Am 24. April ist es so weit. Wenn in den Apple-Läden der Verkaufsstart für die drei Kollektionen der neuen iWatch beginnt, wird vor allem eine Funktion der intelligenten Armbanduhr im Blickpunkt stehen. Mit einem Klick können die Nutzer bezahlen, ohne dafür ein Passwort eingeben oder auch nur den Fingerabdruckscanner des neuen iPhone 6 berühren zu müssen. Als digitale Geldbörse funktioniert die Apple-Watch auch in Verbindung mit einem älteren iPhone ohne den neuen NFC-Standard für Datenübertragung per Kurzwellentechnologie.

Ob Smartphones, Uhren oder digitale Armbänder - die elektronische Brieftasche ist auf dem Vormarsch. Als Apple 2014 mit dem Bezahlsystem Apple Pay in dieses Geschäftsfeld einstieg, hat das den digitalen Hype ums mobile Bezahlen weiter beschleunigt. Laut Schätzungen der IT-Marktforschungsfirma Gartner wird sich das globale Transaktionsvolumen bis 2017 auf 721 Milliarden US-Dollar verdreifachen - unabhängig davon, ob die Abschaffung des Bargelds ein realistisches Szenario ist oder nicht. Längst mischen alle Branchengrößen mit. Doch noch ist ungewiss, wer am Ende am meisten profitieren wird. Nutznießer des enormen Marktpotenzials werden sie aber alle sein - und einmal mehr sind die USA Vorreiter in der Umsetzung. Neben Apple werden drei weitere Firmen in besonderer Weise davon profitieren.



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Digitale Allroundverwalter

Noch liegt Ebay in Sachen digitale Geldbörse mit seinem Online-Bezahlsystem Paypal, das weltweit von 230 Millionen Kunden genutzt wird, vorn. Aber Google hat nachgezogen: Android Pay unterhält verschiedene Bezahlsysteme auf einer Karte. Die Anzeige des Kontostands oder das Verwalten von Tickets, Kupons und Kundenkarten machen das Ganze zu einem digitalen Allroundverwalter. Zuletzt erwarb Google Technologien und Patente von Softcard, dem Bezahldienst der Telekomkonzerne AT & T, Verizon Wireless und T-Mobile US. Zu dem Deal gehört auch, dass die Bezahl-App Google Wallet auf allen Android- Geräten vorinstalliert wird, die von diesen Netzbetreibern verkauft werden.

Deutlich aufgeholt hat zuletzt Facebook auf der Suche nach einem geschlossenen Bezahlsystem für seine 1,2 Milliarden Kunden. So soll in den kommenden Monaten in Kooperation mit den Kreditkartenfirmen Visa und Mastercard eine neue App über den Kurzmitteilungsdienst Messenger an den Start gehen, bei dem Nutzer kostenlos untereinander Geld überweisen können. Das Prozedere ist denkbar einfach: Chat starten, Betrag eingeben und dann die Zahlung über eine Taste mit Dollarsymbol abschicken. Vorerst geht das nur über Bankkarten, bei denen das Girokonto ohne Zeitverzögerung belastet wird. Aber der Grundstein für Transaktionen ohne zwischengeschaltete Bank ist gelegt. Facebook kommt damit der kommerziellen Vernetzung seiner Nutzer einen großen Schritt näher, denn der neue Service ergänzt sich ideal mit der neuen Shopping-Suchmaschine TheFind.



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Nachzügler Deutschland

In Deutschland steckt das Thema Mobile Payment noch in den Kinderschuhen. Gerade mal fünf Prozent aller Kassenterminals im Handel sind bislang auf das kontaktlose Bezahlen ausgerichtet. Noch funktioniert die digitale Geldbörse nur bei Einzelhändlern, die mit einzelnen Mobilfunkbetreibern zusammenarbeiten.



Doch das wird sich ändern, sagt Steffen von Blumröder, Leiter des Bereichs Banken und Dienstleistungen beim IT-Branchenverband Bitkom: "Eine wachsende Zahl von Kaufhäusern, Tankstellen und Buchhandlungen akzeptiert Mobile Payment. Und da die Kassenterminals regelmäßig ausgetauscht werden, wird sich der Anteil auf Sicht der nächsten zwei bis drei Jahre deutlich erhöhen." Bislang fehlt es hierzulande an Schnittstellen für die Abwicklungssysteme der einzelnen Banken. Diese zögerten bisher, mit Anbietern wie Apple, Samsung oder Google zu kooperieren.

Doch auch hier tut sich einiges: Vorreiter bei der digitalen Brieftasche in Deutschland waren die Sparda-Banken, die im Sommer 2014 mit dem MasterPass eine Bezahllösung einführten. Auf Basis der Mastercard können damit unter Anbindung der jeweiligen Hausbank alle Informationen online, mobil und stationär verwaltet werden - unter höchsten Sicherheitsstandards, wie es heißt.



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Technologische Basis ist die Plattform der französischen Firma Worldline. Die Tochter des IT-Konzerns Atos ist seit 2014 separat an der Pariser Börse Euronext gelistet und auf Software für elektronischen Zahlungsverkehr spezialisiert. Die für die Sparda-Banken entwickelte Basis kommt auch für eine gemeinsame Lösung infrage, wie sie die deutschen Geldhäuser jetzt anstreben. Allerdings ist die Worldline-Aktie bereits gut bezahlt, denn das Wachstum hat sich zuletzt abgeschwächt.

Eine bessere Wahl ist Wirecard. Das TecDAX- Unternehmen bietet für Banken, Telekomkonzerne und Bezahldienste alle technischen und finanziellen Dienstleistungen für den elektronischen Zahlungsverkehr aus einer Hand. Setzt sich die digitale Geldbörse durch, wird dies Wirecard in Zukunft eine anhaltend hohe Gewinndynamik bescheren.

Auch Anleger, denen die schwindende Bedeutung des Bargelds Unbehagen bereitet, sollten sich nicht scheuen, auf den Mobile-Payment-Zug aufzuspringen. Denn aufhalten lässt er sich ohnehin nicht, wie die Historie lehrt. Was machbar ist, wird im Internet auch gemacht.

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