"Wenn dann der Sprung zu Lithium-Schwefel oder Lithium-Luft passiert, ist die gleiche Reichweite mit der Hälfte des Batterievolumens möglich", sagte Daimler Entwicklungsvorstand Prof. Thomas Weber in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters auf der Automesse in Paris. Dann könne man sich entscheiden, den höheren Energiegehalt in noch mehr Reichweite als 500 oder 600 Kilometer Fahrstrecke zu stecken oder mit kleineren Batterien die Autos räumlich anders zu gestalten.

Die Branche glaubt jetzt fest an den Durchbruch von Elektroautos bis zum Ende des Jahrzehnts, nachdem die strombetriebenen Fahrzeuge bisher wegen geringer Reichweiten und hoher Preise ein Schattendasein fristeten. Daimler stellte ebenso wie Volkswagen auf dem Autosalon ein Konzeptfahrzeug für die neue Generation von Fahrzeugen vor. Der Prototyp der neuen Daimler-Marke "EQ" ist ein voluminöses SUV. Mit einer Batterieladung soll es 500 Kilometer weit fahren können. In Serie gehen soll das erste von mindestens zehn geplanten neuen Modellen am Ende des Jahrzehnts.

"Alles, was im Moment hier diskutiert wird, basiert auf der Lithium-Ionen-Batterie, die sich dramatisch schnell weiterentwickelt", sagte Weber. Die Kosten sänken inzwischen viel schneller als erwartet. Nach ursprünglich 400 bis 500 Euro je Kilowattstunde seien Kosten von nur noch 100 Euro je Kilowattstunde bald erreichbar. "Die großen Sprünge in der Reichweite sind dadurch möglich, dass man bereit war, Konzepte des Autos komplett zu ändern und quasi das Auto um die Batterie baut." Die Batterie auf Rädern werde aber nicht auf alle Zeiten der Königsweg sein.

Daimler vollzieht damit nach, was der US-Autopionier Tesla vorgemacht hat, als er viele Batteriemodule zusammenbaute. Dass die Schwaben erst Jahre später damit kommen, liegt Weber zufolge nicht nur am geringen Interesse der Kunden an den Autos, zu deren Entwicklung viel Geld in die Hand genommen werden muss. "Was wir angekündigt haben, ist viel mehr als ein Elektroauto", sagte Weber. Denn in das Fahrzeug werden alle Trends gesteckt, die das Autogeschäft derzeit treiben: Es wird in neuer Dimension vernetzt sein übers Internet, mehr autonome Fahrfunktionen haben und im Paket mit Mobilitätsdiensten angeboten. Daimler hat dafür eine neue Abteilung namens CASE gegründet, die an der Verschmelzung dieser Konzepte arbeitet. "Das ist ein riesiges Unterfangen, was wir da starten", sagte Weber.

rtr