Die Aktie der Deutschen Bank erweist sich zur Wochenmitte als Top-Verlierer im DAX und verlor im Xetra-Handel bis zu zwei Prozent. Nach dem jüngst erzielten Zehnjahreshoch hat sich das Sentiment aus folgenden Gründen spürbar eingetrübt.

Viele Anleger nutzten die diesjährige Performance von fast 100 Prozent für Gewinnmitnahmen, was bei einem so stark gelaufenen Titel nicht ungewöhnlich sein sollte. Neben diesem technischen Faktor sorgt aber auch ein anderes Thema für Zurückhaltung: Die Deutsche Bank stellt derzeit ihr Privatkundengeschäft auf eine neue Banking-App um.

Deutsche Bank – IT-Risiko ante portas?

Solche Umstellungen sind zwar notwendig, bergen jedoch operative Risiken – von möglichen Störungen im Kundenservice bis hin zu massiven IT-Problemen. In der Vergangenheit hatte sich die IT des Branchenprimus nicht gerade mit „Ruhm bekleckert“ – man denke nur an die enormen Probleme bei der Tochter Postbank im Sommer 2023. Damals kam es zu teils wochenlangen Ausfällen. Kundinnen und Kunden konnten nicht auf ihre Konten zugreifen, Zahlungen nicht tätigen – was zu erheblicher Kritik führte. Die Bundesfinanzaufsicht BaFin übte danach scharfe Kritik und setzte sogar einen unabhängigen Sonderbeauftragten zur Aufklärung ein. Zudem wurden aufgrund des IT-Fiaskos Bonuszahlungen für Führungskräfte gekürzt.

Am vergangenen Wochenende hat die Deutsche Bank ihr Onlinebanking, ihre App und das Telefonbanking ihrer Tochter Norisbank auf die Google-Cloud-Plattform übertragen. Auf der Website der Bank pries man die folgenden Vorteile der neuen App: Mehr Konten auf einen Blick, individuell einstellbarer Gesamtsaldo sowie das Mehr an Online-Services. Die Einführung sei laut Unternehmensangaben technisch reibungslos verlaufen. Bereits am Sonntag gegen 16 Uhr – und damit früher als vorgesehen – stand die neue App den sieben Millionen Privatkunden zur Verfügung. Am Montag kam es allerdings zu Einschränkungen: Neben einem sprunghaften Anstieg der Zugriffe sorgten auch Netzwerkprobleme bei einem Telekommunikationsanbieter dafür, dass sich viele Kunden gar nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung in ihr Onlinebanking einloggen konnten. Möglicherweise wollten einige Investoren das nicht von der Hand zu weisende IT-Risiko durch einen Verkauf der Aktie ausschließen.

Deutsche Bank: Wenig Begeisterung unter Analysten

Bei den auf TradingView.com veröffentlichten 20 Analystenmeinungen der vergangenen drei Monate fällt der Optimismus für die Deutsche Bank verhalten aus, schließlich wird als Gesamturteil lediglich ein „Neutral“ ausgewiesen. Zwar wird wird die Bank von sechs Analysten als „Starker Kauf“ und von einem als „Kauf“ eingestuft, neun Analysehäuser raten allerdings lediglich zum „Halten“ der Aktie. Vier Ratings lauten sogar auf „Starker Verkauf“. Von den 18 abgegebenen Prognosen zum Zwölfmonatsziel der Aktie reicht die Spanne von 24 bis 34 Euro. Mit 29,07 Euro liegt deren Durchschnittswert sogar unter dem aktuellen Kursniveau von 30,86 Euro

Fazit: Aus charttechnischer Sicht gibt es bei der Deutschen Bank derzeit Licht und Schatten. Der langfristige Aufwärtstrend kann zwar als intakt angesehen werden, allerdings droht derzeit das Unterschreiten einer markanten Unterstützungszone und der RSI-Timingindikator lieferte in dieser Woche mit dem Verletzen der Marke von 70 Prozent zudem ein eindeutiges Verkaufssignal. Ein Kauf drängt sich daher derzeit eher nicht auf.

Deutsche Bank (WKN: 514000)

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