Die unter Druck geratene Modefirma Gerry Weber ist zum Jahresauftakt knapp an einem Verlust vorbeigeschrammt. Als Gründe nannte Vorstandschef Ralf Weber am Mittwoch neben Aufwendungen für den Konzernumbau und Abschreibungen auch einen deutlichen Rückgang des margenstarken Großhandelsgeschäftes mit den Kernmarken Gerry Weber, Taifun und Samoon. Allein die neuerworbene Tochter Hallhuber sorgte für einen Umsatzanstieg in der Gruppe.

"Das erste Quartal 2015/16 hat verdeutlicht, wie zwingend notwendig unser im Februar vorgestelltes Programm zur Neuausrichtung 'FIT4GROWTH' ist", betonte Weber. Das anhaltend schwierige Marktumfeld und interne Fehlentwicklungen der Vergangenheit belasteten die Umsätze und die Profitabilität. Weber hatte im vergangenen Jahr seinen Vater Gerhard Weber als Vorstandschef abgelöst, der jahrelang einen ehrgeizigen Expansionskurs fuhr und jährliche Dutzende neue Filialen eröffnete.

Bei einem Umsatzanstieg um elf Prozent auf 213,7 Millionen Euro brach im Zeitraum November bis Januar der Überschuss um rund 88 Prozent auf 1,2 Millionen Euro ein, wie Weber mitteilte. Operativ sank das Ergebnis (Ebit) um 77,5 Prozent auf 3,9 Millionen Euro. Hallhuber steuerte einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro bei.

Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Geschäftsjahr hatte Weber die Reißleine gezogen. Zehn Prozent der rund 7000 Stellen will er streichen und 103 von insgesamt 1270 eigenen Filialen und Verkaufsflächen schließen. Die Sanierung wird allerdings auch 2015/16 zu einem Gewinneinbruch führen. Einmalige Aufwendungen und Abschreibungen von 36 Millionen Euro werden laut Weber das Ebit auf zehn bis 20 Millionen Euro drücken. Bereits 2014/15 war das Ebit um fast ein Drittel auf rund 79 Millionen Euro geschrumpft.

Die hiesigen Modefirmen ringen mit dem wachsenden Onlinehandel und den steigenden Marktanteilen von H&M und den Inditex-Ablegern Zara und Massimo Dutti. Die Konkurrenten sorgen mit rasch wechselnden Kollektionen für steten Zustrom in ihre Geschäfte.

Reuters