Auch wenn aus Berlin ein Dementi nach dem anderen kommt: Die Spekulationen um eine Neuordnung der Aktionärsstruktur bei der 2008 vom Staat geretteten Commerzbank reißen nicht ab. Vor allem französische Institute wie Branchenprimus BNP Paribas gelten als Kaufinteressenten. Anfang der Woche hat auch der Chef der Großbank Crédit Agricole den Finger gehoben: Stehe die Commerzbank zum Verkauf, werde man sich das auf jeden Fall anschauen. "Selten zuvor war die Wahrscheinlichkeit für einen Deal so hoch wie jetzt", heißt es in Branchenkreisen.

Der Bund, der derzeit noch knapp 16 Prozent an dem Geldhaus hält, sieht sich bei einem Verkauf zwar nicht unter Zeitdruck. Aus dem Finanzministerium heißt es, man wolle für den Steuerzahler ein "gutes wirtschaftliches Ergebnis" liefern. Der Staat hat für die Commerzbank damals 5,1 Milliarden Euro gezahlt oder 27,83 Euro pro Aktie. Derzeit steht der Kurs bei etwa 11,60 Euro. Mindestens 18 Euro sollten es demnach sein.

Finanzkreisen zufolge könnte in der Bundesregierung trotz gegenteiliger Beteuerungen die Bereitschaft groß sein, die Anteile noch vor Abschluss eines Koalitionsvertrags zu verwerten - auch unterhalb des Einstiegskurses. In einer Fusionslösung, heißt es weiter, würde der Anteil zudem nur verwässert, hätte dann aber mehr Wertsteigerungs- und Dividendenpotenzial.

Milliardenerlöse aus dem bislang größten Börsengang Österreichs



Als potenzieller Käufer käme womöglich auch der andere Commerzbank-Großaktionär Cerberus ins Spiel. Der US-Finanzinvestor hatte sich erst im Juli mit 5,1 Prozent an der Bank beteiligt, ist nach dem Staat bereits zweitgrößter Anteilseigner - und hat offenkundig Interesse und auch Geld, seine Anteile auszubauen.

Denn derzeit bringt Cerberus die einstige österreichische Gewerkschaftsbank Bawag an die Börse. Mit Erlösen von über zwei Milliarden Euro soll das der größte Parkettgang in der Geschichte der Alpenrepublik werden. Erster Handelstag soll der 25. Oktober sein.

Cerberus hatte die Bank 2007 gemeinsam mit anderen Investoren gekauft, nachdem sie zuvor nur mit Staatshilfe der Insolvenz entgangen war. Mit einer harten Kernkapitalquote von 16,5 Prozent gilt das Institut heute als eine der kapitalstärksten und profitabelsten Banken des Landes. "Bawag könnte als Blaupause für die Commerzbank dienen", heißt es in Finanzkreisen.

Doch auch für Häuser wie BNP Paribas wäre die Commerzbank attraktiv, nicht nur wegen ihres Zugangs zu Mittelstandskunden mit einem Marktanteil von 20 Prozent in Deutschland, wie Daniel Regli vom Investmenthaus Mainfirst erläutert. So ist BNP Paribas im deutschen Markt mit der Direktbank Consorsbank aktiv - die Verbindung mit Comdirect hätte ihren Reiz.

Kontakte mit der deutschen Regierung werden schließlich auch der italienischen Großbank Unicredit nachgesagt. Das Mailänder Institut ist hierzulande bereits mit der hochprofitablen Hypo-Vereinsbank vertreten. Eine noch breitere Basis könnte weitere Kostensenkungen ermöglichen.