Max Otte

Börsenbuchautor und Fondsmanager





Die Gefahr eines ganz großen Absturzes steigt.
Max Otte, Börsenbuchautor und Fondsmanager


1. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an den Märkten ein?


Anders als 2008, als der Finanzkollaps drohte, kommen jetzt viele Faktoren aus der Realwirtschaft zusammen. Neben China schwächeln auch andere Emerging Markets wie Brasilien. Die Krise in Südeuropas ist massiv. Der Wirtschaftskrieg des Westens gegen Russland belastet. Und die führenden Industrienationen - auch die USA - stehen keinesfalls gut da. Im Westen haben wir noch einen Weg aus der Schuldenspirale gefunden. Die Gefahr eines ganz großen Absturzes steigt.

2. Womit müssen Anleger jetzt noch rechnen?


In meinem Normalszenario müsste der Kursrutsch bald vorbei sein. Viele Kurse sind schon wieder attraktiv. Sollten sich aber die Negativfaktoren gegenseitig verstärken, kann es diesmal anders als 2008 wirklich zur Katastrophe führen, denn die Notenbanken haben ihr Pulver verschossen.

3. Was sollten Anleger nun am besten tun?


Jetzt ist es ein bisschen spät. Wer sich nicht vorher Gedanken über diese Dinge gemacht hat, sollte jetzt am besten gar nichts tun. Denn hektische Aktivität wäre bestimmt das Falsche.



Henning Gebhardt

DWS-Fondsmanager



Die Bewertungen sind mittlerweile wieder sehr attraktiv.
Henning Gebhardt, DWS-Fondsmanager


1. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an den Märkten ein?


Die Märkte haben die Entwicklungen in China zum Anlass genommen in den Risk-off-Modus umzuschalten. Die Sorge über eine nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft ähnelt doch stark einem Sommer-Blues. Zweifel über die Stärke der Weltwirtschaft sind im Sommer nicht unüblich und stellen sich häufig als falsch heraus. Die Heftigkeit des aktuellen Rücksetzers insbesondere im DAX hat uns aber schon überrascht. Das ist fundamental schwer zu erklären. Durch den Rückgang der Märkte hat sich mittlerweile aber die Markttechnik eingetrübt. Der Verfall der Kurse in den vergangenen Tagen deutet mittlerweile darauf hin, dass der Ausverkauf sehr weit fortgeschritten ist.

2. Womit müssen Anleger jetzt noch rechnen?


Der Markt wird eine ganze Zeit brauchen, um einen nachhaltigen Boden zu bilden. In dieser Zeit ist mit hoher Volatilität zu rechnen. Insbesondere volkswirtschaftliche Zahlen und des Verhalten der amerikanischen Notenbank werden genau beobachtet werden. Mittlerweile ist die Verkaufswelle aber schon sehr weit fortgeschritten, so dass bald die ersten Investoren in den Markt kommen, um die niedrigen Kurse für "bottom-fishing" zu nutzen.

3. Was sollten Anleger nun am besten tun?


In erster Linie einen kühlen Kopf bewahren und nicht in Panik verfallen. Die Bewertungen sind mittlerweile wieder sehr attraktiv. Die Richtung gibt in solchen Phasen immer der amerikanische Aktienmarkt vor. Es ist wichtig, den amerikanischen S&P-Index genau zu beobachten. Es empfiehlt sich in solchen Phasen nicht sofort die gesamte Liquidität zu investieren, sondern sukzessive die Aktienquoten zu erhöhen oder abzuwarten, bis sich insbesondere der amerikanische Aktienmarkt stabilisiert hat.



Michael Heise

Allianz-Chefvolkswirt



Investoren sollten keine Panikverkäufe unternehmen, sondern sich mittelfristig orientieren.
Michael Heise, Allianz-Chefvolkswirt


1. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an den Märkten ein?


Die globalen Finanzmärkte stehen in jüngster Zeit unter dem Einfluss der Entwicklungen in China. Die drastische Kurskorrektur an den chinesischen Aktienmärkten und die Modifizierung des chinesischen Wechselkursregimes haben die Sorge geschürt, dass die chinesische Wirtschaft eine deutliche Wachstumsschwäche durchläuft. Angesichts der Bedeutung Chinas als Absatzmarkt und Rohstoffkonsument strahlt diese Entwicklung auch auf andere Schwellenländer aus und bringt deren Währungen unter Druck. Tatsächlich hat sich die chinesische Wirtschaft in den letzten Quartalen auf etwa sieben Prozent Wachstum abgekühlt, das ist beileibe keine Rezession und wird die Weltwirtschaft nicht in den Abgrund ziehen. Die Lage an den Märkten wird daher der wirtschaftlichen Lage nicht gerecht.

