So einfach werden es die Aktionäre der Deutschen Bank morgen in Frankfurt jedoch nicht machen. Denn die Strategie Cryan wirft trotz aller Korrekturen Fragen auf: Ist es sinnvoll die einlagenstarke und kostenverschlingende Postbank in die Privatkundensparte zu integrieren? Bis Anfang des Jahres wollte Cryan die Tochter noch losschlagen. Es fand sich nur kein Käufer.

Ist es richtig, statt dessen die ertragreiche Vermögensverwaltung zu bis zu 25 Prozent voraussichtlich Ende des Jahres an die Börse zu bringen?

Auch wenn man die neue Selbstständigkeit bei der Deutschen AM begrüßt - dem Mutterhaus verliert dadurch Umsätze in Zeiten niedriger Zinsen, hoher Kosten für den Umbau sowie der Beilegung von Rechtsstreitigkeiten. Zwar ist die Krisenbank durch die acht Milliarden schwere Kapitalerhöhung im April mittlerweile solide aufgestellt und konnte sich etwa in der Anklage wegen Tricksereien am US-Hypothekenmarkt vor der Finanzkrise für 7,2 Milliarden Dollar vergleichen. Doch der Beweis, profitabel arbeiten zu können, muss die Deutsche Bank noch erbringen.

So lange bleiben die Aktionäre misstrauisch. Führende Vertreter haben sich im Vorfeld dagegen ausgesprochen, eine weitere, umfangreiche Kapitalerhöhung zu erlauben. Sauer stößt demnach auch das Aktienrückkaufprogramm auf: Zunächst solle die Deutsche Bank wieder eine angemessene Dividende ausschütten.

Ansonsten hält sich der Protest in Grenzen. Besonders die beiden Großaktionäre, das chinesische Konglomerat HNA und der katarische Staatsfonds, wollen sich zurückhalten. Vorstand sowie Aufsichtsrat können mit einer Entlastung rechnen. Auch die geforderten Sonderprüfungen zum Verhalten der Deutschen Bank vor der Finanzkrise dürften keine mehrheitliche Zustimmung erfahren.

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Einschätzung der Redaktion



Tatsächlich hat der pragmatische Vorstandschef John Cryan die Deutsche Bank erfolgreich durch die schwersten Krisen gebracht. Doch er gilt nicht als Visionär. Diese soll sein neuester Stellvertreter, der Ex-Finanzchef Marcus Schenk beisteuern, wenn es nach den Aktionären geht. Steht die Deutsche Bank wieder auf einem soliden wirtschaftlichen Segment, könnte die Aktie einen Teil der Verluste wieder wettmachen. Die sind erheblich: Zwischen 2007 und 2016 verlor das Finanzhaus 90 Prozent des Börsenwerts. Die Deutsche Bank profitierte zuletzt vom positiven Umfeld - Finanzwerte sind gefragt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist noch relativ günstig. Ab kommenden Jahr will die Deutsche Bank auch wieder Dividenden ausschütten.

Empfehlung: Kaufen.
Zielkurs: 21,00 Euro
Stoppkurs: 13,30 Euro