Nach dem Übernahmeangebot von Novartis an Morphosys könnten weitere deutsche Firmen ins Visier von Firmenjägern geraten. BÖRSE ONLINE stellt fünf Kandidaten vor

Schon länger hatte BÖRSE ONLINE darauf spekuliert. Jetzt kommt der Deal aller Voraussicht nach zustande: Der Pharmariese Novartis will Morphosys übernehmen. Den Aktionären bieten die Schweizer einen Preis von 68 Euro je Aktie. Dies entspricht den Angaben zufolge einem Aufschlag von 94 Prozent auf den gewichteten Durchschnittskurs des vergangenen Monats vor dem 25. Januar 2024. Beim Zwischentief im November 2023 fiel die Notiz bis auf 15 Euro. Das Interesse von Novartis gilt vor allem dem Hoffnungsträger Pelabresib — einem Krebsmedikament, das bei einer Zulassung zu einem Blockbuster avancieren könnte. Ende des vergangenen Jahres stellte Morphosys Ergebnisse der letzten klinischen Phase vor.

Damals reagierten Anleger enttäuscht, der Aktienkurs brach ein. Weitere Ergebnisse, die auf einer großen Biotechkonferenz vorgestellt wurden, gaben dann wieder Hoffnung. Vorstand und Aufsichtsrat unterstützen das Angebot. Zur Bedingung machen die Schweizer, dass mindestens 65 Prozent des Aktienkapitals an den Konzern übergeht. Davon, dass es noch regulatorische Probleme geben könnte, geht Morphosys aktuell nicht aus. So ist es sehr wahrscheinlich, dass die Bayern nicht mehr lange auf dem Börsenzettel notieren. Es sei denn, es meldet sich noch ein anderer Interessent, der ein noch höheres Angebot abgibt. Doch ist die Wahrscheinlichkeit einer Gegenofferte eher gering. Auch deswegen besteht keine Notwendigkeit, auf eine Nachbesserung von Novartis zu spekulieren.

Das soll jedoch nicht heißen, dass es im Biotech- sowie in anderen Sektoren in diesem Quartal keine weiteren Übernahmeofferten geben könnte. Im Gegenteil: Das Rad hat sich erst zu drehen begonnen. Vor allem im Small- und Mid-Cap-Bereich gibt es in Deutschland einige Unternehmen, die sowohl bei Private-Equity-Gesellschaften als auch bei strategischen Investoren schon bald in den Fokus rücken könnten. Viele von ihnen haben sehr tiefe Taschen und könnten das aktuell ermäßigte Niveau im Nebenwertesektor nutzen, um zuzugreifen. BÖRSE ONLINE hat Firmen herausgefiltert, die aufgrund spezifischer Faktoren auf die Kauliste der Investoren rücken könnten. 

LPKF: Kursschub durch neue Technologie

Eine ähnlich gelagerte Geschichte wie bei Morphosys könnte auch die von LPKF Laser sein: Der Spezialist für Lasersysteme entwickelt Technologien, die füreine vielversprechende Zukunft stehen, 10 jedoch noch nicht so weit fortgeschritten sind, dass sie sich jetzt schon in Zahlen messen ließen. Für die Halbleiterindustrieetwa arbeitet das Unternehmen an einem

speziellen Verfahren (Laser Induced Deep Etching), mit dem es möglich ist, dünnes Glas schnell, präzise und ohne Beschädigung zu bearbeiten. Damit ist das sogenannte LIDE Verfahren eine Grundlagentechnologie für die Fertigung etwa von Mikrochips, Displays oder Sensoren und könnte künftig siliziumbasierten Halbleitern Paroli bieten. Führende Chipkonzerne wie Intel haben angekündigt, dass sie künftig Glassubstrate verwenden wollen. Ihr Vorteil: eine höhere Dichte und Stabilität. Vor allem bei hochwertigen Chips, wie sie für die künstliche Intelligenz gebraucht werden, sollen sie Anwendung finden. Besonders in Frühphasen ist es für Private-Equity-Investoren interessant, in das Unternehmen zu investieren. Aktuell gibt es keinen Aktionär, der große Anteile hält. Die Chancen der Technologie sind noch nicht im Aktienkurs eingepreist. Kursziel: 15 Euro.

SGL Carbon: Starke Geschäfts, schwacher Kurs

Irgendwann ist auch bei SGL Carbon die Zeit reif. Dann läuft es bei den Wiesbadenern in allen Segmenten rund. Bis dahin können sich Anleger bei Kursschwäche entspannt einkaufen. Der Markt sollte bald erkennen, dass der Wert des Unternehmens deutlich höher ist, als der Kurszettel diesen ausweist. Letztlich notiert der Titel deswegen so tief, weil das Geschäft mit Carbonfasern für Offshore-Windräder tief in den roten Zahlen steckt. Die Produktion in der Sparte musste im Herbst vergangenen Jahres teilweise stark gedrosselt werden. Zwar ist nicht zu erwarten, dass sich das Geschäft im ersten Halbjahr 2024 stark erholt. Analysten gehen allerdings davon aus, dass der Trend eher kurzfristiger Natur ist. Auch bei SGL Carbon gibt es berechtigte Übernahmespekulationen. Die Misstöne im Windgeschäft gleicht das Segment Graphit-Solutions aus: Rund um Halbleiter aus Siliziumcarbid boomt das Geschäft. Komponenten aus Spezialgrafit mit höchster Reinheit sind hier gefragt. SGL Carbon ist einer der Spitzenreiter von ganz wenigen Unternehmen, die diese anbieten können. Die Nachfrage ist riesig, das Angebot knapp. Und das sollte auch noch eine Weile so bleiben. Gut möglich, dass Interessenten lauern. Beim Anteilseigner Skion, der 29 Prozent am Unternehmen hält und bei dem BMW-Erbin Susanne Klatten das Sagen hat, haben sich mittlerweile die Interessen verschoben. So ist Klatten seit Längerem als Aufsichtsratsvorsitzende ausgeschieden. Sollte der Preis stimmen, ist Skion wahrscheinlich nicht abgeneigt, Aktien zu verkaufen. Tendenziell dürfte der Anteil am Carbongeschäft, weswegen Klatten einst bei SGL eingestiegen ist, künftig geringer werden. Kursziel: 10,50 Euro.

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