Der Österreicher, der sich am Donnerstag auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank zur Wiederwahl stellt, räumte mit Blick auf das ramponierte Image von Deutschlands größtem Geldhaus aber auch Fehler ein: "Wir hätten noch besser erklären können, warum wir die Dinge so tun. Das habe ich unterschätzt. Aber vom Inhalt her war es richtig."

Der frühere Allianz-Mann Achleitner hatte 2012 als Chefkontrolleur bei Deutschlands größtem Geldhaus begonnen - zusammen mit der damaligen Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Das Duo ersetzte er im Sommer 2015 durch John Cryan, weil wichtige Investoren das Vertrauen verloren hatten. Wenig später wurde fast der gesamte Vorstand ausgetauscht. Dass Achleitner in seiner ersten Amtszeit dauerhaft im Krisenmodus arbeiten würde, hatte er nicht erwartet, wie er im Rückblick erklärt: "Die vergangenen fünf Jahre waren sehr viel turbulenter, als ich gedacht hatte." Allein in diesem Zeitraum sammelte die Deutsche Bank über zwei Kapitalerhöhungen elf Milliarden Euro ein - und gab umgekehrt fast 15 Milliarden für Altlasten aus.

Höhepunkt war der "heiße" Herbst 2016, als in den USA eine derart hohe Hypothekenstrafe aufgerufen wurde, dass diesseits des Atlantiks Sorgen um die Widerstandskraft der Deutschen Bank laut wurden. Es folgte ein beispielloser Absturz an der Börse. Auf dem Tiefpunkt im September war das gesamte Geldhaus weniger als 14 Milliarden Euro wert - Ende 2006 waren es mehr als 50 Milliarden gewesen.

DEN JOB ZU ENDE BRINGEN



Die Strategie wurde zwei Mal nachjustiert: Erst sollte die Postbank verkauft werden, dann wieder nicht. Mit der jüngsten Grundsatzentscheidung vom März setzt die Deutsche Bank auf die Vollintegration der unverkäuflichen Bonner Tochter und will stattdessen die Vermögensverwaltung an die Börse bringen. Das Kapitalmarktgeschäft bleibt Kerngeschäft. Allerdings hat die Deutsche Bank Jains einstiges Ziel aufgegeben, zur Weltspitze der internationalen Investmentbanken vorzustoßen. Zusammen mit Cryan plant Achleitner jetzt bescheidener: "Europa braucht eine starke Deutsche Bank", erklärt der 60-Jährige.

Wichtige Investoren haben sich schon vor der Hauptversammlung hinter Achleitner gestellt, seine Wiederwahl gilt daher als sicher. Achleitner selbst betont: "Ich habe mir die Entscheidung über eine zweite Amtszeit nicht leichtgemacht. Aber ich fühle mich persönlich verantwortlich den Kollegen gegenüber, die ich in den Vorstand und Aufsichtsrat geholt habe. Da kann ich nicht einfach sagen: 'Macht mal ohne mich weiter'." Das neue Team habe viel Potenzial. Außerdem wolle er einen Beitrag dazu leisten, den Kapitalmarkt in Europa zu stärken. "Europa darf nicht zum Museum werden. Das ist nach dem Brexit wichtiger denn je."

rtr