Für den US-Markt gibt es schon länger eine Liste mit den Top-Favoriten von Jefferies. Für Europa hat die US-Investmentbank Jefferies jetzt erstmals so eine Liste vorgelegt. Enthalten darin sind zwölf europäische Aktien, die mit einer Kaufempfehlung ausgestattet sind und von denen die hauseigenen Analysten besonders überzeugt sind.

Die Marktkapitalisierungen dieser Titel, die aus acht unterschiedlichen Sektoren stammen, bewegen sich zwischen fünf Milliarden und 200 Milliarden Dollar. Ausgewählt wurden diese Werte zwar basierend auf individuellen Unternehmensgeschichten, letztlich berge die Liste aber eine breite Auswahl an unterschiedlichen Anlagestilen. Dazu zählen dividendenstarke Aktien ebenso wie Restrukturierungs- und Wachstumsstorys. Auch die Bewertungsrelationen bewegen sich in einer breiten Spanne.

Die Kursziele bewegten sich bei Vorlage der Liste im Median um 24 Prozent über den zu diesem Zeitpunkt gültigen Notierungen. Börse Online hat daraus fünf Titel ausgewählt, deren Kurse beim Schreiben dieses Artikels sogar ein Potenzial von 26 Prozent bis 87 Prozent bergen. Die Namen der restlichen sieben Jefferies-Favoriten lauten Smith & Nephew, AB InBev, Bouygues, AP Moeller-Maersk, Credit Agricole, Danske Bank und Aviva. Mehr zu den anderen fünf Top-Favoriten erfahren Sie auf den nachfolgenden Seiten.

Auf Seite 2 bis 6: Europäische Top-Aktien-Favoriten von Jefferies





Europäischer Top-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer eins: Airbus Group SE (WKN: 938914, 54,18 Euro, alle nachfolgenden Angaben beziehen sich auf den Stand vom 19. Oktober)



Der Aktienkurs von Airbus hatte von März 2009 bis November 2015 eine gute Zeit. Seitdem ist aber der Ofen aus und derzeit bewegt sich die Notiz auf einem vor drei Jahren gültigen Niveau. Mittelfristig hat sich somit ein Seitwärtstrend breit gemacht und kurzfristig muss noch von einem Abwärtstrend gesprochen werden. Wobei an letzterem gerüttelt wird, es aber momentan noch fraglich erscheint, ob ein nachhaltiger Ausbruch nach oben gelingt oder eine Wiederaufnahme der vor knapp einem Jahr aufgenommenen Abwärtsbewegung droht.

Jefferies Analystin Sandy Morris glaubt aufgrund fundamentaler Überlegungen daran, dass sich der Kurs für den Weg nach oben entscheidet. Diese Überzeugung stützt sich vor allem auf der erwarteten Entwicklung des freien Cash Flows. Rund 45 Flugzeuge des Typs A350 befänden sich im Endstadium der Produktion. Die damit verbundenen Zahlungen sollten dem freien Cash Flow ebenso helfen wie positive Entwicklungen auf der Währungsseite und höhere Preise für den A320 neo.

Der zuletzt eher dürftige Kursverlauf lässt sich mit einer Meldung vom Dezember 2014 in Verbindung bringen. Damals stellte der Luft- und Raumfahrtkonzern für die Fiskaljahre 2015 und 2016 stagnierende Werte für den Gewinn vor Steuern und Zinsen in Aussicht. Zur Begründung verwiesen die Verantwortlichen auf den Produktionsstart des Flugzeugs A350 und den Übergang auf das Langstrecken-Flugzeug A330neo. Dabei ist laut Morris nicht alles problemlos verlaufen.

Schwierigkeiten machte zudem das militärische Transportflugzeug A400M. Außerdem wurde der Konzern anfällig für Sorgen rund um den Geschäftszyklus bei zivilen Luftfahrzeugen. Doch von diesen Problemen dürfte nach Ansicht von Morris inzwischen vieles hinter dem Unternehmen liegen. So zeichneten sich steigende Auslieferungen bei A350 und beim A320neo ab und die Flugverkehrszahlen würden nach wie vor zufriedenstellend ausfallen. Beim A350-1000 und beim A330neo gebe es zwar noch immer einige Umsetzungsrisiken, aber diese würden kontinuierlich sinken.

Morris setzt auf Fortschritte beim Versuch, Gewinn vor Steuern und Zinsen sowie den freien Cash Flow im Jahr 2017 zu erhöhen. Jüngste Erfahrungen beim Konkurrenten Boeing hätten jedenfalls gezeigt, dass es nachhaltig positive Wirkungen auf den freien Cash Flow hat, sobald es bei einem neuen Flugzeugtyp erst einmal richtig läuft.

