Hohe Belastungen aus Rechtsrisiken sind eine Domäne der Deutschen Bank. Dass die Commerzbank dem Branchenprimus auf diesem Gebiet noch das Wasser abgräbt, ist zwar nicht zu befürchten. Dennoch haben Meldungen über eine drohende Strafzahlung wegen Verstoßes gegen US-Sanktionen zwei Wochen vor Veröffentlichung der Quartalszahlen am 7.8. die Commerzbank-Aktionäre verschreckt. Medienberichten zu Folge steht eine Geldbuße von 450 bis 600 Millionen Euro im Raum, die noch im Dritten Quartal fällig werden könnte. Unklar ist, wieviel davon tatsächlich durch bereits gebildete Rückstellungen von knapp einer Millarde Euro abgedeckt sind.

Analysten rechnen jedenfalls mit einer zusätzlichen Ergebnisbelastung von 150 bis 300 Millionen Euro für 2014. Das ist kein Klacks für ein Institut, das sich nach Finanzkrise und Rettung durch den Staat gerade mühsam wieder in die Spur bringt und mit mageren Erträgen kämpft. Was die Staatsbeteiligung angeht, sorgte gerade der Chef der Monopolkommission, Daniel Zimmer, für Wirbel: Er hat die Bundesregierung Anfang Juli aufgefordert, die verbliebenen Anteile des Bundes von 17 Prozent so schnell wie möglich zu verkaufen und nicht auf einen besseren Aktienkurs zu hoffen. Davon will man in Berlin allerdings derzeit nichts wissen - beim Ausstieg sollten schließlich die Verluste der Steuerzahler begrenzt werden. Zumindest will man die Ergebnisse des laufenden Bankenstresstests der EZB abwarten, der Aufschlüsse über die faire Bewertung der Bank geben soll.

Im vergangenen Jahr hatten Spekulationen über den Einstieg europäische Geldhäuser wie Santander (Spanien) und BNP Paribas (Frankreich) die Kursrally bei der Commerzbank befeuert. Die Banken hatten jedoch abgewunken. Schließlich ist das Frankfurter Geldhaus samt Altlasten noch zu unattraktiv. Ein europäische Großbank, die Zugang zum deutschen Markt sucht und nicht nur den Firmenkundenstamm ausschlachten will, gilt in Berlin grundsätzlich als willkommener Käufer. Auch eine breite Platzierung der Anteile im Markt will man sich als Option offenhalten. Dagegen komme ein Verkauf an einen staatlichen Investor, also etwa an einen chinesischen Staatsfonds, aus ordnungspolitischen Gründen kaum in Frage. "Da käme man ja vom Regen in die Traufe", heißt es im Finanzmarktgremium des Bundestags.

Auf Seite 2: Wie Analysten die Chancen für Aktionäre einschätzen

Bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal am 7. August will die Bank über ihre Ertragsfortschritte berichten. Analysten wie Philipp Häßler von Equinet rechnen mit einer Verdopplung des Vorsteuerergebnisses gegenüber dem Vorjahresquartal auf 150 Millionen Euro. Die Hauptrolle spiele dabei vor allem eine deutlich niedrigere Risikovorsorge. "Das Ergebnisniveau ist noch immer sehr niedrig", sagt Häßler. "Nach wie vor zeichnet sich nicht ab, wie die Bank mit ihrem Geschäftsmodell auf das Niveau früherer Jahresgewinne im Milliardenbereich kommen will." Ähnlich sieht es Andreas Pläsier von Warburg Research: "Auf absehbare Zeit wird es bei der Bank aus dem operativen Geschäft keinen positiven Schub geben. Es fehlt die Fantasie für weitere Gewinnsteigerungen."

Die Gründe für die operative Schwäche sind vielfältig. Die Niedrigzinspolitik der EZB belastet sowohl das Privat- wie das Firmenkundengeschäft. Die Privatkunden greifen zudem verstärkt nach margenschwachen Produkten, während die Kreditnachfrage der Unternehmenskunden auf niedrigem Niveau verharrt. Auf der Kapitalseite sehen die meisten Analysten das Geldhaus dagegen für den anstehenden EZB-Bankenstresstest gerüstet. Mit einer harten Kernkapitalquote von neun Prozent sei das Geldhaus zwar nicht allzu üppig ausgestattet. Die Vorgaben der Aufseher werde sie jedoch erfüllen, glaubt Warburg-Research-Analyst Pläsier. Davon würden am Ende auch die Aktionäre profitieren: Denn Vorstandschef Manfred Blessing hat ein erfolgreiches Abschneiden bei der EZB-Prüfung zur Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Zahlung einer Dividende gemacht. Die gab es das letzte Mal 2007.

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Einschätzung der Redaktion

Die Bank kommt beim Abbau bilanzieller Risiken zwar deutlich schneller voran als geplant. Dennoch bleibt das Geschäft insgesamt ertragschwach, und neue Zusatzbelastungen etwa aus juristischen Streitereien drücken aufs Ergebnis. Nach der Rally des vergangenen Jahres ist aus der Aktie die Luft raus. Derzeit kein Kauf.