2. Womit müssen Anleger jetzt noch rechnen?


Die Phase der Unsicherheit an den Finanzmärkten wird noch anhalten. Sollten es weitere Anzeichen für eine wirtschaftliche Schwäche in China geben, ist davon auszugehen, dass die Wirtschaftspolitik Stabilisierungsmaßnahmen auf den Weg bringen wird. Sie wird alles unternehmen, um eine "harte Landung" zu vermeiden. Die weltweit rückläufigen Inflationsraten erlauben es den Notenbanken der großen Industrieländer zudem, eine nur sehr allmähliche Kurskorrektur ihrer Geldpolitik anzugehen. Dies wird die Märkte stabilisieren.

3. Was sollten Anleger nun am besten tun?


Die Reaktion der europäischen Finanzmärkte halte ich für stark übertrieben, gerade in Europa haben sich die realwirtschaftlichen Daten in letzter Zeit gebessert. Deshalb ist mit großer Wahrscheinlichkeit von einer Stimmungsumkehr an den Aktienmärkten auszugehen. Auslöser könnte sein, dass Peking mit konjunkturstützenden Maßnahmen gegensteuert. Kurzfristig ist sicherlich noch mit deutlich erhöhter Volatilität zu rechnen. Investoren sollten keine Panikverkäufe unternehmen, sondern sich mittelfristig orientieren. Eher sehe ich auf dem derzeitigen Niveau wieder Einstiegsmöglichkeiten, immerhin hat der DAX seit April mehr als 20 Prozent eingebüßt.



Jörg Krämer

Commerzbank-Chefvolkswirt



Bei 9000 bis 9200 Punkten sollte der Dax seinen Boden finden.
Jörg Krämer, Commerzbank-Chefvolkswirt


1. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an den Märkten ein?


Das Wachstum in China schwächt sich schon seit vier Jahren ab. Und mit der früher oder später fälligen Leitzinsanhebung in den USA endet in den Emerging Markets eine Dekade des billigen Geldes. Trotzdem hielten viele Anleger an ihrem zu optimistischen Bild für die Emerging Markets fest. Die Abwertung der chinesischen Währung vor zwei Wochen hat dieses Bild endgültig zum Einsturz gebracht; jetzt trennen sich viele Investoren zum Teil panikartig von ihren Aktien.

2. Womit müssen Anleger jetzt noch rechnen?


Bis Oktober sollte es an den Märkte sehr unruhig bleiben. Die Anleger brauchen Zeit, um das Nachlassen des Wirtschaftswachstums in den Emerging Markets zu verdauen. Aber bei 9000 bis 9200 Punkten sollte der DAX seinen Boden finden. Denn die Europäische Zentralbank betreibt weiter eine Politik des billigen Geldes, die Nullzinsen der EZB lassen Aktien attraktiv erschienen.

3. Was sollten Anleger nun am besten tun?


Nach dem Kurseinbruch der letzten zwei Wochen liegt das Schlimmste vermutlich hinter uns. Es spricht einiges dafür, dass der DAX am Jahresende wieder merklich höher notiert.



Robert Halver

Kapitalmarktexperte der Baader Bank



Die Aktienmärkte müssen sich austoben.
Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank


1. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an den Märkten ein?


Im Augenblick kommt alles Negative auf einen Schlag zusammen: Chinas Wirtschafts- und Aktienprobleme, die verunsichernde unselige Diskussion über die US-Leitzinswende, die Euro-Stärke, ein sich abschwächendes Konsumklima in Deutschland und die traditionell schlechte Zeit für Aktien. Die Aktienmärkte befinden sich sozusagen in der Folterkammer durch diverse Folterknechte.

Ich sehe insbesondere die US-Zinspolitik und die fatale Verbalerotik der Fed als enorm verunsichernd an. Die Fed ist nicht irgendein Karnickelzuchtverein, sondern die entscheidende Institution in der Finanzwelt. Frau Yellens planlose "Ich-erhöhe-die-Zinsen-ich- erhöhe- sie- nicht-Politik signalisiert dem Finanzmarkt Schwäche, wo Stärke gefragt ist. Wenn schon die Fed in Zeiten wie diesen schwankt, muss man sich über die großen Schwankungen an den Finanzmärkten und wirtschaftliche Irritationen nicht wundern. Für viele Anleger sind dies alles Argumente, dem Aktienmarkt die kalte Schulter zu zeigen. Die Übertreibungen der Liquiditätshausse werden aktuell abgearbeitet.

