Vergangene Woche hat die griechische Polizei das Haus des Zentralbankchefs Yannis Stournaras sowie die Büros seiner Frau durchsucht. Es gibt Anschuldigungen, wonach die Firma der Frau staatliche Gelder in Millionenhöhe veruntreut hat. Bewiesen ist jedoch nichts, manche sprechen von politisch motivierten Spielchen. Doch wie auch immer: Für Vertrauen in den Zustand Griechenlands sorgen solche Vorkommnisse nicht.

Dabei gab es zuletzt sogar mal passable Nachrichten, was die Entwicklung der Wirtschaft angeht. In Griechenland sinkt nämlich nach neuesten Meldungen die Zahl der Arbeitslosen. Allerdings ist die Quote immer noch erschreckend hoch - sie liegt aktuell bei 23,1 Prozent. Im Vorquartal waren es noch 24,9 Prozent. Hauptgrund für die etwas bessere Lage am Arbeitsmarkt ist der Tourismus. Vier von fünf der in diesem Jahr 250 000 neu geschaffenen Arbeitsplätze entfallen auf den Fremdenverkehr. Viele Urlauber haben vor allem Kreta, die Kykladeninseln wie Mykonos oder Naxos sowie die Inseln im Ionischen Meer wieder als Feriendestinationen entdeckt - auch wegen der teils schwierigen Sicherheitslage in benachbarten Ländern wie der Türkei oder in den nordafrikanischen Staaten.

Altbekannte Sorgen



Das grundlegende Problem Griechenlands ist indes nicht gelöst: die immer noch immens hohe Verschuldung. Und wie 2015 und 2014 streitet man sich auf politischer Ebene um die Auszahlung neuer Hilfskredite durch die EU. "Rasche Reformen" seien notwendig, Griechenland müsse "die erforderlichen Maßnahmen schneller umsetzen", sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem nach einem Treffen der Eurofinanzminister Anfang September. Der Druck kommt nicht von ungefähr: Es geht ja immerhin um ein Volumen von insgesamt bis zu 86 Milliarden Euro.

Doch die Verhandlungen sind zäh. Gerade eben sind die Vertreter der internationalen Geldgeber ohne substanzielles Ergebnis von den jüngsten Beratungen mit der griechischen Regierung aus Athen abgereist. Am 17. Oktober will man zurück sein. Sinn und Zweck: 15 Sofortmaßnahmen, die aus Sicht der Geldgeber noch nicht realisiert wurden, sollen bis dahin vom griechischen Parlament beschlossen werden. Eine besonders umstrittene Maßnahme ist dabei die Arbeitsmarktreform. Die strittigen Punkte sind die Senkung des Mindestlohns und die Aufhebung des Rechts der Gewerkschaften, für Arbeitnehmer kollektiv Tarifverhandlungen führen zu dürfen. Die Regierung befürchtet, dass es zu Massenentlassungen kommt, falls die Arbeitsgesetze derart verändert würden.

Altbekannte Reflexe



Außerdem geht es für die Regierung von Alexis Tsipras schlicht darum, an der Macht zu bleiben. Denn die Griechen sind immer unzufriedener mit ihrem linken Regierungschef. Die Zustimmung für seine Syriza-Partei hat sich laut einer Umfrage seit der Wahl vor einem Jahr halbiert. Klar, dass da Tsipras immer wieder populistische Töne anschlägt und zuletzt erneut nach einer weiteren Reduzierung des Athener Schuldenbergs verlangte sowie nach einer Lockerung der von "den Gläubigern diktierten Sparpolitik".

Dass sich die Börse angesichts dieser Querelen auch 2016 nicht wirklich positiv entwickelt hat, verwundert kaum. Neben der italienischen Börse gehört der griechische Aktienmarkt zu den schlechtesten in diesem Jahr. Wie in Rom liegt dies unter anderem daran, dass der Leitindex gerade durch die schlechte Entwicklung der Bankaktien unter Druck ist.

Es gibt aber durchaus Unternehmen, die einen Blick wert sind. Dazu gehört etwa Folli Follie. Das Unternehmen ist ein Label für Schmuck, modische Armbanduhren und Accessoires. Die Produkte werden nach eigenen Entwürfen der Firma bei externen Partnern gefertigt. Kernzielgruppe sind die 20- bis 40-Jährigen. Das Problem: Weil die Firma als griechisches Unternehmen wahrgenommen wird und nicht als ein international agierender Konzern, ist die Aktie des Luxuslabels unterbewertet. Zu den Favoriten vieler Bankanalysten zählt außerdem der Sportwetten- und Lotto-Anbieter Opap. Das Unternehmen gehörte zu den ersten Profiteuren der Privatisierungen, die von der Regierung angestoßen wurden, hat doch das griechische Parlament vor knapp einem Jahr dem Verkauf der Lizenz für Pferdewetten an den Sportwetten-Monopolisten zugestimmt.



Wer langfristig investiert, für den bietet sich auch ein ETF (Exchange Traded Fund) auf den, jedoch etwas banklastigen Athener Leitindex ATHEX an oder ein Fonds, der sich auf Südeuropas Problem-Volkswirtschaften konzentriert - wo allerdings Griechenland-Aktien eher zu den kleineren Positionen gehören.