Zwischen 2017 und 2020 kalkuliert sie mit einem freien Cash Flow von insgesamt rund 14 Milliarden Euro. 70 Prozent davon dürfte in den Jahren 2019 und 2020 herausspringen. Dem steht derzeit ein Börsenwert von weniger als 42 Milliarden Dollar gegenüber. Die eigenen Annahmen zu den Auslieferungen bezeichnet sie als konservativ und ohne Absicherungsgeschäfte werden beim Euro-Dollar-Kurs 1,35 Dollar unterstellt, was deutlich über den derzeitigen Notierungen liegt.

Als Kursziel nennt Jefferies 75 Euro. Das verspricht bei diesem Titel theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 38,4 Prozent. Im Negativfall seien 80,00 Euro möglich, Im Negativfall 40,00 Euro. Beim Gewinn je Aktie betragen die Schätzungen 3,50 Euro und 4,90 Euro für 2016 und 2017. Damit bewegen sich die Vorhersagen sogar unter dem Konsens, der sich bei 3,80 Euro und bei 5,10 Euro bewegt.

Portrait: Die Airbus Group ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Luft- und Raumfahrt sowie den dazugehörigen Dienstleistungen. Der Umsatz betrug 64,5 Milliarden Euro im Jahr 2015, die Anzahl der Mitarbeiter rund 136.600. Zum Konzern gehören die Divisionen Airbus, Airbus Defence and Space sowie Airbus Helicopters. Der Bereich Airbus hat bisher über 16.700 Bestellungen für seine verschiedenen Modelle verbucht. Airbus-Flugzeuge fliegen heute bei mehr als 400 Airlines weltweit. Der Auftragsbestand bewegt sich mit 6.700 noch auszuliefernden Flugzeugen auf Rekordniveau. Bei den aktuellen Fertigungsraten ist damit die Produktion für rund zehn Jahre ausgelastet.





Europäischer Top-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer zwei: Fiat Chrysler Automobiles N.V. (WKN: A12CBU, 5,758 Euro)



Blickt man beim nächsten Jefferies-Favoriten Fiat Chrysler nur auf den Kursverlauf seit Februar 2009, dann können damals eingestiegene Aktionäre zufrieden sein. Denn gemessen am damals gültigen Niveau von 0,99 Euro liegt die Notiz auch aktuell noch überaus deutlich im Plus. Anders fällt der Eindruck dagegen lang- und kurzfristig aus. Langfristig gesehen bewegt sich der Kurs auf einem bereits 1991 erreichten Niveau und ein Investment hat somit seitdem wenig gebracht. Kurzfristig betrachtet bewegt sich die Notiz seit März 2015 in einem intakten Abwärtstrend.

Jefferies Analyst Philippe Houchois ist aber fest davon überzeugt, dass dieser Abwärtstrend bei dem Autobauer bald zu den Akten gelegt werden kann. Er sieht in den Aktien von Fiat Chrysler einen Titel, der als Restrukturierungsstory einzustufen ist und der von positiven Margen-Entwicklungen profitieren dürfte.

Der Analystenkonsens fokussiert sich derzeit aus seiner Sicht noch zu sehr auf die Verschuldung, denn er geht davon aus, dass sich diese managen lässt. Außerdem setzt er in den kommenden Quartalen auf eine verbesserte Ergebnisqualität, wobei sinkende Zinsaufwendungen ein Gewinnwachstum stützen dürfte, das über dem Branchendurchschnitt ausfallen soll.

Zu den Restrukturierungsmaßnahmen zählt eine stärkere Fokussierung auf margenstärkere Fahrzeuge zu Lasten von Produkten, die vermutlich sogar mit Verlust verkauft werden. Zusammen mit der Auslagerung von Aktivitäten an Kooperationspartner seien höhere operative Gewinnspannen und Renditen auf das eingesetzte Kapital zu erwarten. In diesem Zusammenhang erwähnt er auch die Produktion von Jeeps in China sowie die drei neuen Produktangebote Chrysler Pacifica, Maserati Levante und Alfa-Romeo Giulia.

Bei der Vorlage von Quartalszahlen am 25. Oktober rechnet Houchois beim angepassten Gewinn vor Steuern und Zinsen mit 1,3 Milliarden Euro. Für die Periode von 2016 bis 2020 geht er von Steigerungen beim Gewinn je Aktie von 18 Prozent p.a. aus. Anstrengungen auf der Schuldenebene könnten dazu beitragen, das Ergebnis je Aktie von 2016 bis 2018 um 0,35 bis 0,40 Euro zu erhöhen. Der Wert des nicht zum Kerngeschäft zählenden Autozulieferers Magneti-Marelli beziffert Houchois auf zwei bis drei Milliarden Euro.

