"In den vergangenen Jahren fehlte einfach die Nachfrage." Doch nun gäben die Unternehmen die Kredit-Zurückhaltung allmählich auf, die Commerzbank-Vorstand Reuther noch Anfang des Jahres beklagt hatte. Europas Wirtschaft laufe gut. Das Geldhaus will den Rhttps://www.boerse-online.de/aktie/Commerzbank-aktieückenwind nutzen: "Viele Finanzvorstände glauben, dass die Zinswende naht, und wollen sich rechtzeitig eindecken, ehe die Zinsen steigen", sagte Reuther.

Die Ergebnisse in der Mittelstands-Sparte der Commerzbank waren unter Reuthers Vorgänger Markus Beumer abgebröckelt. Ihm war intern vorgeworfen worden, dass er sich nicht genügend gegen die Zins-Einbußen gestemmt habe. Reuther sieht eine Lösung in der Vergabe von mehr Krediten: "Wir erwarten, dass wir damit zumindest einen Teil des Ergebnisrückgangs auffangen können, den die niedrigen Zinsen verursacht haben. Aber mit dem Abrieb auf der Einlagenseite werden wir noch zwei bis drei Jahre leben müssen." Auf Kosten der Margen soll das Programm nicht gehen. "Wir wollen nicht der billigste Anbieter am Markt sein", betont der Chef der neuen Firmenkunden-Sparte, die aus Mittelstandsbank und Investmentbanking entstanden war.

Die Initiative zielt vor allem auf kleinere Mittelständler mit Umsätzen zwischen 15 und 100 Millionen Euro, bei denen die Commerzbank den Sparkassen im Wettbewerb bisher oft den Vortritt lassen muss. Reuther hat sich vorgenommen, vor allem unter ihnen 10.000 neue Kunden zu gewinnen. Das zusätzliche Kapital, mit dem die Commerzbank die Kredite unterlegen muss, werde aus dem Abbau von Schiffs- und Immobilienkrediten und nicht-strategischen Teilen des Handels kommen. Vor wenigen Jahren noch hatte die Bank vielen Unternehmen ungenutzte Kreditlinien kürzen müssen, um die Kapitalanforderungen der EU-Bankenaufsicht zu erfüllen.

KEIN KAMPF DER KULTUREN



Reuthers Sparte ist vom Umbau der Bank doppelt betroffen. Die Digitalisierung der meisten Prozesse kostet mittelfristig Arbeitsplätze, und die selbstbewussten Investmentbanker sollen sich künftig mehr als Dienstleister für die Mittelstands-Kunden begreifen, exotische reine Finanzmarktprodukte sollen wegfallen.

Dem ehemaligen Investmentbank-Chef ist vor einem internen "Kampf der Kulturen" nicht bange. Als Dresdner Bank und Commerzbank 2008 fusionierten, seien die Unterschiede unter den Investmentbankern deutlich größer gewesen als heute die zwischen Mitarbeitern der Kapitalmarktsparte und Firmenkunden-Betreuern im Mittelstands-Geschäft. "Klar gibt es des öfteren konträre Sichtweisen - aber so unterschiedlich sind die Kollegen gar nicht. Das merkt man am besten, wenn man gemeinsam beim Kunden auftritt und an Transaktionen arbeitet."