2. Womit müssen Anleger jetzt noch rechnen?


In China ist nicht nur ein Sack Reis umgefallen. Lange Jahre galt China vor allem für die deutsche Exportwirtschaft als Gesundbrunnen. Diese unter starkem Dampf stehende Weltkonjunktur-Lokomotive hat uns gut durch die Euro- bzw. Russlandkrise gebracht. Aber jetzt zeigen sich deutliche Risse in dieser bisher makellos schönen Fassade Chinas. An dieses neue China muss man sich erst gewöhnen. Der chinesische Immobilienmarkt hat seine besten Zeiten gesehen und der Aktienmarkt, der als Ersatzbefriedigung für die altersabsicherungsorientierten Chinesen von der Pekinger Zentralregierung auserkoren wurde, hinterlässt bei den chinesischen Konsumenten einen immer mehr Neuen Markt-ähnlichen Beigeschmack. Wer über Immobilien- und Aktienschwächen einen negativen Vermögenseffekt erlitten hat, wird in seiner Konsumneigung sicherlich nicht Hurra schreien. Und so erklärt sich, dass das für die Weltwirtschaft bedeutende chinesische Wachstum - wenn man es ehrlich messen würde - nicht mehr sieben, sondern eher bei vier bis fünf Prozent ausmacht. Chinas Handelspartner können hiervon bereits ein Liedchen singen. Auch deren Aktienmärkte signalisieren massive wirtschaftliche Verunsicherung. Und auch der Rohstoffsektor bekommt sein Fett weg: Der China-Schock hat die Industriemetalle teilweise auf 16-Jahres Tiefs fallen lassen. Bei Rohöl kommt die "mit Schaum vor dem Mund-Fördermanie der Saudis dazu. Hier trifft also Nachfrageschwäche auf Überangebot.

Jetzt kommt es mal wieder auf die Notenbanken an. Die heiße Luft des billigen und üppigen Geldes ersetzt zwar keine fundamentalen Argumente. Aber niemand sollte so blauäugig sein und hoffen, dass wir jemals wieder eine sich normalisierende internationale Geldpolitik sehen werden. Ohne die Vollalimentierung durch Notenbanken wäre unser Finanzsystem schon längst in die ewigen Jagdgründe eingegangen.

Würde die Fed ihre Leitzinsen erhöhen, gefährdet sie auch den amerikanischen Vermögenseffekt über sinkende Aktienkurse und könnte massiven wirtschaftspolitischen Schaden anrichten. Das Volumen der Wertpapierkredite an der New Yorker Börse ist weit größer als zur Hochzeit der Dotcom- bzw. Immobilienblase. Was passiert, wenn Zinsen steigen, ist doch klar. Die Kredite werden mit dramatischen Verkäufen von Aktien zurückgeführt. Wer an Vermögen verliert, konsumiert nicht mehr üppig. Wir sind alle Menschen, keine Maschinen.

Es gibt auch keinen Grund für Leitzinserhöhungen. Die Inflation ist über schwache Rohstoffpreise und angeschlagene Volkswirtschaften in den Emerging Markets schwach, schwächer, am schwächsten. Man wäre dankbar für etwas mehr Inflation. US-Volkswirtschaftlich betrachtet führen steigende Zinsen zu höheren Kreditzinsen, einem teureren Dollar und damit schwächeren US-Exporten.

Ohnehin würde ein stärkerer US-Dollar die Kapitalflucht aus den Emerging Markets noch verstärken. Und die Bedienung der mehrheitlich auf US-Dollar-Basis aufgenommenen Kredite der Emerging Markets wäre noch schwieriger. Und nicht zuletzt ist führt ein starker US-Dollar zu schwachen Rohstoffmärkten und damit schwachen Einnahmen der Rohstoffländer und damit auch einer schwachen Kaufkraft zulasten der Weltwirtschaft.

Insgesamt könnten wir also wieder ein Deflationsszenario sehen.