Das Kursziel hat Jefferies auf 7,50 Euro festgesetzt. Das ist gleichbedeutend mit einem Kurspotenzial von gut 30 Prozent. Im Idealfall seien sogar satte 19,00 Euro zu erreichen, im Negativfall dagegen 4,20 Euro. Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie bewegen sich für 2016 bei 1,60 Euro und für 2017 bei 1,64 Euro. Letztgenannter Wert liegt sogar leicht unter dem Konsens von 1,68 Euro. Auf Basis der Prognosen für das kommende Jahr sieht Houchois die Bewertung am unteren Ende der historisch zu beobachtenden Bandbreite.

Portrait: Fiat Chrysler Automobiles N.V. entstand im Januar 2014 im Zuge der Übernahme von Chrysler durch Fiat. Der Konzern hat seinen rechtlichen Sitz in Amsterdam, die operative Hauptzentrale befindet sich in London. Unter dem Markennamen werden heute vor allem Personenkraftwagen hergestellt. Darüber hinaus gehören leichte Nutzfahrzeuge zum Sortiment. Der Name Fiat ist ein Akronym ist steht für die italienische Übersetzung von "Italienische Autofabrik Turin". Der erste Fiat wurde im Jahr 1899 in Turin gebaut.





Europäischer Top-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer drei: Just Eat Plc. (WKN: A1100K, 5,345 britische Pfund, 5,977 Euro)



Als Erfolgsstory hat sich bisher die Aktie von Just Eat entpuppt. Nach dem Börsengang im April 2014 ging es zwar zunächst nach unten mit den Kursen, doch letztlich hat sich die Notiz gemessen am Ausgabepreis von 2,60 Pfund inzwischen mehr als verdoppelt. Das im August bei 5,92 Pfund markierte Hoch konnte zuletzt zwar nicht ganz gehalten werden, aktuell kann aber nach wie vor ein intakter Aufwärtstrend konstatiert werden.

Für Jefferies-Analyst David Reynolds steht mit ziemlicher Sicherheit fest, dass der Kursaufschwung bei dem britischen Online-Portal für Essenslieferungen eine Fortsetzung findet. Kursbeflügelnde Einflüsse erhofft er sich gleich von drei Seiten. Zum ersten rechnet er mit positiven Entwicklungen auf der Margenebene, zum zweiten mit starken Umsatzsteigerungen und zum dritten mit übertroffenen Ergebnisschätzungen.

Außerdem geht er davon aus, dass sich Just Eat auf dem wettbewerbsintensiven und wachstumsstarken Schlüsselmarkt in Großbritannien dauerhaft als Marktführer behaupten kann. Bis jetzt habe sich die Gesellschaft sehr gut entwickelt. Die von Jefferies vor zwei Jahren abgegebene Umsatzschätzung für das Fiskaljahr 2016 von 231 Millionen Pfund werde mit 248 Millionen Pfund übertroffen. 2015 seien zudem die international getätigten Umsätze mit 78 Millionen Pfund bereits höher gewesen als die Umsätze in Großbritannien im Jahr 2014 beim Börsengang.

Reynolds weist zudem ausdrücklich darauf hin, dass sich Just Eat im Bereich der kleinen, unabhängigen Restaurants tummelt und nicht wie typischerweise die Konkurrenz im Bereich Casual Dining. Für das Verständnis des Geschäftsmodells sei das ein wichtiger Unterschied, denn die ausgewählten Kooperationspartner seien es schon immer gewohnt. Essen basierend auf Online-Bestellungen auszuliefern.

Das erreichte Bewertungsniveau werde zwar oft diskutiert und führe zu erhöhten Kursschwankungen, weil es optisch hoch aussehe. Doch gemessen an den Wachstumschancen hält Reynolds die Aktie für unterbewertet. Bei einem Kursziel von 10,00 Pfund beträgt das Kurspotenzial rund 87 Prozent. Das ist der höchste Wert unter den zwölf Europa-Favoriten. Im Idealfall hält er sogar 15,00 Pfund für erreichbar, läuft es schleckt, seien anderseits Kurse von 3,40 Pfund einzukalkulieren.

