Die Finanzkrise hat die Bankenbranche hart getroffen. Die Auswirkungen der Lehman-Pleite am 15. September 2008 und die damit verbundenen Folgen sind noch heute zu spüren. Das wird vor allem an den Aktienkursen der börsennotierten Kreditinstitute deutlich. In Deutschland kann man die Deutsche Bank und die Commerzbank als Beispiele nennen.

Kursentwicklung der Deutschen Bank und Commerzbank seit der Lehman-Pleite am 15.9.2008, indexiert

Beide Geldhäuser stehen hierzulande nach wie vor unter starker Beobachtung von Privatanlegern. Viele denken wegen der Chancen und Risiken über einen Einstieg oder Ausstieg nach. Dabei dürfte auch die Frage im Raum stehen, welcher Bankaktie man den Vorzug geben sollte, falls man in die Branche investiert.

BÖRSE ONLINE hat daher die Papiere der Deutschen Bank und Commerzbank miteinander verglichen. Zu diesem Zweck haben wir uns ausführlich mit den Einschätzungen der Analysten befasst.

Analysteneinschätzungen muss man zwar nicht gutheißen, doch ignorieren sollte man sie nicht. Die Stimmen der Experten können bei der Anlageentscheidung helfen. Am Ende sollte sich aber jeder Investor seine eigene Meinung bilden.

Auf Seite 2: Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Das Urteil der Analysten über die Deutsche Bank und Commerzbank fällt auf den ersten Blick eindeutig aus. Bei näherem Betrachten gibt es jedoch feine Unterschiede.

Geht es nach den Einschätzungen der Experten, sollten Anleger beide Aktien halten. Mit einem Konsensrating von 3,58 bewegen sich die Papiere der Deutschen Bank allerdings schon in Richtung "schwacher Buy". Die Anteilsscheine der Commerzbank dagegen schrammen mit einer Bewertung von 3,08 nur knapp am Urteil "schwacher Sell" vorbei. Diese Verschiebung kommt vor allem durch die prozentual höhere Anzahl an Kaufempfehlungen für die Deutsche Bank zustande. Diese liegt mit 41,9 % deutlich über den 24,3 % bei der Commerzbank. Umgekehrt hagelt es für Letztere deutlich mehr Verkaufsempfehlungen als für Erstere (24,3 > 11,6 %).

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es bei beiden Aktien - auf Basis des Ratings - keine signifikanten Unterschiede gibt. Beide Werte stehen bei den meisten Analysten auf der Halteliste, wenngleich das Urteil über die Deutsche Bank etwas positiver ausfällt als über die Commerzbank.

Erläuterungen:

Quelle: Bloomberg, Stand 12.06.2014, 14.30 Uhr

Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.

Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank stehen bei den Analysten auf der Halteliste, Letztere schneidet jedoch etwas schlechter ab - so lassen sich die aktuellen Einschätzungen der Experten zu beiden Aktien zusammenfassen.

Das war allerdings nicht immer so. Wirft man einen Blick auf die Einschätzungen von vor einem Jahr, ergibt sich ein anderes Bild. Anders als momentan hatte die Deutsche Bank im Juni 2013 noch ein Konsensrating von 4,07 und war damit ein "schwacher Buy". Die Commerzbank hingegen wurde mit 2,71 bewertet und galt damit als "schwacher Sell". Heute wird sie auf "Hold" eingestuft.

Lässt sich daraus ein Trend ableiten? Schwer zu sagen.

Auffällig ist jedenfalls, dass sich Meinung der Analysten über die Deutsche Bank in den vergangenen Monaten langsam aber stetig verschlechtert hat - anders als bei der Commerzbank, deren Rating seit März recht stabil geblieben ist.

Das heißt jedoch nicht, dass es so bleiben muss. Auf den folgenden beiden Seite haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Banken sehen.

Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Deutschen Bank?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Deutschen Bank?

Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Commerzbank?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken der Commerzbank?

Auf Seite 6: Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

In puncto Kurspotenzial offenbaren sich aus Sicht der Analysten große Unterschiede zwischen Deutscher Bank und Commerzbank. Der Deutschen Bank trauen die Experten eine Wertsteigerung von rund einem Fünftel zu. Das Potenzial der Commerzbank sehen sie dagegen nahezu erschöpft.

12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)

Letzter Kurs: Stand 28.05.2014, 09:30 Uhr

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers

Interessanterweise wird die Aktie der Deutschen Bank trotz des ansehnlichen Kurspotenzials aber "nur" mit einem "Hold" bedacht - statt mit einem "schwachen Buy". Ähnlich - allerdings umgekehrt - verhält es sich bei der Commerzbank. Die Aktie darf sich trotz des quasi nicht mehr vorhandenen Kurspotenzials immer noch mit einem "Hold" schmücken.

Anscheinend zögern die Analysten in beiden Fällen, eine klare Richtungsentscheidung zu treffen. Das kann man aus Anlegersicht als Unsicherheit interpretieren oder als Strategie der Vorsicht deuten.

Auf Seite 7: Fazit

Fazit

Beide Aktien - Deutsche Bank und Commerzbank - werden von den meisten Analysten auf "Hold" eingestuft. Die Deutsche Bank kommt dabei zwar etwas positiver weg, allerdings deuten die sich mehrenden negativen Stimmen der vergangenen Monate darauf hin, dass sich das bald ändern könnte. Möglicherweise könnte die Commerzbank sogar in ein paar Monaten besser von Experten beurteilt werden als die Deutsche Bank. Dafür könnte sprechen, dass die Commerzbank in den vergangenen 12 Monaten immer positiver beurteilt wurde und sich das Momentum seit März gehalten hat.

Was die Chancen und Risiken betrifft, führen Analysten auf beiden Seiten einleuchtende Pro- und Contra-Punkte auf. Welche Punkte man schwerer gewichtet, bleibt wohl eine individuelle Sache.

Beim Kurspotenzial trauen die Branchenkenner der Deutschen Bank eine Steigerung von einem Fünftel zu, bei der Commerzbank dagegen ist ihrer Ansicht nach die Luft raus. Dennoch werden beide Titel auf "Hold" eingestuft. Anscheinend ist die Deutsche Bank Analysten immer noch zu heiß, um sie auf "schwacher Buy" hochzustufen. Die Commerzbank dagegen birgt ihrer Meinung nach immer noch zu große Chancen, um sie auf "schwacher Sell" herabzustufen.

Auf Seite 8: Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Deutsche Bank:

Nach Einschätzung von BÖRSE ONLINE ist ein Kauf der Deutschen-Bank-Aktie immer noch hochriskant - selbst zu den niedrigen Kursen. Das Geldhaus ist nach wie vor mit juristischen Auseinandersetzungen konfrontiert. Zudem reduzieren niedrige Zinsen das Ertragspotenzial. Hoffnung machen die Kapitalerhöhung und die Verringerung der Risiken. Anleger, die bereits investiert sind, können die Aktie halten, alle anderen sollten das Papier beobachten und auf kursrelevante Signale warten.

Commerzbank:

Die Commerzbank kommt zwar voran - sowohl beim Abbau bilanzieller Risiken, als auch im eigentlichen operativen Geschäft, bei Privat- und Firmenkunden. Doch weitere Belastungen vor allem beim Bilanzabbau sind nicht ausgeschlossen. Auch die Ergebnisse des Bankenstresstests könnten noch für negative Überraschungen sorgen. Anleger sollten grundsätzlich die Finger von dem Papier lassen.