Also Hände weg von Leitzinserhöhungen. In diesem Moment der Fragilität, die Zinssätze zu erhöhen, um damit dem Finanz- und Wirtschaftssystem in eine Krise, mit unvorhersehbaren und gefährlichen Ergebnisse zu stürzen, ist wahnsinnig. Angesichts des technologischen und demographischen Wandels sowie der politischen Regulierung des Finanzsektors brauchen wir Wachstum um jeden Preis. In unserer heutigen Zeit erfordert zufriedenstellendes Wachstum und die Nachhaltigkeit von Inflation sehr niedrige Zinsen.

Auch China kann sich nicht mehr vor zügelloser Geldpolitik wegducken. Während die Fed sich nicht bewegen darf, muss die Notenbank in China zu einem wahren Bewegungswunder werden. Damit wird die Pekinger Zentralbank zwar auch der zügellosen, lasterhaften Geldpolitik von Fed, EZB und Bank of Japan folgen müssen, aber wenn wir ehrlich sind, gibt es keine Alternative. Falls die Finanzmärkte in China weiter crashten, würde die Realwirtschaft massiven Schaden nehmen. Die People’s Bank of China wird also neben Zinssenkungen, im Dutzend billiger notleidende Kredite aufkaufen und ebenso indirekt über Pensionsfonds massenhaft Aktien aufkaufen. Wenn China fiele, wäre es um die Finanzwelt geschehen. Dagegen wären die Dotcom- oder die Immobilienkrise ein laues Sommerlüftchen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Aus der Vergangenheit wissen wir, dass jetzt alles getan werden muss, um aus der Panik an den Finanzmärkten keine Angst vor einer weltweiten Rezession aufkommen darf. So war auch die Pleite der Lehman-Bank allein betrachtet nicht weiter schlimm, fatal war die anschließende Risikoaversion. Damals wollte man nur noch Cash halten und nicht investieren, weder in die Finanz- noch in die Realmärkte. Die Notenbanken hüben wie drüben müssten mit der Muffe gepufft sein, wenn sie nicht vollends in die Offensive gingen, um dieses erneute Problem zu verhindern.

Die Notenbanken müssen die Lufthoheit über den Börsen-Stammtischen behalten. Das Kopfkino der Anleger müssen sie in den Griff bekommen, damit aus einer finanzwirtschaftlichen Mücke kein die Volkswirtschaft zertrampelnder Elefant wird. Aktuell ist die fundamentale Lage auch in der Eurozone stabiler als man mit Blick auf die Aktienmärkte annehmen könnte. Einer psychologischen Verschlechterung muss die Geldpolitik entgegenwirken. Aus dieser geldpolitischen Nummer kommen wir nie mehr heraus.

3. Was sollten Anleger nun am besten tun?


Die Aktienmärkte müssen sich austoben. Mir ist es aber lieber, es passiert jetzt als im Herbst. Vorerst wird die Schwankungsbreite an den Aktienmärkten hoch bleiben. Doch wird die internationale Geldpolitik das Schlimmste verhindern (müssen). Das mag so klingen wie ein Stoßgebet. Aber welche Alternative haben die Notenbanken denn? Richtig, keine!!! Die regelmäßigen Ansparpläne sollten die Anleger unbedingt weiterführen. Immerhin bekommen sie jetzt für den gleichen Euro-Anteil mehr Aktienanteile. Die Aktienbestände kann man mit Teilschutzzertifikaten, die aufgrund der dramatisch gestiegenen Volatilitäten günstige Konditionen bieten, absichern. Ich glaube aber, dass wir uns wieder Kaufkursen nähern. Ich rechne nicht mit einem langen Abwärtstrend wie z.B. nach der Dotcom-Krise. Heutzutage arbeiten Finanzmärkte Über- oder Untertreibungen deutlich zügiger ab als früher. Die Aktienmärkte sind deutlich beweglicher geworden. Und die Zinsmärkte bleiben auch unattraktiv. Ansonsten heißt es Ruhe bewahren. Für Panik ist es jetzt zu spät.



