Im Februar und März bekamen so manche Bullen auf dem Parkett kalte Füße, als die amerikanischen Technologieaktien prozentual zweistellig korrigierten. Auch die Blue Chips wurden von der schlechten Stimmung mitgerissen. Nur wenige Titel stemmten sich gegen den schwachen Trend, dazu zählte auch Bechtle. Die Papiere der Hightech-Schmiede eilen seit Monaten von Rekord zu Rekord und weisen eine beeindruckende Relative Stärke auf. Der besondere Vorteil bei dieser Kennzahl liegt darin, dass die Mitglieder eines Index in eine Rangfolge gesetzt werden und so auf einen Blick sichtbar wird, welche Titel gerader mit einer Outperformance glänzen. Subjektive Faktoren spielen keine Rolle, die Ergebnisse beruhen nur auf mathematischen Berechnungen. Anleger können so sehr einfach auf die Gewinner der laufenden Hausse setzen und einen Renditevorsprung erzielen. Täglich aktualisierte Listen veröffentlicht Börse Online im Premium-Bereich.

Bechtle ist seit Wochen in den Listen der Relativen Stärke ganz oben zu finden. Entsprechend positiv gestaltet sich auch die Charttechnik. Mit Kursen bei rund 65 Euro notiert der Wert auf Rekordhoch. Widerstände sind nicht mehr vorhanden, der Weg auf der Oberseite ist frei.

Beste Voraussetzungen für weitere steigende Kurse. Die glänzenden technischen Perspektiven werden durch eine ebenso gute Geschäftsentwicklung untermauert. Bechtle profitiert als IT-Komplettanbieter mit mehr als 65 Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz von der zunehmenden Nachfrage nach komplexen IT-Dienstleistungen. Neben dem Geschäft mit Installation und Service von eigenen Computersystemen ("IT-Systemhaus & Managed Services") betreibt das Unternehmen aus Neckarsulm bei Heilbronn einen Online-Handel mit IT-Produkten ("IT-E-Commerce"), der im vergangenen Jahr rund ein Drittel zu den Umsätzen beisteuerte. Erst in dieser Woche erhielt das Unternehmen von der Deutschen Bahn den Zuschlag für die Lieferung mobiler Endgeräte, Zubehör und die Erbringung von Dienstleistungen. Das Vertragsvolumen liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Auf Seite 2: Viel Cash und ein cleverer Deal

Viel Cash und ein cleverer Deal

Die enge Verzahnung von Hardwarelieferungen in Verbindung mit der Bereitstellung entsprechender Servicedienstleistungen ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil von Bechtle gegenüber der Konkurrenz. Dies zeigen auch verschiedene Großaufträge wie zuletzt für das Logistikzentrum Baden-Württemberg oder die Europäische Kommission. Aber nicht nur der öffentliche Sektor verspricht glänzende Wachstumsperspektiven, auch Unternehmen sind aufgrund der zunehmenden Komplexität im IT-Bereich auf Systemhäuser angewiesen, die sowohl Hard- als auch Software-Know-how anbieten. In den nächsten Jahren ist in der Branche mit einer verstärkten Konsolidierung zu rechnen. Kleinere Anbieter können die wachsenden Anforderungen nicht mehr bedienen und dürften vom Markt verschwinden oder aufgekauft werden. Dies verspricht Wachstum für konzernunabhängige IT-Dienstleister, die über genügend qualifizierte Mitarbeiter, ein überregionale Aufstellung und ein breites Angebotsspektrum verfügen. Zugleich nimmt wegen der NSA-Spähaffäre das Beratungsbedürfnis zu und eröffnet Bechtle neue Kundenkontakte.

Mit seiner inzwischen 30-jährigen Reputation im Systemhausgeschäft bietet das TecDAX-Mitglied beste Voraussetzungen, um vom Konsolidierungsprozess verstärkt zu profitieren. Anfang 2011 beschäftigte das Unternehmen noch 4800 Mitarbeiter, inzwischen kann dank eines Personalbestandes von gut 6300 ein hoher Spezialisierungsgrad einzelner Mitarbeiter und Teams gewährleistet werden. Akquisitionen sind nach Aussagen des Managements ein integraler Bestandteil der Wachstumsstrategie. Im ersten Semester 2014 baute Bechtle mit dem Kauf von Aramas das Managed-Service-Geschäft für Großkunden aus und erweiterte so die Kapazitäten im Kerngeschäft. Mit der Übernahme von planetsoftware wird die im CAD-Bereich zunehmend an Bedeutung gewinnende Komponente 3D verstärkt. Weitere Zukäufe könnten schon bald folgen. Die liquiden Mittel einschließlich der Geld- und Wertpapieranlagen lagen Ende März bei 152 Mio. Euro. "Bechtle ist damit problemlos in der Lage, sowohl Großprojekte vorzufinanzieren als auch akquisitorisches Wachstum zu realisieren", ließ das Unternehmen Mitte Mai durchblicken.

