Nirgends verkauft Daimler mittlerweile mehr Autos als im Reich der Mitte. Über chinesische Straßen rollt mittlerweile ein Fünftel aller neu abgesetzten Modelle des Autokonzerns. Weil deutscher Luxus bei den Chinesen ankommt, boomen die Absatzzahlen der Stuttgarter. Daimler hat seinen Absatz in dem Land in diesem Jahr von Januar bis Ende November um 27,9 Prozent auf 429.325 Fahrzeuge gesteigert. Weltweit stiegen die Verkäufe bis Ende November um 12,2 Prozent wozu auch Europa mit starkem Wachstum beitrug, während der amerikanische Markt stagnierte. In den ersten 11 Monaten verkaufte die Daimler-Tochter damit insgesamt 2,02 Millionen Fahrzeuge. "Mit einem zweistelligen Wachstum seit Jahresbeginn haben wir bereits im November den Absatz von Mercedes-Benz aus dem Vorjahr übertroffen", sagte Vertriebsvorstand Ola Källenius. "Damit wird 2016 ein neues Rekordjahr für Mercedes-Benz werden."

Den größten Optimismus versprüht Daimler mit Blick auf China. "Es ist noch besser gelaufen als gedacht", sagte Daimlers China-Vorstand Hubertus Troska mit Blick auf das abgelaufene Jahr am Montagabend vor Journalisten. Er sei zuversichtlich, dass es auch 2017 eine Wachstumsperspektive gebe. "Fakt ist, China entwickelt sich weiter positiv." Diese Wachstumsraten wage sich aber keiner jedes Jahr zu erträumen, so Troska. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für 2017 nur noch mit einem Plus von fünf Prozent auf 24,2 Millionen Pkw. Die Steuererleichterungen für besonders kleine Motoren, mit deren Hilfe die chinesische Regierung die Wachstumsdelle im vergangenen Jahr auf dem Automarkt angekurbelt hatte, laufen Ende 2016 aus.

Ob es eine Verlängerung dieses steuerlichen Anreizes geben wird, sei noch unklar, hieß es zuletzt beim VDA. Daimler habe aber davon ohnehin nicht besonders profitiert, so Troska. Daimler will sein Wachstum in China künftig auch mit vor Ort produzierten Elektroautos seiner neuen Marke EQ ankurbeln. "Wir wollen den Mercedes unter den Elektrofahrzeugen entwickeln", so Troska. Noch stehe aber nicht fest, ab wann und mit welchem chinesischen Partner EQ-Modelle einschließlich der Batterien für den Elektromotor gebaut werden. Mit Blick auf das kommende Jahr bleibt der China-Vorstand optimistisch. "Ich bin zuversichtlich, dass Mercedes in China eine ordentliche Performance hinlegen wird."

China ist wegen seiner schieren Größe auch für Elektroautos der größte Markt der Welt. Die Regierung treibt wegen der massiven Luftverschmutzung in den Metropolen den Umstieg auf emissionsfreie Antriebe voran. Anreize wie ein Vorteil bei der Zuteilung von Nummernschildern gelten jedoch nur für in China gebaute Elektroautos. Zudem sind Klimaschutzvorschriften geplant, die die Hersteller dazu zwingen, einen bestimmten Anteil ihrer Fahrzeuge als Elektroautos anzubieten. Das spielte nach Einschätzung von Experten eine wichtige Rolle bei der Entscheidung von Daimler und Volkswagen, schneller als zuvor geplant Elektroautos anzubieten. Mercedes will unter der neuen Marke EQ bis 2025 mit mehr als zehn Modellen bis zu 25 Prozent seines Absatzes mit Elektroautos machen. Der erste EQ soll noch vor 2020 vom Band rollen.

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Einschätzung der Redaktion



Daimler ist in den vergangenen Jahren dank neuer Modelle am weltgrößten Automarkt China stark gewachsen und hat den Abstand zu den mittlerweile langsamer wachsenden Erzrivalen BMW und Audi deutlich verkürzt. Ein Grund dafür ist, dass Mercedes inzwischen einen großen Teil der Fahrzeuge vor Ort zu niedrigeren Kosten produziert als sie zu importieren. Nach der C-Klasse wird inzwischen auch die neue E-Klasse in China zusammen mit dem heimischen Partnerunternehmen BAIC Motor gebaut. Insgesamt zeigen die Zahlen, dass der Modellzyklus weiter ein starker Wachstumstreiber für den Konzern bleibt. Im Dezember dürfte die Verkaufszahlen allerdings schwächer ausfallen, da Daimler im Vorjahresmonat viele Autos absetzen konnte. Anleger sollten sich davon aber nicht verunsichern lassen. Die Aktie bleibt einer der derzeit aussichtsreichsten Autowerte. Kaufen.

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