Für Goldman war es das stärkste dritte Quartal seit 2009, als die Weltwirtschaftskrise die Märkte nach unten gerissen hatte. Mit Spannung werden nun die Zahlen des deutschen Branchenprimus am 29. Oktober erwartet, der im Geschäft mit festverzinslichen Papieren, seiner wichtigsten Domäne, zum Angriff geblasen hat.

Goldman-Chef Lloyd Blankfein, der vor einem Jahr noch eine überraschend schwache Quartalsbilanz präsentiert hatte, zeigte sich nun zufrieden: "Die anziehende US-Konjunktur und unser starkes globales Netzwerk haben dafür gesorgt, dass die Kunden über alle unsere Sparten hinweg aktiv waren." Allerdings betonte Blankfein, der die Arbeit von Bankern einst als "Gottes Werk" bezeichnet hatte, dass sich die Rahmenbedingungen auch schnell wieder ändern könnten.

Vorboten einer neuen Krise gibt es bereits: In den vergangenen Tagen sind die Aktienmärkte rund um den Globus abgestürzt, weil sich die Konjunkturaussichten zusehends eintrüben. Der Dax beispielsweise fiel am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr. Die Nervosität der Investoren könnte das gerade erst angesprungene Kapitalmarktgeschäft der Großbanken schnell wieder bremsen. Auch die Goldman-Anleger blieben nun lieber in der Deckung: Die Aktie startete an der Wall Street fast zwei Prozent im Minus, auch andere Finanztitel gaben nach.

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DIE AUSLESE BEGINNT

Im abgelaufenen Quartal war bei Goldman von einer Krise noch nichts zu spüren: Allein im Geschäft mit Bonds, Devisen und Rohstoffen stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 74 Prozent - und damit deutlich stärker als bei JP Morgan, Citigroup und der Bank of America, die ihre Zwischenbilanzen in den vergangenen Tagen vorgelegt hatten. Am Freitag folgt noch Morgan Stanley. "Es ist ein gutes Zeichen, dass die lange Durststrecke in den Handelsräumen anscheinend vorbei ist", sagte Chris Kotowski, Branchenanalyst bei Oppenheimer & Co.

Der Anleihehandel zählt mit zu den schwankungsanfälligsten Bereichen im Investmentbanking. In den vergangenen Quartalen herrschte hier Flaute, weil viele Investoren wegen der anhaltenden Niedrigzinsen der Notenbanken lieber an der Seitenlinie blieben. Erst im September, als die Europäische Zentralbank (EZB) den Ankauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen ankündigte, kam wieder mehr Schwung in den Markt. Zudem spekulieren viele auf steigende Zinsen in den USA, was den Handel belebt. Das Geschäft ist für die Geldhäuser aber teurer geworden, weil es wegen einer schärferen Regulierung mit mehr Kapital unterlegt werden muss, auch wenn es nach offiziellen Angaben nur noch für die Kunden und nicht mehr auf eigene Rechnung betrieben wird. Experten warnen deshalb, die goldenen Zeiten seien für immer vorbei. Es gehe in Zukunft vor allem darum, sich in einem schrumpfenden Markt zu behaupten.

Einige europäische Institute wie Barclays und UBS stutzen den Anleihehandel deshalb. In diese Lücke will die Deutsche Bank vorstoßen, um den US-Rivalen die Stirn zu bieten, wie Co-Vorstandschef Anshu Jain immer wieder betont. Goldman bleibt zwar einer der wichtigsten Marktteilnehmer, doch auch die US-Bank kann nicht ganz an die alten Rekorde anknüpfen: 2009 steuerte der Bereich etwa 40 Prozent zu den jährlichen Einnahmen bei, 2013 waren es nur noch 25 Prozent.

Weiter verlassen kann sich Goldman auf seine starke Position im Beratungsgeschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) sowie bei Kapitalmaßnahmen, auch in Deutschland. In beiden Bereichen lag das US-Institut nach Daten von Thomson Reuters per Ende September weltweit an der Spitze der Investmentbanken - gemessen am Volumen der Transaktionen. So mischte Goldman etwa federführend beim 25 Milliarden Dollar schweren Börsengang des chinesischen Online-Händlers Alibaba mit. Hier war auch die Deutsche Bank mit an Bord.

In der Vermögensverwaltung, die Goldman seit der Finanzkrise als stabilen Anker ausgebaut hat, stiegen die Einnahmen um 20 Prozent. Insgesamt beläuft sich das verwaltete Vermögen inzwischen auf knapp 1,2 Billionen Dollar.

Reuters