Beim Gewinn je Aktie kalkuliert er für 2017 mit 0,181 Pfund und für 2018 mit 0,25 Pfund. Das vergleicht sich mit einem Analystenkonsens von 0,167 Pfund bzw. 0,222 Pfund. Für 2018 ergeben sich gemäß den Jefferies-Schätzungen ein KGV von gut 24 und ein Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum von 0,4.

Portrait: Der britische Food-Delivery-Service Just Eat sieht sich selbst als führender Anbieter in seinem Bereich. Auf dem Heimatmarkt ist die Gesellschaft mit mehr als 30.000 kooperierenden Restaurants Branchenführer. Gegründet wurde das Geschäft in Großbritannien im Jahr 2006, die Wurzeln reichen aber bis ins Jahr 2001 zurück, wobei die Idee damals in Dänemark geboren wurde. Derzeit ist die Gesellschaft weltweit in zwölf Märkten aktiv, angestrebt wird dabei stets die Marktführerschaft. Den Angaben zufolge gibt es global 14,2 Millionen Kunden. Das hauseigene Ziel lautet, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Essen bestellt und genossen wird. Der Gang an die britische Börse erfolgte im Jahr 2014.





Europäischer Top-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer vier: British American Tobacco Plc. (WKN: 916018, 48,87 britische Pfund, 53,60 Euro)



Mit einem Chart zum Schwärmen kann British American Tobacco aufwarten. Hier sieht der Kursverlauf auch langfristig betrachtet so aus, wie man sich das als Anleger wünscht. Das heißt stetig steigende Notierungen, die nur selten, und wenn, dann nur relativ kurz von Rückschlägen unterbrochen werden. Die Aktie, die 1987 noch bei 1,87 Pfund notierte, darf getrost als Dauerläufer bezeichnet werden. Der langfristige Aufwärtstrend ist jedenfalls völlig intakt, wie in diesem Jahr bereits eifrig ausgebaute Rekordnotierungen unterstreichen.

Bei Jefferies sind die Analysten auch aufgrund fundamentaler Überlegungen überzeugt von einem anhaltenden Aufwärtstrend. Owen Bennett führt die Kursstärke der vergangenen Jahre auf Faktoren wie Produktinnovationen, ein in vielerlei Hinsicht ausbalanciertes Portfolio, der Fokussierung auf Raucher im Erwachsenenalter unter 30 Jahre sowie die geographische Positionierung.

Die Gewinnspannen seien zwar im Fiskaljahr 2015 gesunken und dürften auch 2016 etwas nachgeben, was auch den Aktienkurs bremse. Ab dem Fiskaljahr 2017 geht er aber wieder von anziehenden Margen aus und die Verbesserungen könnten auch in den kommenden Jahren anhalten.

Die Bewertungsprämie, mit der Konkurrent Philip Morris ausgestattet ist, führt Bennett auf die Aktivitäten des US-Konzerns im Bereich der E-Zigaretten zurück. Weil BAT dabei sei, die eigenen Produkte in diesem Segment aggressiver zu vermarkten, könnte das positiv auf die dem britischen Tabakkonzern zugestandenen Bewertungsrelationen ausstrahlen. Zum Angebot zählt mit Vype unter anderem eine klassische E-Zigarette, die inzwischen auch in Deutschland erhältlich ist.

Mit Blick auf die am 31. Oktober anstehende Bekanntgabe von Neunmonats-Umsatzzahlen ist Bennett optimistisch gestimmt. Organisch dürfte die Volumenentwicklung bei BAT im Fiskaljahr 2016 im Vergleich zu den direkten Konkurrenten am besten ausfallen. Zuversichtlich gibt er sich auch für die Marktakzeptanz von neuen innovativen Produkten. Die Beteiligung an Reynold‘s American stuft er ebenfalls als positiv ein.

Die Vorgabe für das Kursziel beträgt 60,00 Pfund. Theoretisch lässt das dem Kurs 25,60 Prozent Luft nach oben. Im Idealfall seien auch 6,60 Pfund erreichbar, das Abwärtspotenzial im Negativfall wird auf 4,50 Pfund veranschlagt. Beim Gewinn je Aktie kalkuliert Bennett mit 2,47 Pfund für 2016 und mit 2,88 Pfund für 2017. Der Konsens geht von etwas niedrigeren 2,44 Pfund und 2,74 Pfund aus. Auf Basis der Jefferies-Schätzungen ergibt sich für 2017 ein KGV von 17,4. Die Dividendenschätzungen laufen zudem auf eine Rendite von rund 3,3 Prozent bzw. von 3,7 Prozent hinaus.

