Das hatte Vonovia zur Bedingung für ihr eigenes, 14 Milliarden Euro schweres Übernahmeangebot für Deutsche Wohnen gemacht. Mit ISS und Glass Lewis hatten sich zwei einflussreiche Aktionärsberater auf die Seite von Vonovia geschlagen. Der Vorstand von Deutsche Wohnen will aber weiter gegen die feindliche Offerte von Vonovia für sein Unternehmen kämpfen.

"Das Angebot ist für die Deutsche-Wohnen-Aktionäre nicht attraktiv", bekräftigte Vorstandschef Michael Zahn. Es spiegle den erhofften Wertzuwachs des Bestandes und die hohe Qualität der Wohnungen nicht wider. Für Zahn ist der Rückzug bei LEG bereits die zweite Niederlage. Im Frühjahr war er mit der Übernahme der österreichischen Conwert gescheitert. Auch dort hatte er nicht genügend Rückhalt bei den Aktionären gefunden.

Die Hauptversammlung, die am 28. Oktober in Frankfurt die Voraussetzungen für die LEG-Übernahme schaffen sollte, sagte Zahn ab. Es sei aussichtslos geworden, dort die erforderliche 75-Prozent-Mehrheit zu erhalten. Am Donnerstag will er sich den Investoren und der Presse in einer Telefonkonferenz stellen.

LEG-Vorstandschef Thomas Hegel erklärte, die Wohnungsfirma wolle nun allein bleiben. "Die LEG verfügt über ein starkes wirtschaftliches Fundament. Unsere Strategie der regional fokussierten Expansion überzeugt."

Viele Großaktionäre sind an Vonovia, Deutsche Wohnen und der LEG beteiligt. Sie hatten den Vorstoß der bisher vor allem in Berlin vertretenen Deutsche Wohnnen nach Nordrhein-Westfalen kritisch gesehen. Vorstandschef Zahn wollte sich mit dem Zukauf an Rhein und Ruhr eine neue Wachstumsregion erschließen, da ihm die Hauptstadt zu teuer geworden ist.

ISS und Glass Lewis hatten zunächst die acht Milliarden Euro schwere Offerte für die LEG unterstützt. Doch als Vonovia seine Gegenofferte für Deutsche Wohnen auf den Tisch legte, änderten sie ihre Meinung. Denn bei der großen Lösung würde mehr Wert geschaffen, die Synergien seien höher. Vor allem angelsächsische Fonds richten sich in der Regel nach dem Votum der Aktionärsberater.

Vonovia und Deutsche Wohnen kämen zusammen auf bundesweit eine halbe Million Wohnungen. Mit 14 Milliarden Euro inklusive Schulden wäre es der größte Deal, den es auf dem deutschen Immobilienmarkt je gegeben hat. Doch Vonovia-Chef Rolf Buch ist noch nicht am Ziel. Auch er braucht noch die Mehrheit auf einer Hauptversammlung, die für den 30. November geplant ist.

MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND



Bis dahin hat Deutsche Wohnen noch Zeit, seinen Aktionären eine bessere Alternative zu bieten. "Wir werden uns nun mit der notwendigen Kraft, Sorgfalt und Unterstützung unserer Aktionäre mit dem Vorstoß der Vonovia auseinandersetzen", kündigte er an. Ein möglicher Ansatzpunkt: Vonovia hat den Anlegern lediglich eine Prämie von sieben Prozent in Aussicht gestellt. Zahn könnte auch zum Gegenschlag ausholen und sich ein neues Übernahmeobjekt aussichten, für das das Kapital erhöht werden müsste. Denn für diesen Fall hat Vonovia erklärt, die Finger von Deutsche Wohnen zu lassen.

Allerdings gibt es auf dem deutschen Immobilienmarkt nach der jüngsten Konsolidierungswelle kaum große Wohnungsportfolios, die noch im Markt sind. Ausnahme ist ein Paket von rund 14.000 Wohnungen, das die Augsburger Patrizia im Frühjahr für rund 900 Millionen Euro von einem skandinavischen Fonds gekauft hatte.

Patrizia will das Portfolio zum Höchstpreis weiterverwerten - entweder als Fondskonstruktion oder durch den Verkauf an einen strategischen Bieter, wie es in Branchenkreisen hieß. Insidern zufolge ist nicht ausgeschlossen, dass Deutsche Wohnen bereits Gespräche führt. Das Unternehmen selbst wollte sich dazu nicht äußern. Von Patrizia-Seite hieß es, es gebe noch keinen Verkaufsprozess.