Experten werteten dies als vertrauensbildende Maßnahme. An der Börse wurden der Beteiligungsverkauf, die erhöhte Dividende und die Aktienkäufe der beiden Führungskräfte honoriert. Die seit Ende März stark unter Druck stehenden Anteile legten in der Spitze bis zu 14 Prozent zu. Zuletzt stand ein Plus von 11 Prozent auf 47 Euro auf dem Kurszettel. Damit setzten die Anteile ihre jüngste Erholung fort.

Die japanische Nidec-Gruppe wolle 185 Millionen Euro für das Flensburger Unternehmen auf den Tisch legen, teilte Aurelius am Dienstag in München mit. Damit würde das eingesetzte Kapital um das Elffache gesteigert werden. Die Transaktion, die in den kommenden Monaten über die Bühne gehen soll, würde rund 100 Millionen Euro zum Ergebnis beisteuern.

Da zudem in den kommenden Monaten mit weiteren Verkäufen zu rechnen sei, will der Vorstand jetzt die Gewinnbeteiligung für die Aktionäre deutlich erhöhen. Für das Geschäftsjahr 2016 soll jetzt eine Dividende von insgesamt 4 Euro gezahlt werden und damit doppelt so viel wie bisher geplant. Für 2015 hatte Aurelius 2,45 Euro ausgeschüttet.

Die Basisdividende solle wie Anfang März angekündigt bei einem Euro je Aktie bleiben. Der Ausschüttungsanteil, mit dem die Aktionäre an Unternehmensverkäufen beteiligt werden, solle dagegen von den bisher vorgesehenen 1 auf 3 Euro steigen. Aurelius teilte zudem mit, dass der vor kurzem angekündigte Aktienrückkauf jetzt gestartet wird.

Mit diesen Schritten will Aurelius dem Verfall der Aktie, der nach einer Attacke des Finanzspekulanten Gotham eingesetzt hat, gegensteuern. Die Aktie war zuletzt nach Vorwürfen von Gotham in puncto Bilanzierungspraxis abgestürzt. Börsianer hatten dahinter den Angriff eines Leerverkäufers gewittert, also eines Spekulanten, der auf fallende Kurse setzt.

Der Börsenwert des Unternehmens war binnen weniger Tage von seinem Rekordhoch im März um fast die Hälfte oder rund eine Milliarde Euro auf knapp 1,1 Milliarden Euro gefallen. Mit dem zwölfprozentigen Plus zum Handelsstart am Dienstag lag die Marktkapitalisierung wieder bei knapp 1,5 Milliarden Euro und damit rund 37 Prozent über dem Tief von Ende März.

Baader-Bank-Experte Tim Dawson bestätigte nach dem angekündigten Beteiligungsverkauf und der Dividendenerhöhung die Kaufempfehlung für die Aktie. Das Kursziel setzte er auf 60,90 Euro und damit deutlich über das aktuelle Niveau. Der Verkauf zeige, dass die Vorwürfe von Gotham nicht richtig seien, schrieb er in einer Studie.

Auch die Privatbank Berenberg hat die Einstufung für Aurelius nach der Ankündigung eines Beteiligungsverkaufs auf "Buy" mit einem Kursziel von 80,60 Euro belassen. Der Ausstieg aus dem Kompressorhersteller Secop zeige, dass das Geschäftsmodell der Beteiligungsgesellschaft funktioniere, schrieb Analyst Gunnar Cohrs in einer Studie vom Dienstag.

Aurelius selbst hatte die Vorwürfe bereits mehrfach zurückgewiesen. Anfang April hatte das Unternehmen erklärt, dass die Vorwürfe "in ihrer Substanz falsch" sind. Gotham habe es auf Spekulationsgewinne durch fallende Kurse abgesehen. Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin untersucht derzeit den Kursverlauf. Aurelius selbst prüft wiederum juristische Schritte - bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung.

Aurelius hält dem Finanzspekulanten vor, dieser habe ein Interesse daran gehabt, den Kurs nach unten zu drücken, um sich günstig mit Aktien des Konzerns eindecken zu können. Es habe Gotham daher genutzt, Aurelius einen Reputationsschaden zuzufügen, hieß es vom Unternehmen. Gotham hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts eine signifikante sogenannte Short-Position, bei der man von fallenden Kursen profitiert.

Aurelius zufolge konnte der Spekulant dabei einen "beträchtlichen Spekulationsgewinn" einfahren. Aurelius tritt den Vorwürfen des Finanzspekulanten klar entgegen und wirft Gotham "fundamentale intellektuelle Fehler" in seinem Bericht vor. "Es vergleicht Äpfel mit Birnen, verwechselt Zeitangaben und verwendet unvollständige Analysen", schreibt Aurelius. "Damit kommt es zu Schlussfolgerungen, die ausnahmslos falsch sind."

Ähnliche Angriffe wie die jetzt von Gotham auf Aurelius hatte es im vergangenen Jahr auf den im TecDax notierten Zahlungsabwickler Wirecard und den im MDax gelisteten Außenwerbespezialisten Ströer gegeben. Die Kurse beider Aktien hatten lange Zeit unter den Attacken gelitten, konnten sich aber zuletzt wieder erholen.

So machte das Ströer-Papier so gut wie alle Verlust nach dem Kurssturz wieder wett. Noch besser sieht es bei Wirecard aus. Die Aktie des TecDax-Schwergewichts kostet inzwischen deutlich mehr als zum Zeitpunkt vor der Attacke und erklomm erst zum Wochenbeginn das Rekordhoch von 54,03 Euro. Damit ist Wirecard an der Börse fast 6,7 Milliarden Euro wert.

dpa-AFX