Portrait: British American Tobacco p.l.c. ist global der zweitgrößte privatwirtschaftliche Hersteller von Tabakprodukten. Das Unternehmen produziert in 44 Fabriken in 41 Ländern und beschäftigt rund 50.000 Mitarbeiter. In Deutschland hat British American Tobacco einen Marktanteil von gut 17 Prozent am gesamten Tabakmarkt. Marken des Unternehmens sind unter anderem Lucky Strike, Pall Mall, Dunhill, Vogue, HB, Lord, Prince, Samson, Javaanse Jongens, Schwarzer Krauser und Vype.





Europäischer Top-Aktien-Favorit von Jefferies, Nummer fünf: Novartis AG (WKN: 904278, 74,90 Schweizer Franken, 69,03 Euro)



Die Aktien von Novartis haben an der Börse einen guten Ruf. Doch bei genauer Hinsicht ist das eher Schein als Sein. Doch so richtig überzeugt hat der Schweizer Standardtitel im Grunde genommen nur von August 2011 bis Juli 2015. Denn da kletterte die Notiz von 39,99 Franken auf 102,30 Franken. Doch langfristig sieht es eher mau aus. Aktuell notiert der Kurs sogar unter einem bereits 2006 erreichten Stand. In diesem Jahr stehen bisher Verluste zu Buche und eine von Anfang April bis Ende Juli laufende Aufwärtsbewegung scheint angesichts der jüngsten Einbußen wieder zu versanden.

Jefferies-Analyst Jeff Holford ist aber fest überzeugt von den Aktien des Pharmakonzerns. Sein Optimismus gründet dabei primär auf Entresto, einem Medikament gegen Herzschwäche. Auch Novartis setzt auf diesen Hoffnungsträger, doch bisher ist der Verkauf eher schleppend angelaufen. Eine im September durchgeführte Umfrage habe aber gezeigt, dass die Kaufbarrieren sinken und Kardiologen inzwischen öfter dazu bereit sind, das Mittel zu verschreiben. Die vom Unternehmen ergriffenen Maßnahmen sollten bald noch mehr Wirkung zeigen.

Holford taxiert die Umsätze mit dem Medikament im Jahr 2020 bei rund vier Milliarden Dollar. Damit bewegt er sich über der Konsensschätzung von 2,8 Milliarden Dollar. Auf der Ergebnisebene führt das dazu, dass seine mittelfristigen Schätzungen für den Gewinn je Aktie um 15 Prozent über den Konsensvorhersagen liegen. Außerdem setzt er auf positive Wirkung durch ein neues Management bei der Augenheil-Sparte Alcon und einer Rückkehr zu Umsatzwachstum in diesem Bereich zum Jahresende. Konkret sieht er den Gewinn je Aktie in diesem Jahr bei 4,87 Franken und im kommenden Jahr bei 5,37 Franken. Das vergleicht sich mit Konsensschätzungen von 4,70 Franken und 5,05 Franken. Auf Basis der Jefferies-Schätzungen ergibt sich für 2017 ein KGV von knapp 14.

Basierend auf der Annahme eines zweistellig prozentualen Gewinnwachstums von 2017 bis 2020 seien Kurse von 102 Franken gerechtfertigt. Damit birgt der Titel ein Kurspotenzial von gut 36 Prozent. Die Bewertung gibt laut Holford gemessen an den Aussichten so einen Anstieg her.

Neben den erwähnten Hoffnungen rund um Entresto und Alcon könnten sich Zulassungserfolge bei dem Brustkrebsmittel LEE011 und dem Multiple Sklerose Medikament BAF312 als Kurskatalysatoren erweisen. Allgemein setzt Jefferies auf einen Dreh beim Gewinnmomentum vom Negativen ins Positive und daran anschließend eine Neubewertung der Aktie in den kommenden zwölf Monaten. Im Idealfall seien sogar 115 Franken erreichbar, im Negativfall seien aber auch nur 69 Franken denkbar.

Portrait: Novartis mit Hauptsitz in Basel (Schweiz) bietet medizinische Lösungen an. Eigenen Angaben zufolge ist man das einzige Unternehmen mit weltweit führenden Positionen in den Bereichen innovative Arzneimittel, Produkten für die Augenheilkunde und kostengünstige generische Medikamente. Im Jahr 2015 erzielte der Konzern einen Nettoumsatz von 49,4 Milliarden Dollar, für Forschung und Entwicklung wurden 8,9 Milliarden Dollar aufgewendet. Novartis beschäftigt rund 118 000 Mitarbeitende. Die Produkte sind in über 180 Ländern weltweit erhältlich.