Sowohl Energiefirmen als auch Finanzinvestoren hätten ihr Interesse an der Sparte bekundet, die mehr als zwei Milliarden Euro wert sein könnte. E.ON hatte unter Ex-Vorstandschef Wulf Bernotat sein Wachstum in Südeuropa gesucht, nachdem der Konzern 2007 das Bieterrennen um den spanischen Versorger Endesa verloren hatte. Die Düsseldorfer blätterten 11,5 Milliarden Euro für die Zukäufe hin. Etwa die Hälfte davon wird E.ON wohl endgültig abhaken müssen.

Anleger reagierten positiv auf die Nachrichten. Die E.ON-Aktie lag am Dienstagmittag 3,1 Prozent im Plus und war damit nach RWE der zweitstärkste Wert im Dax.

Rund sechs Milliarden Euro hat das Management in Südeuropa schon abgeschrieben, nachdem dort im Zuge der Wirtschaftskrise auch die Stromnachfrage schrumpfte. Neben den Geschäften in Spanien und Italien hatte E.ON von Endesa Beteiligungen in Frankreich, Polen und der Türkei erworben, die die Endesa-Käufer, der italienische Versorger Enel und der spanische Acciona, seinerzeit nicht behalten wollten. War E.ON damals bereit, für Endesa über 42 Milliarden Euro zu zahlen, drücken den unter der Energiewende leidenden Versorger heute Schulden von 31 Milliarden Euro. Bernotats Nachfolger Johannes Teyssen setzt zudem auf neue Geschäfte in Brasilien und der Türkei. Zum Verkaufsprozess in Südeuropa wollte sich der Konzern am Dienstag nicht äußern.

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VERSORGER WOLLEN ITALIEN-GESCHÄFTE

Insider sagten, für das Vertriebsgeschäft in Italien hätten Enel, der Regionalversorger Hera und der Gas- und Stromvertrieb Gala Angebote vorgelegt. Der französische Energieriese EDF erwäge, über die italienische Tochter Edison ein unverbindliches Gebot außerhalb des offiziellen Bieterprozesses vorzulegen. Für das Erneuerbare-Energien-Geschäft legten demnach der Energiekonzern Erg und der Infrastrukturfonds F2i Offerten vor. Auch der Investmentfonds Brookfields habe Interesse gezeigt. EDF, Enel, Hera, Erg und F2i lehnten eine Stellungnahme ab. Auch von Gala war kein Kommentar zu erhalten.

E.ON hatte das Italien-Geschäft vor über einem Jahr zum Verkauf gestellt. Ursprünglich hatte der Versorger Insidern zufolge angestrebt, das Geschäft bereits im zweiten Quartal zu veräußern wollen. Der Konzern habe bisher nicht entschieden, ob er sein Italien-Geschäft als ganzes oder in Teilen veräußert, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. E.ON beschäftigt in Italien rund 1000 Mitarbeiter und beliefert etwa 860.000 Strom- und Gaskunden. Der Konzern betreibt dort Kohle- und Gaskraftwerke sowie Windkraft- und Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von etwa sechs Gigawatt.

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MACQUARIE VOR ZUSCHLAG FÜR SPANIEN-GESCHÄFT

Deutlich weiter ist der Konzern bei den Verhandlungen über einen Verkauf der Spanien-Tochter. Es herrsche bereits Einigkeit mit Macquarie, der E.ON-Aufsichtsrat müsse aber noch zustimmen, sagten mehrere mit Angelegenheit vertraute Personen. Die Australier sind einer der größten Infrastruktur-Investoren der Welt und auch in Düsseldorf kein Unbekannter. Vor zweieinhalb Jahren verkaufte E.ON seinen Gasnetzbetreiber Open Grid Europe für gut drei Milliarden Euro an ein von Macquarie geführtes Konsortium. Der Preis für das Spanien-Geschäft könnte deutlich über zwei Milliarden Euro in die Kasse spülen, hatte ein Insider Reuters gesagt. Die Düsseldorfer beschäftigen in Spanien rund 1.200 Mitarbeiter. Der Konzern betreibt Kraftwerke und Ökostromanlagen mit einer Leistung von rund vier Gigawatt. Der Marktanteil im Stromvertrieb ist mit rund 630.000 Kunden allerdings überschaubar. Marktführer ist Endesa.

Reuters