Gottfried Heller

Mitgründer der Fiduka Depotverwaltung



Wer Aktien kaufen will, sollte nicht zu lange zögern.
Gottfried Heller, Mitgründer der Fiduka Depotverwaltung


1. Wie schätzen sie die aktuelle Lage an den Märkten ein?


Es ist wichtig, die dramatischen Geschehnisse an den Börsen in einem größeren Rahmen zu betrachten. Dem Kurssturz an der chinesischen Börse ging eine wilde, hemmungslose Spekulation voraus. Im März begann der Shanghai-Index beim Stand von 3000 Punkten senkrecht abzuheben und stieg binnen drei Monaten auf rund 5200 Punkte - ein Anstieg von über 70 Prozent. Das nennt man eine "Fahnenstange". An der chinesischen Börse war eine Epidemie ausgebrochen. In jeder Woche wurden von Kleinanlegern mehr neue Wertpapierdepots eröffnet, als es in Deutschland insgesamt gibt. Die völlig unerfahrenen Kleinanleger wurden von der Regierung regelrecht zum Aktienkauf ermuntert. Die Banken gaben freizügig Kredite. Viele Anleger beliehen ihre Depots - manche bis zum Zehnfachen! Plötzlich stürzte, ohne sichtbaren Anlass, der Index senkrecht um über 40 Prozent ab.

Die chinesische Regierung griff inzwischen massiv ein, um den Sturz zu stoppen. Am Wochenende gab sie bekannt, dass Pensionsfonds bis zu 30 Prozent Aktien kaufen dürfen.Nun fürchtet die Welt, dass das Wachstum in China stark zurückgehen und die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werde. Die Abwertung des Yuan um fünf Prozent wurde als Indiz angesehen. Auch hier muss man die vorangegangene Entwicklung betrachten: Der Yuan war gegen den US-Dollar seit Mitte 2012 bis Ende 2012 um sechs Prozent gestiegen. Mit der leichten Abwertung des Yuan liegt er wieder beim Kurs von 6,4 - genau wie Mitte 2012. Aber gegenüber dem Euro ist der Yuan um 14 Prozent gestiegen.

2. Womit müssen Anleger jetzt noch rechnen?


Die Börsen haben maßlos übertrieben. Aber das Gröbste an den Börsen liegt hinter uns. Angst und Panik ist immer ein schlechter Ratgeber. Die US-Fed wird angesichts der Turbulenzen wahrscheinlich die erste Zinsanhebung auf Dezember verschieben. Die Notenbanken bleiben bei ihrer ultra-lockeren Geldpolitik. Die Kapitalmärkte quellen vor Liquidität über. Und weil es für Anleger keine Alternativen gibt, bleibt keine andere Wahl als Aktien. Die Lage ist jedenfalls besser als die Stimmung.

3. Was sollten Anleger nun am besten tun?


Die Börsen sind seit mehr als sechs Jahren gestiegen. Zwar gab es ein paar Korrekturphasen - etwa 2011 und 2014 - aber jedes Mal ging es danach wieder aufwärts. Rückblickend kann man ein immer wiederkehrendes Phänomen erkennen: Wenn die Aktienkurse steigen, überwiegt die Gier. Doch die emotionale Risikoeinschätzung ist gering, obwohl das finanzielle Risiko steigt. Wenn dagegen die Aktienkurse fallen, überwiegt die Angst. Doch die emotionale Risikoeinschätzung ist sehr hoch, obwohl das finanzielle Risiko gering ist - wie aktuell. Zeit zum Kaufen!

Die billigen Zinsen, das spottbillige Öl, die niedrige Inflation und eine Geldflut an den Kapitalmärkten sind günstige Voraussetzungen für das Weltwirtschaftswachstum. Besonders das billige Öl wirkt wie ein weltweites Konjunkturprogramm.

Ich hatte zwar seit April immer mit einer Korrektur gerechnet und davor gewarnt. Dass sie aber dieses Ausmaß annehmen würde, hatte ich nicht erwartet. Jetzt sind Aktien wieder fundamental günstig bewertet. Der DAX hat von allen Indices - vom Höchststand gerechnet - mit minus 22 Prozent am meisten verloren, der MDAX nur -14 Prozent, der amerikanische S&P500 -11 Prozent und der MSCI-Welt nur -9 Prozent.

Anleger mit einem breit international diversifizierten Aktiendepot haben also bei dieser Korrektur nur etwa die Hälfte eingebüßt, gegenüber Anlegern, die einseitig nur im DAX angelegt haben. Es bestätigt sich wieder einmal - wie ich in meinem Buch "Der einfache Weg zum Wohlstand" eindringlich dargestellt habe - dass ein breit international diversifiziertes Aktiendepot das Risiko deutlich reduziert. Im aktuellen Fall hat ein international gestreutes Depot gegenüber dem DAX nur die Hälfte eingebüßt.

Wer also Aktien kaufen will, sollte nicht zu lange zögern. Denn erfahrungsgemäß folgen auf scharfe Einbrüche ebenso scharfe Anstiege.