Inländische Unternehmen:

RWE-Chef: Gasversorgung der Ukraine weiter kritisch

RWE-Chef (RWE) Peter Terium sieht die Energieversorgung der Ukraine weiter kritisch. "Noch ist nicht Winter, und ab Juni liefert Russland - nach jetzigem Stand - nur noch gegen Vorkasse", sagte Terium in einem Interview den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa in Berlin. Russland hatte nach der Annexion der Krim massive Gaspreisrabatte für die Ukraine gestrichen und fordert nun die Bezahlung offener Rechnungen in Milliardenhöhe. Moskau droht, andernfalls ab Juni Gaslieferungen zu drosseln oder zu stoppen.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) trifft am Montagabend in Berlin mit den Energieministern Russlands und der Ukraine zusammen, um über einen Kompromiss zu beraten. Vergangene Woche hatte Oettinger erklärt, bei der Suche nach einer Lösung gebe es Fortschritte, aber noch keine Einigung. Ein Lieferstopp könnte auch den Westen treffen, denn die vor dem Staatsbankrott stehende Ukraine ist ein wichtiges Transitland für russisches Gas.

RWE versorgt seit Mitte April die Ukraine von Westen aus über Polen mit kleineren Mengen Gas, das RWE am freien Markt einkauft. Damit verdiene RWE etwas Geld, das sei keine politisch motivierte "Wohltat", betonte Terium. Ein RWE-Rahmenvertrag mit dem ukrainischen Staatskonzern Naftogaz sieht die Lieferung von jährlich maximal 10 Milliarden Kubikmetern Gas vor.

Sollte Russland die Gaslieferungen gen Westen durch die Ukraine einstellen, wären neben der Ukraine auch alle Balkanländer, die Slowakei und Italien stark betroffen, da diese Regionen auf den Gasfluss durch die Ukraine angewiesen sind. RWE habe nicht die Kapazität, dies auszugleichen, sagte Terium. "Auch wenn nur der Gastransit durch die Ukraine gestoppt wird, sind wir nicht in der Lage, Osteuropa zu versorgen."

RWE hat 2013 bereits eine Milliarde Kubikmeter Gas an die Ukraine über Polen geliefert und deshalb Erfahrungen mit den Abläufen. RWE bezieht sein Gas unter anderem aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Nach dem milden Winter 2013/2014 sind die Speicher bei vielen europäischen Versorgern allerdings gut gefüllt.

Deutsche Bank geht bei Agrarspekulationen auf Kritiker zu

In der Diskussion um umstrittene Agrarspekulationen geht die Deutsche Bank dem "Spiegel" zufolge auf ihre Kritiker zu. Der deutsche Branchenprimus will demnach künftig sicherstellen, dass neue Finanzprodukte nicht das Entstehen von Preisspitzen begünstigen. Ein Sprecher der Bank sagte am Sonntag auf dpa-Anfrage, die Bank vertrete diese Position schon seit längerem und verwies zugleich auf entsprechende Anmerkungen des Instituts zur Hauptversammlung vor einigen Tagen. Dem Magazin zufolge sollen keine Fonds mehr angeboten werden, die auf Strategien beruhen, die auf kurzfristige Preistrends bei Agrarrohstoffen setzen und damit tendenziell die Notierungen weiter nach oben treiben.

Mit solchen Spekulationen sind in erster Linie Finanzprodukte gemeint, mit denen Anleger Wetten auf die Preisentwicklung bei Getreide wie Mais oder Weizen abschließen können. Ursprünglich dienten solche Warentermingeschäfte der Absicherung von Bauern gegen wetterbedingt schlechte Ernten. Kritiker halten den Finanzinstituten aber vor, dass es sich inzwischen vor allem um spekulative Geschäfte handele, die den Preis für Nahrungsmittel auf Kosten von armen und hungernden Menschen in Entwicklungsländern in die Höhe trieben. Befürworter betonen die Bedeutung der Geschäfte zur Preissicherung.

Mitte April hatte es einen Meinungsaustausch zwischen der Deutschen Bank und Kritikern gegeben. Die Verbraucherorganisation Foodwatch wertete den Schritt der Bank nun als einen "ein erstes Eingeständnis", dass die Kritik an der Agrarspekulation und ihren Risiken nicht einfach vom Tisch gewischt werden könne. "Konsequent wäre jetzt jedoch ein Komplett-Ausstieg aus der Agrar- und Öl-Spekulation, nicht nur ein bisschen Portfolio-Kosmetik", erklärte Foodwatch-Volkswirtin Lena Blanken.

