Der 85-jährige Unternehmensgründer und Eigentümer Amancio Ortega regelte zudem die Besetzung an der Spitze des Verwaltungsrats. Diesen soll ab April 2022 seine 37-jährige Tochter Marta Ortega leiten, die das langjährige Gesicht des Konzerns, Paplo Isla, ablöst.

An der Börse setzten am Morgen der Führungswechsel und die Angst vor den Auswirkungen der neuen Corona-Variante Omikron der Aktie des Modekonzerns kräftig zu. Die Aktie des Modekonzerns war mit einem Minus von mehr als viereinhalb Prozent am Dienstagmorgen Schlusslicht im EuroStoxx 50 . Angesichts einer tagelangen, fast ununterbrochenen Talfahrt sackte das Papier zeitweise auf den tiefsten Stand seit über vier Monaten ab. Obwohl diese personelle Machtübergabe innerhalb des Konzerns gut vorbereitet scheine, hinterlasse der Abtritt von Isla jedoch zunächst eine Lücke, schrieb Analyst Cedric Rossi von Bryan Garnier.

Isla war 17 Jahre lang bei Inditex tätig, zeitweise als CEO, später dann als Verwaltungsratschef. Dabei prägte Isla wesentlich die aktuelle Wachstums- und Digitalstrategie des Konzerns. Spekulationen um seinen Abtritt waren bereits vor mehr als einem Jahr hochgekocht. Gleichzeitig war Amancio Ortegas Tochter Marta zunehmend im Konzern in Erscheinung getreten. Der Firmengründer hält mit 59 Prozent die Mehrheit an Inditex.

Manager Crespo bleibt allerdings weiter im Inditex-Konzern, wie der Hennes & Mauritz (H&M) -Konkurrent am Dienstag im spanischen Arteixo mitteilte. Er soll ab sofort im Vorstand das operative Geschäft des Modeunternehmens verantworten, zu dem unter anderem die Marken Bershka, Massimo Dutti und Zara gehören. In dieser Funktion war Crespo bereits vor seinem Amtsantritt an die Inditex-Spitze tätig gewesen.

An der Börse steht das Inditex-Papier derzeit jedoch auch wegen der neu aufflammenden Sorgen um steigende Corona-Infektionen und dem Auftauchen der Omikron-Variante unter Druck, die auch die Gesamtmärkte zuletzt stark belastete. Im November hat der Inditex-Kurs inzwischen fast zehn Prozent eingebüßt.

Sorgen bereitet Investoren die Aussicht auf womöglich wieder notwendig werdende Lockdowns, die die Spanier hart treffen könnten. Wie der schwedische Konkurrent H&M hatte auch Inditex während der vorangegangenen Corona-Wellen tausende Läden schließen müssen. Die Lockdowns in vielen Ländern kosteten den Konzern im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 kräftig Umsatz und sorgten unter dem Strich für einen Gewinneinbruch um fast 70 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro.

Inditex gehörte mit der Wiedereröffnung der Läden aber auch zu jenen Einzelhändlern, die sich am schnellsten erholten. Dabei hatte der Konzern während der Pandemie auf das richtige Pferd gesetzt und seinen Online-Handel konstant weiter ausgebaut - der, wie sich zeigt, durch das geänderte Konsumverhalten in der Corona-Pandemie einen weiteren Schub erhalten hat. Im ersten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres - also von Februar bis Juli - sprang der Umsatz um fast die Hälfte auf knapp zwölf Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Inditex knapp 1,3 Milliarden Euro nach einem Vorjahresverlust von 195 Millionen Euro.

Inditex wurde 1975 von Amancio Ortega gegründet und ist an der Börse durch den jüngsten Kursrutsch aktuell rund 88 Milliarden Euro wert. Ortegas Vermögen wird von der Nachrichtenagentur Bloomberg derzeit auf etwas mehr als 70 Milliarden Dollar taxiert. Er ist damit der drittreichste Europäer./

dpa-AFX