Der Bitcoin-Kurs ist seit Jahresanfang um mehr als 740 Prozent gestiegen und steht inzwischen auf einem Rekordniveau bei über 8295 US-Dollar. Was treibt den Kurs so hoch?


Die jüngste Rally der Kryptowährung wurde vor allem durch die Möglichkeit der Einführung eines Bitcoin-Futures in den USA angeheizt. Zuvor unterstützten unter anderem Pläne für einen geregelten Handelsplatz für solche Digitalwährungen die Kursentwicklung.



Was ist der Unterschied solcher Kunstwährungen zu Euro, Dollar und Co.?


Hinter Währungen wie dem Bitcoin stehen weder Staaten noch Zentralbanken. Die Währung gibt es auch nur digital. Der Kurs beziehungsweise der Preis eines Bitcoins ergibt sich ausschließlich durch Angebot und Nachfrage. Ist im Zweifel keine Nachfrage mehr nach dem Kryptogeld da, könnte es komplett seinen Wert verlieren. Nimmt die Nachfrage hingegen wie zur Zeit zu, könnte es mit dem Kurs aber auch deutlich weiter nach oben gehen.

Was sind die wichtigsten Merkmale von Bitcoin?


Mit der Kryptowährung können Transaktionen an Regierungen und Banken vorbei abgewickelt werden: Sie werden direkt von einer Adresse zu einer anderen übertragen. Dabei ist jede Transaktion von Bitcoins zwar für jeden sichtbar, etwa auf Blockchain.info. Die Webseite zeigt, wie viele Münzen gerade von welcher Bitcoin-Adresse an welche überwiesen werden. Wer hinter der jeweiligen Adresse steckt bleibt aber geheim. Die Transaktionen sind verschlüsselt - mit Bitcoins kann man anonym bezahlen. Das ist der Grund, warum sie auch einen schlechten Ruf als Währung für Kriminelle haben. Die digitalen Münzen sind auch die Währung des Darknet, also des anonymen Teils des Internets.

Was haben Bitcoin und Gold nach Meinung vieler Börsianer gemeinsam?


Gold gilt als ein sicherer Hafen in Krisenzeiten. Hinter Gold wie hinter Bitcoin stehen keine Staaten oder Regierungen. Anders als sogenannte Fiatwährungen wie Euro oder Dollar kann Gold nicht beliebig vermehrt werden und ist daher vor Inflation geschützt. Auch Bitcoins können nicht nach Belieben vermehrt werden. Das liegt in seiner technischen Beschaffenheit. Im zugrundeliegenden Programmcode ist festgelegt, dass es maximal 21 Millionen der digitalen Münzen geben darf. Das macht die Währung Gold ähnlich. Bisher wurden laut Bitcoin.info rund 16,7 Millionen Bitcoins "geschürft". Je mehr Münzen im Umlauf sind, desto aufwendiger wird das Gewinnen weiterer virtueller Münzen. Mittlerweile geht das fast nur noch mit großen Rechenzentren. Dabei ist der Stromverbrauch durch die Rechenleistung, von der immer mehr zum Schürfen benötigt wird, ist enorm.

Wie sieht der technische Hintergrund von Bitcoin aus?


2008 haben einer oder mehrere Programmierer unter dem Namen Satoshi Nakamoto Bitcoin erfunden. Die digitale Währung wird auf Computern erzeugt. Die Technik, die Bitcoin zugrunde liegt, heißt Blockchain. Sie kann man sich vorstellen wie eine Kette aus Informationen über alle Bitcoin-Transaktionen, die je gemacht wurden. Sozusagen eine Art digitale Buchhaltung. Jeder, der dem Netzwerk angehört, hat dieselben und vollständigen Informationen über alle Transaktionen. Wenn ein neuer Block aus Transaktionen erzeugt wird, wird er an die Kette angehängt. Das ist der Punkt, an dem die sogenannten "Miner" zum Zug kommen.

Die Erzeugung von neuen Bitcoins nennt man "Mining". Um neue Münzen zu gewinnen, stellen User dem Netzwerk Rechenleistung zur Verfügung. Die Seite BTC-ECHO beschreibt den Vorgang so: Wenn ein neuer Block von Transaktionen erzeugt wurde, verifizieren Miner sie und wandeln den Block in etwas Kürzeres um. Es entsteht ein sogenannter Hash - eine Abfolge von Buchstaben und Zahlen. Der Code wird im jeweils aktuell letzten Block der Kette aufbewahrt, an den dann die darauffolgenden neuen Blocks wiederum angehängt werden. Miner konkurrieren dabei auf der Suche nach neuen Blocks - sind sie erfolgreich, bekommen sie dafür neue Bitcoins. Je nach Beitrag der Rechenleistung werden anteilig Bitcoins vergeben. Bis die Grenze von 21 Millionen Münzen erreicht ist, wird die Menge also zwar immer langsamer, aber stetig größer. Durch das Mining wird die Blockchain vor Manipulationen geschützt. Ein Bitcoin kann so zum Beispiel nicht zweimal ausgegeben werden.

Neben Bitcoin gibt es auch Bitcoin Cash und Bitcoin Gold. Warum?


Am 25. Oktober fand bereits die zweite Abspaltung in dem noch jungen Leben der Kryptowährung statt: von Bitcoin wurde Bitcoin Gold abgezweigt. Diesen Vorgang nennt man "Hard Fork". Bei Bitcoin Gold soll es auch für private Personen wieder möglich machen, Bitcoin zu schürfen. Bitcoin Gold ging gratis an Besitzer von Bitcoins.