Abu Dhabi ist neuer Großaktionär von Deutsche Annington

Deutschlands größter Wohnungskonzern Deutsche Annington hat einen neuen Großaktionär. Der Staatsfonds von Abu Dhabi hielt zuletzt 13,4 Prozent der Anteile, wie Annington am Montag mitteilte. Ob Abu Dhabi langfristig dabei bleiben will, ist allerdings offen.

Denn Hintergrund ist eine Umplatzierung des Annington-Eigners Terra Firma. Der Finanzinvestor hatte in der vergangenen Woche seine Anteile an dem Bochumer Immobilienkonzern von zuletzt noch 67,3 Prozent an die eigenen Fondsanleger weitergereicht. Zu diesen zählte auch der Staatsfonds von Abu Dhabi, der nun nicht mehr indirekter, sondern direkter Annington-Eigner ist. Wie die neue Aktionärsstruktur auf Dauer aussieht, dürfte sich erst im Spätsommer zeigen, denn die Fondsanleger können ihre Annington-Aktien auf den Markt werfen, wenn die vereinbarte Haltefrist von 90 Tagen abgelaufen ist.

Terra Firma hatte Annington im vergangenen Juli an die Börse gebracht, musste sich damals aber mit einer vergleichsweise kleinen Platzierung begnügen. Nach dem Komplettausstieg steigt der Streubesitz der bisher im Kleinwerteindex SDax gelisteten Gesellschaft auf einen Schlag von rund 26 Prozent auf 90 Prozent. Damit ist der Mittelwerte-Index MDax in Reichweite.

KWS Saat vor Quartalszahlen schwächer

Am Tag vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen haben sich am Montag viele Aktionäre von KWS Saat getrennt. Die Titel rutschten in einem freundlichen Gesamtmarkt um 1,4 Prozent auf 251,45 Euro ab und zählten damit im SDax zu den größten Verlierern.

Die Analysten der Commerzbank rechnen damit, dass der Saatguthersteller im Gesamtjahr seine Ziele verfehlen wird. Die Zahlen zum dritten Quartal würden vermutlich nicht stark genug sein, um das relativ schwache erste Halbjahr auszugleichen, hieß es in einer am Montag verbreiteten Studie mit dem Datum vom 23. Mai. KWS Saat hatte im Februar für das Gesamtjahr einen Ebit-Rückgang von acht Prozent auf 140 Millionen Euro vorausgesagt. Die Commerzbank rechnet damit, dass das Ebit noch etwa zehn Millionen Euro niedriger ausfallen wird. Dies dürfte aus den Quartalszahlen hervorgehen und die Aktie unter Druck setzen, schrieben die Experten. Daher senkten sie ihr Kursziel deutlich auf 249 Euro von 280 Euro. Ihre "Hold"-Empfehlung behielten die Analysten bei.

Ausländische Unternehmen:

BP vereinbart trotz Sanktionen Milliardendeal mit Rosneft

Der britische Energiekonzern BP hat ungeachtet westlicher Sanktionen sein Engagement in Russland mit einem Milliardendeal bekräftigt. BP und der russische Staatskonzern Rosneft wollen gemeinsam Schieferöl-Vorkommen in Russland erschließen. Den Vertrag hatte am Samstag Igor Setschin unterzeichnet, der als enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin von US-Wirtschaftssanktionen gegen Russland betroffen ist. Putin selbst war bei dem Vertragsabschluss auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg ebenfalls anwesend. Geschäfte mit dem Unternehmen Rosneft seien von den Sanktionen nicht betroffen, hieß es von BP.

An dem gemeinsamen Projekt in der Wolga-Ural-Region wird Rosneft mit 51 und BP mit 49 Prozent beteiligt sein. BP wird der Mitteilung zufolge 300 Millionen US-Dollar (220 Mio Euro) für die Anschubfinanzierung beisteuern und sich nachträglich an den Kosten für die Erkundung der Region beteiligen. Die beiden Konzerne sind eng verbunden. Nach einem milliardenschweren Aktientausch hält BP rund 20 Prozent an dem größten börsennotierten Ölförderer der Welt.

"Wir haben die Verantwortung, in schwierigen Zeiten an der Seite unserer Partner zu stehen", zitierte die "Financial Times" BP-Chef Bob Dudley, der am Wirtschaftsforum in St. Petersburg teilnahm, ebenso wie seine Kollegen Ben van Beurden von Shell (Royal Dutch Shell Grou a) und Christophe de Margerie von Total. Im Vorfeld des Forums hatte es Berichte über politischen Druck auf die Konzernbosse gegeben, dem Treffen fernzubleiben.

