von Axel Retz

Es gibt ja eine Menge Anleger, die dank der Notenbanken heute davon ausgehen, dass die sgn. Fundamentals für die Börsen keine Rolle mehr spielen, egal ob Grexit, Ukraine, IS, Deflation oder Abkühlung der Weltwirtschaft. Die Annahme, dass frühere Regeln des Marktes aus irgendwelchen Gründen ab sofort außer Kraft gesetzt sind, ist ja schon ein alter Hut. Und irgendwie war sie so etwas wie das Markenzeichen aller Exzesse, angefangen vielleicht mit der Tulpenmanie von 1637 bis hin zum vermeintlich "Neuen Markt" und den Aktien- bzw. Immobilienblasen Japans bzw. der USA. Wenn Sie die mythologische Gestalt des Ikarus kennen, wissen Sie ja, will all diese Höhenflüge endeten: Aus dem erhofften Befreiungsschlag wurde eine Bruchlandung.

Mit der Ermordung des gestern bestatteten russischen Oppositionspolitikers Boris Nemzow haben sich in der Nacht auf Sonntag im Ukraine-Konflikt vermutlich diejenigen Kräfte zu Wort gemeldet, denen Misnk II ganz gewaltig gegen den Strich bürstet. Nach aktueller Lage der Dinge kann sich heute jeder al gusto aussuchen, ob er den russischen Präsidenten, Kiew, rechtsnationale Kräfte, die CIA, ein Beziehungsdrama oder wen auch sonst immer für verantwortlich für das Attentat hält. Sollte der Mord tatsächlich Öl ins Feuer des Ukraine-Konflikts gießen gesollt haben, wurde dieses Ziel verfehlt, denn der Abzug schwerer Waffen im von Minsk II definierten Korridor gewinnt zunehmend an Kontur.

Beim zweiten Angstthema der Märkte, Griechenland, gewinnt hingegen gar nichts an Kontur. Im Gegenteil. Ein neues, nunmehr drittes Rettungspaket in Höhe von bis zu 50 Mrd. Euro geistert durch die Medien - wobei zunehmend verschwimmt, ob wir nun den Dementis oder den angeblich schon weitgehend fertigen Umsetzungsplänen Glauben schenken sollen.

Transferleistungen der EU sind ebenso wahrscheinlich wie eine Hungersnut in Bayern, hatte Jean-Claude Juncker (seit Anfang November Präsident der Europäischen Kommission) dem heutigen deutschen Finanzminister Schäuble 1998 versichert. Da war es ja auch noch nicht gar so lange her, dass Juncker maßgeblich an der Ausarbeitung der Maastricht-Verträge beteiligt war. Wären diese Verträge ein wenig schöner gestaltet, könnten wir uns heute die Wände damit tapezieren. "Wenn es Ernst wird, muss man lügen.", hatte Juncker im April 2011 kundgetan. Aber da wussten wir bereits, dass die EU de facto eine Haftungsunion werden und ihre Verträge in die Tonne treten würde.

Was Athen treibt, muss man nicht lustig finden. Aber Brüssel ist gewiss nicht der Platz, an dem über die Tsirpas-Regierung gerichtet werden sollte. Für den Euro bleibt das Thema dennoch natürlich virulent. Dazu weiter unten.

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Wall Street: Disney’s bests

Aus vermutlich längst vergangenen Zeiten kennen Sie alle die Szenen aus den Zeichentrickfilmen, so Donald Duck, Pluto oder Goofy über eine Klippe hinausrannten, dann in der Luft noch kurz verzweifelt auf der Stelle herumrannten, bevor es nach unten ging. Die aktuelle Verfassung der Wall Street erinnert mich sehr stark an dieses Bild. Besonders interessant finde ich dabei den Technologiebereich. Warum, das zeige ich Ihnen hier:



Quelle: www.private-profits.de

Was Sie hier sehen, ist der vergleichende Kursverlauf von Nasdaq 100 und TecDAX. Den TecDAX gibt es zwar sowohl als Kurs- wie auch als Performance-Index. Und damit wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, habe ich hier den Nasdaq 100 (Kursindex) und den TecDAX ebenso abgebildet. Sie sehen: Während der US High Tech-Index nur noch einen Steinwurf von seinem im Zuge der Dotcom-Blase markierten Allzeithoch entfernt ist, trennen den TecDAX Welten von seinem alten Hoch. Technisch betrachtet, birgt das eine höchst profitable Alternative: Wird der Nasdaq 100 seine Übertreibung stärker korrigieren als der von der rel. Stärke her gesehene TecDAX in die Grütze geht, wenn die Märkte die Nase nach unten nehmen? Ich meine: Diesmal wird die Nasdaq den Kürzeren ziehen. Und die Nummer eine meiner "Delinquenten" bleibt Facebook. Mehr zu diesem nach meiner Einschätzung hervorragenden Trade, sobald es spruchreif ist. Wenn die Nasdaq strauchelt, wird es nicht bei einem Straucheln bleiben, das scheint mir sicher zu sein!

Auf Seite 3: US-Markt: Drei Charts



US-Markt: Drei Charts

Warum ich negativ für die Wall Street bin, die doch täglich als "Konjunkturlokomitive der Weltwirtschaft durch die Medien geistert, dazu rasch drei Charts:



Quelle: www.markt-daten.de

Das bullishe Am-Däumchen-Drehen könnte den Haussiers beim Anblick dieses Chart vielleicht etwas langsamer aus den Gelenken kommen: Der am Freitag veröffentlichte Chicagoer Einkaufsmanager-Index zeigt einen geradezu dramatischen Absturz.



Quelle: www.markt-daten.de

Der hier ist aber auch nicht schlecht: Nach den vom Economic Cycle Research Institute wöchentlich erhobenen Daten sind die Frühindikatoren für die US-Wirtschaft nun in den negativen Bereich abgerutscht.



Quelle: www.querschuesse.de

Hier die am Freitag aktualisierten Daten zur Nachfrage nach Börsenkrediten (Margin Debt). Diese von den NYSE erfassten Daten legen offen, inwieweit sich professionelle Anleger auf Pump in neue Aktienpositionen hineinwagen. In der Vergangenheit war das stets mein bester Indikator für größere Trendwenden an der Wall Street.

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EUR/USD: Das kann Eiter werden

Dass der Euro gegen den US-Dollar nicht auf die Beine kommt, obwohl die Ukraine-Krise "entschärft" zu sein scheint und Griechenland auf die lange Bank geschoben wurde, sollte uns zu denken geben, meine ich. Viele Wunden hat der Euro ja nun dank seiner fatalen Fehlkonstruktion schon hinnehmen müssen. Jetzt aber kann es wirklich einmal Eiter werden:



Quelle: www.private-profits.de

Nichts scheint es zu werden mit dem Remake der Gemeinschaftswährung. Charttechnisch sieht es sogar recht eindeutig aus. Geht EUR/US$ unter 1,1050, ist ein Abstieg in Richtung 1 : 1 recht wahrscheinlich. Das ist kein Glaubensartikel, aber eine Chance, die Sie sich mit engem Stopp versehen nicht entgehen lassen sollten!

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PRIVATE PROFITS: NEU

"Neu" ist immer noch so ein Zauberwort, mit dem man heute so ziemlich alle Deppen zum Kaufen verleiten kann. Neu. Toll, ja. Um dieses Stigma komme ich aber nicht umhin, wenn ich zugebe, dass ich den Trading-Indikator für DAX, MDAX und TecDAX vor einigen Wochen "erneuert" habe. Das durchaus qualvolle Hin und Her 2014 hat mir keine Wahl gelassen: Ich habe die Schlagdistanz meiner Indikatoren erhöht. Und gestern 27,09 Prozent auf einen Dax-Call vom 18.02., 20,59 Prozent auf einen MDAX-Call ebenfalls vom 18.02. und 16,03 Prozent auf einen TecDAX-Call mit gleichem Kaufdatum in trockene Tücher genommen.

Verkaufssignale habe ich noch nicht. Neue Longsignale sind möglich, aber dazu muss der Markt das hergeben. Einfach. Sehr einfach. Sie können es sich ja einmal ansehen: www.private-profits.de. So oder so: Kippt die Chose einmal - und natürlich wird sie das - dann sind wir vom Start weg mit dabei!

Wer Index-Tradings nicht mag, traf gestern beim Dax dort auf 27 korrekte Long- und Short-Signale, einen Fehltreffer und zwei neue Signale. Was ich täglich aktualisiere. Auch heute Abend wieder.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt die Portale www.private-profits.de und www.moneyversum.de .