Die Getreidepreise schießen in die Höhe. Schon befürchten Nichtregierungsorganisationen, dass sich in einigen Entwicklungsländern das Szenario aus den Jahren 2008 und 2011 wiederholt, als viele Arme sich Nahrungsmittel nicht mehr leisten konnten, und es zu Hungerprotesten kam. Schließlich haben viele Bewohner in diesen Länder durch die Corona-Krise ihren Arbeitsplatz verloren.

Für die Hausse insbesondere von Weizen gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist, dass die Chinesen den Weltmarkt leer kaufen. Chinas Schweinepopulation wurde durch die Schweinegrippe im Vorjahr stark reduziert. Nach dem Abebben der Seuche werden im Reich der Mitte wieder weit mehr dieser Tiere gezüchtet, da das Land einen hohen Fleischbedarf hat. Sojabohnen und Futtermais reichen nicht mehr aus, um die Schweine zu mästen. Also kauft China in großen Mengen auch Futterweizen.

Allerdings ist das nicht die einzige Ursache für den kräftigen Anstieg des Weizenpreises. Die Weizenlager sind zwar global betrachtet gut gefüllt. Doch der Großteil der Bestände befindet sich in China und Indien. Diese Staaten führen aber fast keinen Weizen aus. In den wichtigen Exportländern Russland, Kanada, der EU, USA und Ukraine sind die Lager dagegen weniger voll. Dadurch kann eine hohe Nachfrage wie derzeit kaum ausgeglichen werden.

Abgesehen von der Nachfrage aus China kaufen aber auch andere Staaten große Mengen an Weizen, um ihre Versorgungssicherheit in Lockdowns zu gewährleisten. Russland etwa, der global größte Exporteur von Weizen, fürchtet zu viel des Getreides auszuführen und selbst nicht mehr ausreichend davon im Land zu haben.

Russland erhöht Exportsteuer

Die Lebensmittelpreise im größten Land der Erde haben zuletzt stark angezogen. Daher hat die Regierung im Dezember eine Exportsteuer von 25 Euro je Tonne ab Mitte Februar eingeführt. Da diese Ankündigung nicht die erhoffte Wirkung am Markt erzielt hat, wird nun die Steuer ab März wahrscheinlich auf 50 Euro verdoppelt. "Die Regierung hat keine andere Wahl, als den Zoll auf einen Betrag anzuheben, der erhebliche Auswirkungen auf den Inlandsmarkt haben wird", sagte Eduard Zernin, Leiter der Russischen Union der Getreideexporteure, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Das dürfte zu einer Verringerung der Ausfuhr aus Putins Reich führen. "Der Weizenpreis in der EU ist jedenfalls schon geklettert, da wegen der Verringerung der russischen Ausfuhren mit einer höheren Nachfrage nach Weizen aus Europa vor allem aus dem Nahen Osten und Afrika gerechnet wird", sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Er sieht eine weitere Ursache für die hohen Preise des Getreides darin, dass "die Anbaufläche für Winterweizen in den USA auf dem tiefsten Stand seit 1909 ist". Es sei für US-Farmer lukrativer, Soja und Mais anzubauen als Weizen.

Überdies erhöhten auch Spekulanten und Hedgefonds an den Terminmärkten ihre Weizenpositionen, um an der Rally zu partizipieren, was zusätzlichen Aufwärtsdruck auf den Preis ausübt.

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