Der Vorstand von Deutschlands größtem Geldhaus brüte derzeit noch über diesen zwei Modellen und werde eines davon dem Aufsichtsrat empfehlen. Die größte Zustimmung hat es in der Führungsspitze zuletzt für das radikalste Modell - intern "Model Five" genannt - gegeben, wie Insider berichteten. Der Aufsichtsrat wolle nun voraussichtlich am 24. April über die "neue" Deutsche Bank entscheiden.

Die Deutsche Bank wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Ein Sprecher bekräftigte, die Entscheidung werde im laufenden zweiten Quartal präsentiert. Den Insidern zufolge ist derzeit offen, für welches Modell sich der Vorstand entscheiden wird. In jedem Falle strebten die beiden Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen zusammen mit Aufsichtsratschef Paul Achleitner intern eine breite Zustimmung an. "Fest steht: Der Status quo ist Geschichte", betonte eine Person, die in die Strategiedebatte eingebunden ist.

Sollte "Model Five" Realität werden, würde eine eigene Privatkundenbank geschaffen, aufgehübscht und mittelfristig an die Börse gebracht. Übrig bliebe dann eine Investmentbank mit angeschlossener Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank würde damit zwar komplett zerlegt. Doch in der Privatkundenbank blieben wohl noch vergleichsweise viele Jobs erhalten. Daher seien auch die Arbeitnehmervertreter bei dieser Variante mit im Boot.

Auch die Aufsicht hat bislang keinen Widerstand signalisiert, sollte sich der Branchenprimus von der klassischen Universalbank tatsächlich verabschieden. Es sei richtig, dass sich Großbanken stärker fokussierten, heißt es dort hinter vorgehaltener Hand. Man könne und müsse sich nicht mehr alles leisten. Das Institut wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) kontrolliert. Bei der Deutschen Bank ist die chronische Renditeschwäche offensichtlich - zentrale Ziele der von Jain und Fitschen ausgerufenen "Agenda 2015+" wurden verfehlt. Wichtige Aktionäre, die in den vergangenen Jahren wiederholt frisches Geld in die Bank pumpten, hoffen deshalb auf den großen Wurf.

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AUS FÜNF MACH ZWEI

Die Ausarbeitung der neuen Strategie liegt maßgeblich in den Händen des bisherigen Finanzchefs Stefan Krause, der sich in den kommenden fünf Jahren auch um die Umsetzung kümmern soll. Finanzkreisen zufolge hatte er zunächst fünf Modelle entwickelt. Drei davon kamen in die engere Wahl und wurden bei der letzten Aufsichtsratssitzung am 20. März diskutiert. Damals zählte auch noch eine Vollintegration der Postbank mit einem radikalen Sparprogramm in der Privatkundensparte zu den Szenarien. Dieses Modell ist nun aber vom Tisch, wie ein Insider erläuterte. Auch das "Handelsblatt" hatte darüber am Dienstag berichtet. Der Zeitung zufolge könnte die Bank ihre neue Strategie bereits am 29. April zusammen mit den Quartalszahlen der Öffentlichkeit präsentieren. Auch dazu wollte sich das Institut nicht äußern.

Mit einer Abspaltung oder deutlichen Verkleinerung des Privatkundengeschäfts könnte die Deutsche Bank ihre Bilanz signifikant verkürzen. Das würde dem Institut helfen, die sogenannte Leverage Ratio - das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme - nach oben zu schrauben. Mit anderen Worten: die Bank wäre damit weniger anfällig bei einer neuen Krise.

Eine Trennung von der seit 2010 mehrheitlich zum Konzern gehörenden Postbank ist ebenfalls über einen Börsengang denkbar. Auch eine andere europäische Bank könnte als Käufer ins Spiel kommen. In dem Fall wäre das Tor für eine länderübergreifende Konsolidierung im Privatkundengeschäft offen, heißt es aus der Bank. Analysten halten diese für längst überfällig.

Egal ob es am Ende zu einer großen oder kleinen Aufspaltung kommt: Auch die Investmentbank - die Hausmacht von Co-Chef Jain - wird schrumpfen, wie mehrere Insider berichten. Das gelte insbesondere für den Handel und das Geschäft mit Hedgefonds. Von einem einflussreichen Großaktionär heißt es, man sei noch nicht überzeugt, dass die verbleibende Investmentbank im Vergleich mit den US-Rivalen schlagkräftig genug sei. Die Überzeugungsarbeit will nun Chefkontrolleur Achleitner höchstpersönlich übernehmen: Bei mindestens zwei wichtigen Anteilseignern stehen demnächst Gespräche mit ihm an.

Reuters