Die Deutsche Bank stand lange in der Kritik, nicht auf die Kosten zu achten. Mit der jetzt vorgelegten Bilanz zeigt der Frankfurter Finanzkonzern, dass die von Vorstandschef John Cryan angestoßenen Maßnahmen Wirkung zeigen. Um 14 Prozent senkte die Deutsche Bank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Aufwendungen.

Auch Einigungen in vielen zentralen Rechtsstreitigkeiten trägt zur Entlastung bei. Zwar hat die Deutsche Bank zuletzt wegen des Libor-Skandals erneut Millionenbeträge in dreistelliger Höhe abdrücken müssen. Dazu mussten die Deutschbanker jedoch nicht an die Reserven gehen. "Eine Reihe weiterer Rechtsfälle konnten weitgehend im Rahmen der vorhandenen Rückstellungen abgeschlossen werden", heißt es.

Dass der Kurs nach Veröffentlichung dennoch um mehr als zwei Prozent in die Knie ging, ist der Ertragsschwäche geschuldet. Im Finanzierungs- und Beratungsgeschäft, einer zentralen Säule des Zukunftskonzepts, gingen die Erträge runter. Auch die Transaktionsbank ließ Federn. Zuletzt war die Deutsche Bank bei großen Fusionen nicht mehr dabei, die Kunden hatten Vertrauen verloren, dass sich die Bank erst wieder mühsam erarbeiten muss.

Im Privat- und Firmenkundengeschäft stiegen die Erträge zwar, doch das Geschäft ist deutlich weniger profitabel als das Unternehmens- und Investmentbankingsegment. Ausgerechnet hier baut die Deutsche Bank mit der Integration der Postbank einen neuen Platzhirschen. "Am Ende wird ein klarer Marktführer mit rund 20 Millionen Kunden und zwei weiterhin getrennten Marken stehen", so der Plan. Bis Sommer 2018 soll die Verschmelzung abgeschlossen sein.

Zudem steht eine weitere Verschmelzung an: Das Geschäft der Sal. Oppenheim soll in die Deutsche Bank integriert werden. Vermögende Kunden sollen vom hauseigenen Verwalter Deutsche AM betreut werden, die derzeit den Gang an die Börse vorbereitet.

Zusammen mit dem schwachen Handel zeigt sich ein Bild der Deutschen Bank, dass Branchenkenner nicht überzeugt. Analyst Kian Abouhossein von JP Morgan sprach in einer Studie vom Donnerstag von "Resultaten niedriger Qualität". Er rechnet damit, dass die Gewinnerwartungen der Analysten künftig deutlich gedämpfter sein dürften.

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Die Trendwende lässt bei der Deutschen Bank auf sich warten. Die Liste der Schwierigkeiten zeigt, dass sich Anleger auch noch eine Weile in Geduld üben müssen. Problem Nummer 1: Cryan gilt als Aufräumer aber nicht als Visionär. Er steht derzeit unter großem Druck, unter anderem soll Aufsichtsratschef Paul Achleitner auf ihn loswerden wollen. Problem Nummer 2: Die lange aufgeschobene Aufarbeitung der Vergangenheit hat viel Kunden- und Anlegervertrauen gekostet. Problem Nummer 3: Die Erträge in margenstarken Segmenten sinken und die Wahrscheinlichkeit, dass die Deutsche Bank zu alter Stärke zurückfinden wird, ist gering. Kurzfristig ist also nicht mit Kurssteigerungen zu rechnen. Langfristig hat die Deutsche Bank aber gute Chancen.

Kursziel: 15,40 Euro

Kursstopp: 13,20 Euro