Eine breite regionale Aufstellung ist wichtig, für zusätzlichen Pepp sorgen Kooperationen außerhalb der bestehenden Kernmärkte. Besonders für weltweit aufgestellte Unternehmen gewinnt die umfassende Betreuung innerhalb und außerhalb Europas zunehmend an Bedeutung. Seit wenigen Wochen bestehende eine Zusammenarbeit mit dem amerikanischen IT-Handelsunternehmen PC Connection. Bechtle bietet nun auch Unterstützung über unterschiedliche Sprachbarrieren, Währungsdifferenzen und Zeitzonen an. "Die Partnerschaft mit PC Connection ist der Auftakt einer internationalen Allianz, die wir weiter ausbauen wollen. Wir versprechen uns von dieser Art der Kooperation Zugang zu neuen Märkten und zusätzliche Kundenverbindungen", sagte Mitte März Jürgen Schäfer, Vorstand IT-E-Commerce bei Bechtle. Mit Tesla Europa wird bereits der erste Kunde im Rahmen dieses Abkommens von Bechtle bedient. Nach Einschätzung vom Bankhaus Lampe dürfte die Bekanntgabe ähnlicher Partnerschaften aus weiteren Wirtschaftsbereichen wie Asien, Südamerika oder aus dem Nahen Osten der nächste Schritt sein.

Auf Seite 3: Solide Finanzierung bei attraktiver Bewertung

Solide Finanzierung bei attraktiver Bewertung

Bereits die Zahlen zum ersten Quartal zeigen deutlich, dass Bechtle auf dem richtigen Pfad unterwegs ist und vom steigenden Stellenwert als leistungsfähiger Anbieter komplexer IT-Infrastrukturprojekte profitiert. Mit 587 Mio. Euro gingen gut 14 Prozent mehr durch die Bücher als im Vorjahreszeitraum. Optimistisch stimmt besonders die deutlich überproportionale Ergebnisentwicklung. Vor allem das Geschäft mit dem Einrichten und Betreiben von Computersystemen florierte und ließ das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 46 Prozent auf 21,2 Mio. Euro steigen. Die Marge kletterte gegenüber dem Vorjahr von 2,8 auf 3,6 Prozent. Auch die Finanzkennzahlen überzeugen mit einem Anstieg der Eigenkapitalrendite von 9,3 auf 12,7 Prozent sowie einer Eigenkapitalquote von 57,3 Prozent. Prognosen zufolge dürfte die IT-Branche nach 1,9 Prozent im Vorjahr in 2014 um rund 2,8 Prozent wachsen. Nach den erstklassigen Zahlen von Bechtle im Auftaktquartal rechnet das Bankhaus Lampe mit einem deutlich stärkeren Wachstum von 9,3 Prozent. Im laufenden Jahr peilt das Management sowohl beim Umsatz als auch Ergebnis eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr an. Wegen des herausragenden zweiten Halbjahres 2013 könnte aber die Wachstumsdynamik ab dem dritten Quartal etwas nachlassen.

Schätzungen vom Bankhaus Lampe zufolge dürfte Bechtle nach Umsätzen von 2,27 Mrd. Euro in 2013 im laufenden Jahr 2,48 Mrd. Euro und im kommenden Jahr 2,65 Mrd. Euro Umsatz erzielen. Beim Ergebnis je Aktie rechnet Börse Online mit 3,58 Euro in 2014 und 3,92 in 2015. Für das vergangene Jahr wies das Unternehmen noch 3,02 Euro aus. Der langfristige Weg scheint vorgegeben: Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender bei Bechtle, will bis 2020 mit 10.000 Mitarbeitern einen Umsatz von fünf Mrd. Euro erzielen bei einer Marge von fünf Prozent. Aus dem Blickwinkel der Bewertung ist der Wachstumswert mit einem 2015er-KGV von 16,4 noch nicht ausgereizt und hat weiter Luft nach oben. Besonders die erwähnten Katalysatoren sollten den Kurs treiben und dazu führen, dass die Aktie auch weiterhin im Ranking der Relativen Stärke weit oben zu finden ist. Das Bankhaus Lampe siedelt den fairen Wert bei 70 Euro an, Börse Online traut dem Wert auch einen Anstieg bis 72,50 Euro zu.