Die Strafmaßnahmen des Westens wegen der russischen Ukraine-Politik richten sich bisher nur gegen einzelne Politiker, Manager und Unternehmen. In den meisten Fällen wurden deren Auslandsvermögen eingefroren und Einreiseverbote verhängt. Rosneft-Chef Setschin steht nur auf der Sanktionsliste der USA, der Konzern Rosneft ist nicht betroffen.

Apple fordert Verkaufsverbot für Samsung-Geräte

Keine Entspannung im Patentstreit von Apple und Samsung (Samsung Electronics GDRS): Der iPhone-Hersteller fordert nach dem zweiten Prozess in Kalifornien erneut ein Verkaufsverbot für Geräte des Smartphone-Marktführers. Außerdem will Apple ein neues Verfahren über einen Teil der Schadenersatz-Summe, wie aus am Wochenende veröffentlichten Gerichtsunterlagen hervorgeht.

Die Geschworenen hatten in dem Verfahren vor einigen Wochen die Verletzung von drei Apple-Patenten durch Samsung festgestellt und die Schadenersatzsumme dafür auf knapp 120 Millionen Dollar angesetzt. Apple hatte rund 2,2 Milliarden Dollar für die Verletzung von fünf Patenten verlangt. Verkaufsverbote hatte der US-Konzern auch nach dem ersten Verfahren in Kalifornien nicht durchsetzen können, in dem ihm 2012 rund eine Milliarde Dollar Schadenersatz zugesprochen worden war. Der Betrag war nachträglich auf 930 Millionen Dollar reduziert worden und das Verfahren geht immer noch durch die Instanzen.

Sonys Playstation folgt Xbox nach China

In China steht ein großer Wettkampf der Spielekonsolen bevor: Sony will seine Playstation 4 in den Riesenmarkt bringen. Vor einigen Wochen kündigte bereits der große Rivale Microsoft an, seine Xbox One voraussichtlich ab September zu verkaufen. In China waren Spielekonsolen jahrelang verboten. Zuletzt wurde die Blockade vorerst auf Zeit und mit Vorbehalten aufgehoben. Zum Beispiel sollen Spiele mit Gewalt-Darstellung zensiert werden.

Sony bildet für China ebenso wie Microsoft Gemeinschaftsunternehmen mit einer chinesischen Firma, der Shanghai Oriental Pearl Group, wie die Partner am Montag bekanntgaben. Microsoft will seine neue Xbox über ein Joint-Venture mit der chinesischen Medienfirma BesTV vertreiben. Nintendo gab noch keine Pläne für China bekannt, sondern kündigte nur generell eine neue Konsole für Schwellenländer an.

In den vergangenen Jahren waren zwar immer wieder Konsolen und Spiele über Umwege nach China gelangt. Aber erst jetzt können die großen Anbieter den Markt legal ins Visier nehmen. Die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers rechnet für das kommende Jahr mit rund zehn Milliarden Dollar Umsatz im chinesischen Spielegeschäft.

Bewegung auf europäischem Software-Markt: Atos kauft Bull

Der Softwarehersteller Atos legt beim Weg zu neuen Internetprodukten einen Zahn zu und will den kleineren Rivalen Bull schlucken. Für insgesamt 620 Millionen Euro solle ein europaweit führender Konzern für IT-Beratung und Software entstehen, teilten die beiden französischen Unternehmen am Montag mit. Das Gebot habe die Zustimmung beider Verwaltungsräte. Knapp ein Viertel der Bull-Eigner haben laut Atos bereits zugesagt, ihre Aktien anzudienen. Zusammen kommen die beiden bisherigen Konkurrenten auf einen Umsatz von zuletzt knapp 10 Milliarden Euro. Die Aktie von Bull sprang am Montag um gut ein Fünftel in die Nähe des Angebots von 4,90 Euro je Papier.

Mit dem Deal will Atos den Weg in die sogenannte Cloud - also hin zu Mietsoftware aus dem Internet - beschleunigen. Außerdem treibt Atos-Chef Thierry Breton damit das Geschäft mit Datensicherheit voran. Das Unternehmen bietet Managementberatung sowie Software für Geschäftsprozesse in Unternehmen an.

Derzeit versucht die Branche, mit neuen Angeboten Schwächen im herkömmlichen Lizenzgeschäft auszubügeln und Daten für Geschäftskunden mobil bereitzustellen. Diesen Weg geht auch Europas größter Softwarehersteller SAP. Zudem soll das Geschäft mit der Bewältigung großer Datenmengen bei Atos gestärkt werden. Hier sieht auch die Darmstädter Software AG (Software) großes Wachstumspotenzial.

dpa-AFX und Reuters