Bitcoin Cash wurde bereits am 1. August von Bitcoin abgespalten. Hintergrund war ein Streit um die Geschwindigkeit von Bitcoin-Transaktionen. Gleichzeitig ist nur eine begrenzte Zahl von Transaktionen möglich. Das bedeutet, dass es zu langen Wartezeiten und/oder hohen Gebühren kommt. Ein Update namens "Segwit2x" sollte die Transaktionen schneller machen, in dem die Größe eines Blocks ausgeweitet wird. Einer kleineren Gruppe von Minern war das zu wenig. Sie riefen also Bitcoin Cash ins Leben. Hier sind die Blocks achtmal so groß wie die ursprünglichen. Jeder Bitcoin-Besitzer bekam gratis Bitcoin Cash.

Andere Kryptowährungen


Zwar ist die Zahl der Bitcoins, die es geben darf, begrenzt. Nicht aber die Zahl der Kryptowährungen an sich. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Kryptowährungen schnell gestiegen, 1319 listet die Seite coinmarketcap.com inzwischen auf. Der Wert dieser Währungen insgesamt: gut 200 Milliarden US-Dollar. Bitcoin ist mit einem Marktanteil von rund 56 Prozent mit großem Abstand die wichtigste. Weit dahinter auf Platz zwei kommt die Kryptowährung Ethereum. Sie ist inzwischen rund 35 Milliarden Dollar schwer. Auf dem dritten Platz kommt Bitcoin Cash mit einem gesamten Marktwert von rund 20 Milliarden Dollar.



Was sagen die Experten?


Bitcoin ist höchst umstritten. Während die einen eine riesige Blase sehen, die früher oder später platzen muss, sehen andere erst den Beginn eines Siegeszugs von Kryptowährungen und prophezeien weiter steigende Kurse. Die Bundesbank etwa warnt Anleger vor einem Totalverlust der Investition. Bitcoin sei für die Bundesbank kein Geld, sondern ein Spekulationsobjekt, sagte Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele im September. Virtuelle Währungen seien frei erfunden. Die New Yorker Bank Goldman Sachs dagegen erwägt laut einem Bericht von Bloomberg, in den Handel mit Bitcoin und andere Kunstwährungen einzusteigen. Das würde die Glaubwürdigkeit in die Währungen enorm stärken.

Fakt ist: Der Bitcoin-Kurs ist extrem volatil. Ein Investment ist deshalb nur etwas für sehr spekulative und risikofreudige Anleger. So warnt die Verbraucherzentrale: "Ob sich Bitcoins mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, kann heute niemand seriös vorhersagen. Bitcoins sind aufgrund der vorhandenen Risiken - hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen - als Geldanlage für Verbraucher nicht zu empfehlen." Investoren müssen sich des Risikos also bewusst sein.

Wo kann ich Bitcoin kaufen?


Das geht vor allem auf verschiedenen Plattformen. Die bekannteste in Deutschland ist Bitcoin.de. Auch über Bitcoin-Börsen wie Cex.io oder Kraken.com kann man die Digitalwährung kaufen. Da die Münzen aber rein digital existieren, brauchen die Besitzer ein sogenanntes Wallet, eine Art digitales Portemonnaie, um die virtuelle Währung zu empfangen, aufzubewahren oder zu versenden. Voraussetzung dafür ist ein Bankkonto oder eine Kreditkarte. Man muss auch keinen ganzen Bitcoin kaufen, der beim aktuellen Kurs rund 8295 US-Dollar beziehungsweise fast 7050 Euro kostet. Stattdessen kann man auch Teilbeträge erwerben. Die kleinste Einheit ist ein Satoshi - das sind 0,00000001 Bitcoin. Weltweit gibt es inzwischen auch einige Bitcoin-Geldautomaten, an denen man die digitalen Münzen gegen Bares erstehen kann.

Wie kann ich noch investieren?


Wem es vor allem darauf ankommt, in Bitcoin zu investieren, um an der Kursentwicklung teilzuhaben, muss nicht unbedingt Bitcoins kaufen. Das kann man auch mit Finanzprodukten tun, die den Kurs des Bitcoin abbilden. Einen solchen CFD bietet zum Beispiel Plus 500. Hier gibt es auch Hebelprodukte - mit ihnen werden Anleger überproportional an der Kursentwicklung beteiligt. Die Schweizer Bank Vontobel bietet außerdem ein Zertifikat, der den Kurs eins zu eins abbildet. Der Indextracker von XBT Provider, ebenfalls ein Zertifikat, bietet Anlegern dieselbe Möglichkeit. Seit kurzem können Anleger mit zwei Derivaten des Anbieters Vontobel auch darauf setzen, dass der Bitcoinkurs fällt.

Was kann ich mit Bitcoins kaufen?


Es gibt durchaus Geschäfte, die die Bezahlung mit Bitcoin erlauben. Etwa große Konzern wie Microsoft, hier ist das zum Beispiel bei Filmen und Apps im Windows Store möglich. Hierzulande akzeptiert auch etwa der Lieferdienst Lieferando die Kunstwährung, ebenso verschiedene Restaurants und Bars. Andere Länder sind da schon weiter: In Japan ist das Digitalgeld seit April als offizielle Währung zugelassen. Australien hat die Mehrwertsteuer darauf abgeschafft und behandelt Bitcoin damit wie Geld.

Wie sicher sind meine Münzen vor Diebstahl?


Die größte Gefahr sind Hacker. In der Vergangenheit wurden etwa immer wieder Bitcoin-Börsen gehackt und Münzen im Gegenwert von Millionen sind verschwunden. Wer seine Münzen zum Beispiel statt in einem Wallet auf einer Bitcoin-Börse verwahrt, läuft Gefahr, dass diese gehackt und das Bitcoin-Vermögen gestohlen wird. Das Bitcoin-Netzwerk selbst gilt dagegen als schwer manipulierbar.