Zuvor hatte die "WirtschaftsWoche" berichtet, E.On erwäge, mindestens einen Teil seiner Stromnetze abzuspalten und Investoren anzubieten oder an die Börse zu bringen. Es gebe dafür keine Pläne, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. "Das ist Quatsch", sagte ein Insider.

Am Mittwoch hatte die Bundesnetzagentur die künftigen Renditen für Investitionen in die Strom- und Gasnetze gesenkt. Danach bekommen Netzbetreiber wie E.ON oder die RWE -Ökostromtochter Innogy ab 2019 etwa bei Investitionen in neue Stromnetze eine Eigenkapitalverzinsung von 6,91 Prozent statt bislang 9,05 Prozent. Der Satz liegt damit aber immer noch deutlich über den anderer Anlagen und dürfte weiter auf stabile Einnahmen setzende Investoren anziehen. Das Geschäft habe aber damit an Attraktivität verloren, sagte ein Händler. Zudem könne E.ON mit einem Verkauf von Netzgeschäften frisches Kapital einsammeln. Der Konzern muss unter anderem Milliardensummen für den Atomausstieg stemmen. Die E.ON-Aktie legte am Donnerstag zunächst zu, rutschte aber später in einem schwachen Gesamtmarkt ins Minus.

NETZGESCHÄFT GRÖSSTER GEWINNBRINGER BEI E.ON UND INNOGY



Für E.ON wie auch für Innogy ist das Netzgeschäft der Gewinnbringer. E.ON erzielte daraus nach Pro-Forma-Zahlen für 2015 einen operativen Gewinn (Ebit) von 1,8 Milliarden Euro - die Hälfte des gesamten Konzerngewinns. Bei Innogy steuerten die Netze 2,9 Milliarden Euro zum Gesamtgewinn von 4,5 Milliarden Euro bei. RWE hatte in der vergangenen Woche 25 Prozent der Tochter für fünf Milliarden Euro an die Börse gebracht.

Das E.ON-Management sieht sich allerdings mit Forderungen nach einem Netzverkauf konfrontiert. So hatte der als streitbarer Investor bekannte Hedgefonds Knight Vinke einen weiterreichenden Umbau gefordert. Der Fonds habe den E.ON-Vorstand und -Aufsichtsrat zu überzeugen versucht, die Strom- und Gasnetze abzuspalten, hieß es in einem Brief von Fondsgründer und Vorstandschef Eric Knight. E.ON hatte Anfang des Jahres das Kraftwerksgeschäft in die Tochter Uniper abgespalten und davon im September 53 Prozent an die Börse gebracht. Knight Vinke hatte nach eigenen Angaben E.ON Anfang August auch angeboten, die übrigen 47 Prozent an Uniper für acht Euro je Aktie zu übernehmen, was das Management aber abgelehnt habe. Die Uniper-Aktie hatte bei der Erstnotiz einen Kurs von 10,02 Euro erzielt und liegt derzeit bei rund elf Euro.

E.ON SPIELT FÜR ATOMKOSTEN KAPITALERHÖHUNG DURCH



E.ON drücken Schulden von mehr als 25 Milliarden Euro. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Beteiligungen verkauft. Auch im Ökostromgeschäft könnte es weitere Veräußerungen geben. "Ein Verkauf von Assets gehört beispielsweise im Bereich der erneuerbaren Energien zu möglichen Optionen, wenn dadurch Wert generiert wird", erklärte der Konzern am Donnerstag. Zudem hält sich Vorstandschef Johannes Teyssen die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung offen. Kapitalmaßnahmen könne es zur Finanzierung des Risikozuschlags geben, den die Atomkommission empfohlen habe.

Die Kommission hatte empfohlen, dass sich die AKW-Betreiber gegen die Zahlung von Milliardensummen aus der Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls freikaufen können. Die genaue Summe steht aber noch nicht fest. E.ON hatte den eigenen Anteil auf zehn Milliarden Euro geschätzt. Dazu gehören Rückstellungen von acht Milliarden Euro und ein Risikozuschlag von zwei Milliarden.

rtr