Das CFA-Institute, einer der führenden Berufsverbände für professionelle Anleger und Investmentmanager hat seine Mitglieder zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie befragt. Demnach erwartet nur rund jeder zehnte deutsche Umfrageteilnehmer (12 Prozent) eine schnelle, V-förmige, wirtschaftliche Erholung. Weltweit gehen zehn Prozent der Befragten davon aus. Die Mehrheit der deutschen Investment-Professionals (39 Prozent) erwartet eine längere Abschwungphase mit einer U-Erholung. Ein Drittel (37 Prozent) ist etwas pessimistischer und rechnet mit einem sogenannten "Hockey Stick"-Szenario, welches eine zwei- bis dreijährige Stagnation bedeutet. "Insgesamt legen die Ergebnisse der Umfrage nahe, dass das Sentiment deutlich weniger bullish ist, als es die hohen Bewertungen der Aktienmärkte im Moment suggerieren", kommentiert Olivier Fines, CFA, Head of Advocacy des CFA Institute für die EMEA-Region und Autor der Studie.

Auch für ihre eigene Branche sehen die Befragten dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Fast jeder zweite deutsche Umfrageteilnehmer (43 Prozent) geht davon aus, dass der Asset Management-Branche Insolvenzen sowie eine Konsolidierungswelle infolge der Corona-Krise bevorstehen. Global sehen die professionellen Anleger nicht ganz so schwarz. Ein Drittel der Finanzexperten erwartet Konsolidierungen. Ebenso rechnen die Deutschen mit mehr Unternehmenspleiten als ihre internationalen Kollegen. Als langfristige Effekte sehen die Umfrageteilnehmer einen Trend zu Automatisierung von Prozessen zwecks Hebung von Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungspotenzialen. Bei der Frage nach der Alternativlosigkeit fiskal- und geldpolitischer Reaktionen auf die Krise gab es erhebliche regionale Unterschiede. So besteht zwar weitgehend Konsens darüber, dass milliardenschwere Konjunktur- sowie Hilfs- und Zentralbankprogramme kurzfristig stabilisierend wirkten. Darüber, wie es nun weitergehen soll, bilden sich jedoch zwei Lager heraus. Die eine Hälfte (49 Prozent) hält die bisherigen Maßnahmen für nicht ausreichend, um die Wirtschaft nachhaltig zu stützen. Die andere Hälfte (49 Prozent) fordert ein Rückfahren der Programme und ein schnelles Abtragen der Schulden. Die Deutschen ordnen sich mehrheitlich diesem zweiten Lager zu (55 Prozent). Skeptischer als der Rest der Welt sehen die Deutschen die monetäre Finanzierung. Die Geldprofis hierzulande vertreten die Ansicht, dass die Kosten hoher Staatsverschuldungen letztlich zu Staatsbankrotten führen könnten. Dies meinen vier von zehn deutschen Teilnehmern (global 28 Prozent).