Wenn es nach der EU-Kommission geht, wurde die Rezession in Eu­ropa bereits ad acta gelegt. Doch im Jahr 1 nach der Krise wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Der Analystenkonsens geht davon aus, dass der zögerliche Aufschwung den europäischen Unternehmen nur ein bescheidendes Um­satzwachstum von 2,2 Prozent bescheren wird. Bei einer so geringen Steigerungsrate dürfte es für die Mehrzahl schwer werden, ihre Gewinne spürbar zu steigern.

Nicht so bei jenen, die sich in einem Umbau befinden. Denn Restrukturierun­gen können selbst bei einem schwachen Wirtschaftswachstum zu einem über­ durchschnittlichen Ergebnisplus führen. Das wissen auch die Verantwortlichen: Nach Angaben der Stiftung Eurofound haben inzwischen mehr als 16 000 Firmen eine Restrukturierung gestartet, und jede Woche kommen 20 bis 30 neue hinzu.

Je nach Umfang der Sanierung können auch Anleger von diesen Fitnessprogrammen profitieren. Alcatel-Lucent etwa befindet sich bereits seit Jahren im Umbau. Konzernchef Michel Combes versucht, das Unternehmen mit Stellenstreichungen und mit der Spezialisierung auf profitable Geschäftsfelder wieder in die Gewinnzone zu führen. Allmählich mit Erfolg: Auch wenn der angeschlagene Netzwerkausrüster 2013 noch einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro auswies, zeigt der Trend klar nach oben. Im vierten Quartal schaffte Alcatel­Lucent erstmals seit zwei Jahren wieder einen Gewinn. Im Schlussviertel verdienten die Franzosen 134 Millionen Euro, nach einem Verlust von 1,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Der operative Gewinn vervierfachte sich auf 287 Millionen Euro.

Bei den Kostensenkungen kommt Combes zudem schneller voran als geplant. Mit 363 Millionen Euro lagen die Einsparungen deutlich über dem vorgegebenen Ziel von bis zu 300 Millionen Euro. Der Chef gönnt sich keine Pause: Bis 2015 sollen insgesamt 10 000 Arbeitsplätze wegfallen und Unter­nehmensteile im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro verkauft werden. Dabei gelang Combes mit dem Verkauf der Geschäftskundensparte an den Invest­mentfonds China Huaxin jüngst ein wich­tiger Deal. Die Börse feierte: Nach Bekannt­gabe legte die Aktie um acht Prozent zu.

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Zurück in die Erfolgsspur

Als eine Art Paradebeispiel beim Thema Konzernumbau gilt Philips. Die Niederlän­der stoßen margenschwache Geschäftsfel­der ab - wie zuletzt die Fernsehersparte - und konzentrieren sich nur noch auf drei Bereiche: Medizintechnik, Leuchtmittel und elektrische Haushaltsgeräte. Im ab­ gelaufenen Geschäftsjahr schaffte das Un­ternehmen damit die Rückkehr in die Gewinnzone. Und das soll auch so bleiben: Der Analystenkonsens rechnet für die kommenden zwei Jahre mit durchschnitt­lich knapp 20 Prozent Ergebniswachstum. Ein erwartetes 2015er­KGV von 12,6 lässt Bewertungsspielraum nach oben.

Auch die Lufthansa sowie der Schweizer Pharmakonzern Novartis befinden sich in einem Transformationsprozess. Der Re­strukturierungsplan der Kranichfluglinie namens "Score" umfasst neben Kosten­ maßnahmen auch strategische Projekte wie die Sanierung von Austrian Airlines und die Bündelung von Geschäftsbereichen. Der neue Chef Carsten Spohr wird diesen Kurs fortsetzen. Trotz der Sonderaufwendungen hält Lufthansa am Gewinn- ziel von 600 bis 700 Millionen Euro für 2013 fest. Bis 2015 soll der operative Gewinn sogar auf 2,3 Milliarden Euro steigen. Sollten sich weitere Fortschritte in den kommenden Quartalen zeigen, könnte die Lufthansa-Aktie weiter Aufwind erhalten.

Die Neuordnung der Geschäfte bei Novartis sieht dagegen vor, nicht zum Kerngeschäft zählende Einheiten abzustoßen. Als Erstes wurde die Transfusionssparte verkauft, Bereiche wie Tiergesundheit und Impfstoffe könnten folgen. Nicht hinter- fragt werden die drei großen Einheiten Pharma, Augenheilkunde und Generika. Noch dieses Jahr sollen der Umbau weitest- gehend abgeschlossen sein und die Gewinnmarge wieder steigen.

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Neue Zeitrechnung

Noch mitten in der Krise steckt PSA Peugeot Citroën. Der Autokonzern benötigt erhebliche Finanzspritzen, um mittelfristig wieder wettbewerbsfähig zu sein. Dazu schlägt PSA - seit jeher überwiegend in Familienbesitz - ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf. Die Franzosen holen sich den chinesischen Partner Dongfeng sowie die Regierung in Paris über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung ins Boot.

Auch wenn sich mit deren Einstieg die PSA-Anteile verwässern werden, sehen die Experten von UBS den Deal positiv. Ihrer Ansicht nach überwiegen die Vorteile einer möglichen Trendwende im operativen Ge- schäft. Anleger sollten dennoch vor einem Kauf die Kapitalerhöhung abwarten. Diese könnte den Kurs anfänglich unter Druck bringen.

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