Blades soll den Posten nach dem überraschenden Ausscheiden des Norwegers Per Utnegaard Ende April spätestens im dritten Quartal antreten. Die Grundsatzentscheidung über die Zukunft des Bau- und Immobilienservicegeschäftes, dessen Verkauf seit Jahresbeginn geprüft wird, dürfte damit ohne ihn fallen. Hier sollte bis zur Hauptversammlung am 11. Mai Klarheit herrschen.

Bilfinger steckt seit fast zwei Jahren in der Krise. Ausgangspunkt war der Einbruch im Kraftwerksgeschäft, wo der Mannheimer Konzern für Energieversorger Anlagen konstruiert, baut und modernisiert. Die Energiewende und Managementfehler ließen die Aufträge einbrechen. Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch musste nach mehreren Gewinnwarnungen den Posten des Bilfinger-Chefs im Sommer 2014 räumen. Die verlustreiche Sparte steht seit dem vergangenen Jahr zum Verkauf. Innerhalb kurzer Zeit wurde fast der ganze Vorstand ausgewechselt, rund 2000 Arbeitsplätze fielen weg. Hauptaktionär Cevian, ein Finanzinvestor aus Schweden, gibt mit dem früheren Daimler- und Metro-Manager Eckhard Cordes als Aufsichtsratschef bei Bilfinger den Ton an.

INDUSTRIE-EXPERTE FÜR ÖLGESCHÄFT



Blades wird einschließlich der Übergangschefs Herbert Bodner und Axel Salzmann, dem jetzigen Finanzchef, der vierte Chef seit Kochs Abtritt. Der 59-jährige Brite habe als Industrie-Experte breite Erfahrung in wichtigen Kundenbranchen von Bilfinger, erklärte Aufsichtsratschef Cordes. "Er hat in seiner Karriere mehrfach bewiesen, dass er komplexe Führungsaufgaben bestens meistern und Firmen erfolgreich neu ausrichten kann", ergänzte er. Blades hat in seiner Karriere häufig den Arbeitgeber gewechselt: Bei Siemens, Halliburton und Schlumberger war er im Öl- und Gasgeschäft tätig.

Der schwedische Finanzinvestor EQT ist Insidern zufolge als einziger ernsthafter Bieter noch im Rennen für das Bau- und Immobilienservicegeschäft. Ein Verkauf wird "ergebnisoffen" geprüft, seit zu Jahresbeginn einige Offerten in Mannheim eingingen. Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat sträubt sich dagegen, denn das kleinere der zwei verbleibenden Geschäftsfelder ist derzeit die Stütze des Unternehmens. Das Industrieservice-Geschäft schwächelt unter anderem wegen der niedrigen Ölpreise, die Ölkonzerne wie Bilfingers wichtigstem Kunden Statoil mit Investitionen knausern lassen.

Blades soll neben dem Vorstandsvorsitz auch die Leitung der Industriesparte übernehmen. Sein Vorgänger Utnegaard hatte überraschend nach gerade mal elf Monaten im Amt hingeworfen. Aufsichtsratschef Cordes hatte das mit rein persönlichen Gründen erklärt. Differenzen über die Strategie von Bilfinger habe es nicht gegeben.

Reuters