Dort drohten nun mehr Stellen wegzufallen als bisher geplant, sagten die Insider. Die geplante Schließung von bis zu einem Drittel der 700 Filialen in Deutschland dürfte Tausende Arbeitsplätze kosten.

Die radikale Lösung ("Model Five"), die den Abschied der Deutschen Bank vom Privatkundengeschäft bedeutet hätte, werde nur noch von Spartenchef Rainer Neske unterstützt. Die Deutsche-Bank-Führung hatte unter dem Druck wichtiger Investoren das Modell der Universalbank infrage gestellt. Die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen seien zuletzt aber von einer Konzentration auf das Investmentbanking und die Vermögensverwaltung abgerückt, hieß es in Finanzkreisen. Ein Grund dafür sei der vermutete Wunsch der Bundesregierung nach einer weiterhin deutsch geprägten Bank. Ein zweiter Grund sei der Druck der Ratingagenturen, die in den Einlagen der Privatkunden eine sichere Refinanzierungsquelle sehe.

Die Deutsche Bank wollte sich nicht zu den Informationen äußern. Ein Sprecher bekräftigte, dass die Ergebnisse der laufenden Strategie-Debatte noch vor Ende Juni veröffentlicht werden sollen. Nachdem der "Spiegel" am Freitag von einer Vorentscheidung zugunsten eines Postbank-Verkaufs berichtet hatte, hatte die Bank betont, es gebe noch keine Beschlüsse. Nach Reuters-Informationen will der Vorstand diese formal erst am kommenden Freitag (24. April) kurz vor der außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats fassen.

Mit den Einschnitten in den "blauen" Filialen dürften sich auch die meisten Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat abfinden. Sie hatten zunächst eine Komplettabspaltung favorisiert, weil damit geringere Arbeitsplatzverluste verbunden gewesen wären. Die bei der Postbank besonders starke Gewerkschaft Verdi macht sich vor allem dort Sorgen um die Belegschaft. Verdi war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Auch im Investmentbanking wird der geplante Umbau wohl Spuren hinterlassen. Der "Welt am Sonntag" zufolge wird es in diesem Bereich stärkere Einschnitte geben als bislang gedacht. Das Geschäftsvolumen der Sparte könne um bis zu 200 Milliarden Euro reduziert werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Bislang sei davon die Rede gewesen, dass hier Aktiva von rund 150 Milliarden Euro abgebaut würden. Reuters hatte kürzlich aus Finanzkreisen erfahren, dass die Sparte sich auf Einschnitte einstellen müsse, weil viele Geschäfte zu viel Kapital verschlingen.

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ABSCHREIBUNGEN BEI DER POSTBANK?

Die Postbank könnte im Zuge des Strategieschwenks über eine Aktienplatzierung an die Börse zurückkehren. Ein Verkauf an eine andere Bank oder sogar einen Finanzinvestor stehe ebenfalls zur Debatte, sagten die Insider. Bisher können nur sechs Prozent ihrer Aktien gehandelt werden, der Rest liegt bei der Deutschen Bank. Rechnerisch ergibt sich aus dem Kurs von 35,75 Euro ein Unternehmenswert für die frühere Post-Tochter von 7,8 Milliarden Euro. Doch dieser fußt vor allem auf der Hoffnung von Spekulanten, dass die Deutsche Bank ein Übernahme-Angebot für den Streubesitz vorlegen würde. Bei einem Verkauf oder einem Börsengang dürfte der erzielbare Preis deutlich unter den sechs Milliarden Euro liegen, mit denen die Postbank in den Büchern der Deutschen Bank steht. Damit stünden der Bank erneut milliardenschwere Abschreibungen bevor. Die Deutsche Bank hatte die Postbank zwischen 2008 und 2012 schrittweise übernommen.

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BRITISCHE AUFSICHT ATTACKIERT DEUTSCHE BANK IN ZINSAFFÄRE

Auch der Skandal um Zinsmanipulationen lässt die Deutsche Bank nicht los. Die britische Finanzaufsicht FCA werfe der Führung der Bank unkooperatives Verhalten bei der Aufarbeitung des Falles vor, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf einen Brief der FCA, der im Vorstand des Geldhauses erörtert worden sei. Darin werde der Umgang des Instituts mit dem Thema als inakzeptabel bezeichnet. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die FCA war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. In Großbritannien und den USA steuert die Bank auf einen Vergleich mit den Regulierern zu, der bereits am Donnerstag kommen könnte.

Reuters