Daimler hat einen schwachen Jahresauftakt erwischt. Beim Umsatz reichte es zwar noch zu einem Plus von zwei Prozent auf 35 Milliarden Euro. Doch beim bereinigten operativen Ergebnis steht gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von neun Prozent auf 2,68 Milliarden Euro zu Buche. Es war der erste Rückschlag seit drei Jahren. Und beim Netto-Ergebnis sieht die Zwischenbilanz noch trüber aus. Von Januar bis März sackte der Überschuss um fast 32 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro ab.

Zur Begründung verwies der Konzern vor allem auf den Produktanlauf der neuen E-Klasse. Die Limousine mit Stern ist seit Anfang April verfügbar. Zudem hat sich der Absatz der S-Klasse etwas abgeschwächt.

Analysten hatten sich bereits im Vorfeld auf eher durchwachsene Zahlen eingestellt. Aber die Erwartungen hat der Konzern allenfalls beim bereinigten operativen Ergebnis erfüllt. Beim Umsatz fehlen gegenüber der Konsensschätzung immerhin rund eine Milliarde, beim Netto-Ergebnis liegt Daimler rund 200 Millionen hinter den Experten-Prognosen.

Zudem haben die US-Behörden jetzt auch Daimler ins Visier genommen. Das US-Justizministerium hat nähere Informationen zu Abgaswerten angefordert. Daimler sieht sich in den USA mit Sammelklagen von Autobesitzern konfrontiert, die den Schwaben überhöhte Emissionswerte vorwerfen. Danach sollen bestimmte Mercedes-Dieselmotoren erheblich mehr giftige Stickoxide ausstoßen als erlaubt. Bei Temperaturen unter zehn Grad sollen die Abweichungen bis zum 65fachen der Grenzwerte liegen.

Daimler weist die Vorwürfe vehement zurück. Man werde mit den Behörden "vollumfänglich zusammenarbeiten", wiederholte Finanzvorstand Bodo Uebber in einer Telefonkonferenz mit Journalisten heute Morgen frühere Aussagen. Weitere Angaben lehnte Uebber trotz zahlreicher Nachfragen ab. Daimler habe die Erfahrung gemacht, dass "eine konservative Kommunikation" den Dialog mit den Behörden, sagte er gebetsmühlenhaft und warb dafür um Verständnis.

Ungeachtet des schwachen Jahresauftakts gab sich Uebber jedoch optimistisch. Das zweite Halbjahr werde deutlich besser ausfallen als die ersten sechs Monate. Rückenwind verspricht sich der Konzern vor allem von der neuen E-Klasse. Sie wird ab Sommer auch in den USA verfügbar sein und ab Herbst in China. Dazu nehmen die SUVs weiter Fahrt auf. Man bleibe daher zuversichtlich, den Absatz im laufenden Jahr "noch mal deutlich zu steigern", sagte Uebber.

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Einschätzung der Redaktion



Die Daimler-Aktie ist nach Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal heute morgen unter die Räder gekommen. Überraschend war das nicht. Wir haben bereits im Vorfeld der Quartalszahlen in unserer Einschätzung vor einem Kursrücksetzer gewarnt. Immerhin ist der Modellwechsel bei der E-Klasse selbst für einen Konzern wie Daimler kein Pappenstiel. Rund 417 Millionen Euro Extra-Kosten hat Daimler im ersten Quartal in der Pkw-Sparte ausgewiesen. Ein ordentlicher Anteil davon dürfte auf den Generationswechsel bei der E-Klasse zurückzuführen sein. Dazu kamen 212 Millionen Euro Belastungen aus aus Währungssicherungsgeschäften. Die dürften im Jahresverlauf positiv zu Buche schlagen.

Natürlich bleiben Unsicherheiten etwa im Truck-Geschäft. In Brasilien hat sich Lage weiter eingetrübt. Auch in der Türkei kühlt das Geschäft nach den Vorzieheffekten wegen der Einführung der Euro-VI-Norm zum 1.1. 2016 nun spürbar ab. Zudem gehen die US-Absätze leicht zurück, aber die Nachfrage ist insgesamt weiter auf sehr hohem Niveau.

Und bei Mercedes-Benz bleiben die Aussichten ohnehin gut. Die neue E-Klasse dürfte im laufenden Jahr für deutliche bessere Erträge sorgen. Dazu läuft der SUV-Absatz auf Hochtouren. Beim neuen GLC ist die Lieferfrist inzwischen auf fast ein Jahr gestiegen. Das Problem hätten auch andere Hersteller gern.

Charttechnisch ist die Daimler-Aktie derzeit allerdings angeknackst. Kurzfristig lauern bei 68 bzw. 71,80 Euro (200-Tage-Linie) zwei Widerstände. Der langfristige, aus dem Juli 2013 datierende Aufwärtstrend bleibt aber trotz des heutigen Kursrückschlags noch intakt.

Die Dieselaffäre hat allerdings jetzt auch Daimler erreicht. Anleger warten daher noch, bis die Widerstandszone zwischen 68 und 71,80 Euro fällt. Wir stufen die Aktie daher zunächst auf Halten zurück. Kursziel: 71,80 Euro. Stopp: 59 Euro.