In einem Schreiben der Deutschen Bank an das Amtsgericht, aus dem die "Süddeutsche Zeitung" am Wochenende zitierte und in das auch Reuters Einblick hatte, war aber von einer Beteiligung der Kataris von nur acht Prozent die Rede. Einem Insider zufolge hat die Familie Al-Thani aber tatsächlich Zugriff auf knapp zehn Prozent der Deutsche-Bank-Anteile. Zwar sei ihr Aktienpaket nur gut acht Prozent schwer, daneben hielten die beiden Investmentvehikel der Kataris aber knapp zwei Prozent an der Bank in Form von Kaufoptionen, sagte er.

Die Deutsche Bank erklärte: "Wir haben uns auf das gestützt, was uns unsere Aktionäre mitgeteilt haben, und es gibt keinen Anlass, dies zu bezweifeln." In welcher Form sie ihre Beteiligung hielten, sei allein deren Sache. Melden müsste die Familie eine Aufstockung nur, wenn sie zehn Prozent überschreiten würde.

Die Herrscherfamilie Al-Thani war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Sie war vor gut zwei Jahren über die Investmentfirmen Paramount Services und Supreme Universal für zwei Milliarden Euro bei der Deutschen Bank eingestiegen, zunächst mit sechs Prozent. Hinter den beiden Gesellschaften stehen Scheich Hamad bin Jassim bin Jaber Al-Thani und sein Cousin Hamad bin Khalifa Al-Thani. Obwohl ihnen das Investment nur Verluste brachte, stockten sie weiter auf und überholten damit den großen US-Vermögensverwalter Blackrock, der zuletzt 6,2 Prozent an der Bank hielt. Im März hatten sich die sonst schweigsamen Scheichs ausdrücklich hinter den bei anderen Investoren umstrittenen Aufsichtsratschef Paul Achleitner gestellt.

Öffentlich wurde die Aufstockung Mitte Juli, als die Kataris den Wirtschaftsanwalt Stefan Simon für den vakanten Posten im Deutsche-Bank-Aufsichtsrat nominierten. Der 46-jährige Partner in der Bonner Kanzlei Flick Gocke Schaumburg gilt als Experte für Steuerthemen und Fragen der guten Unternehmensführung (Corporate Governance). Simon musste vom Amtsgericht Frankfurt bestellt werden, weil die Hauptversammlung der Bank ihn erst im nächsten Jahr wählen kann. Die Nachbesetzung war nötig geworden, nachdem der langjährige Chefaufklärer Georg Thoma auf Druck seiner Aufsichtsrats-Kollegen zurückgetreten war. Sie hatten ihm Übereifer bei der Aufarbeitung von Skandalen vorgeworfen.

rtr