies sollte Investoren bei einem Investment in Ethereum klar sein, da die zweitgrößte Kryptowährung der Welt nicht unbedingt das verspricht, was von vornherein von ihr erwartet wird.

Relativ gut lässt sich Ethereum wohl mit einer Aktie mit einem Mehrheitsaktionär vergleichen. Zwar sind die Risiken und die Volatilität eines produktiven Unternehmensanteils andersgeartet, doch trotzdem kann in beiden Fällen eine Person bzw. in diesem speziellen Fall noch ein weiteres Unternehmen (Amazon) starken Einfluss auf den Kurs und die Entwicklung von ETH nehmen. Gerade aus diesem Grund könnte es sich für Investoren auch lohnen, mögliche Alternativen wie Cardano einem näheren Blick zu unterziehen, die ähnliche Vorteile wie die ETH-Blockchain bieten, aber nicht mit derartigen Problemen zu kämpfen haben.