Wer hätte das gedacht? Nur zwei Jahre nach der Staatspleite haben jüngst griechische Banken über Anleihen und Aktien Kapital eingesammelt und auch der Staat plant in Kürze eine Rückkehr an den Kapitalmarkt durch die Begebung einer Anleihe. Gelingt dies, wäre das ein wichtiger Schritt nach vorne beim Versuch, die zahlreichen volkswirtschaftlichen Probleme abzuschütteln.

Schon lange auf einer rasanten Erholungstour sind bekanntlich Anleihen- und Aktienkurse. Mit griechischen Staatsanleihen konnte nach dem vorangegangenen Einbruch das Kapital vervielfacht werden und auch der Athex General Aktienindex hat seit Juni 2012 ein Plus von 175 Prozent eingefahren. Fundamental wird das begleitet von der Aussicht auf ein zumindest kleines Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. Es wäre der erste Zuwachs seit 2007 und deshalb von hoher symbolischer Bedeutung dafür, dass das Schlimmste inzwischen ausgestanden ist.

Ausländer treten am Aktienmarkt jedenfalls schon lange als Nettokäufer auf und setzen damit auf eine langfristige Normalisierung der Lage. Kommt es dazu, dann hätten die Kurse vermutlich weiter Potenzial. Denn wenn sich auch die Gewinnlage der Unternehmen wieder normalisieren sollte, dann wären etliche Unternehmen noch immer relativ günstig. Das signalisieren zumindest die Kurs-Buchwert-Relationen, sind auf dem griechischen Kurszettel doch noch immer einige Gesellschaft mit einem Wert von unter eins bei dieser Kennziffer zu finden, was als günstig gilt.

Allerdings sollten einige wichtige Punkte nicht vergessen werden: Geld fließt derzeit nicht zuletzt deshalb wieder nach Griechenland, weil die Europäische Zentralbank mit ihrer Politik quasi eine Bestandsgarantie für alle angeschlagenen EU-Staaten abgegeben hat. Zudem bewegt sich die Schuldenlast des Staates gemessen am Bruttoinlandsprodukt 2014 noch immer bei 177 Prozent. Das ist viel zu viel und die damit verbundene Gefahr eines neuerlichen Zahlungsausfalls sollte nicht unterschätzt werden. Ein Rückschlag war auch jüngst die Meldung, wonach der Index für das verarbeitende Gewerbe im März mit 49,7 wieder unter die 50-er Marke gerutscht ist, ab der von einer Expansion gesprochen werden kann.

Erinnern sollte man sich außerdem auch daran, wie viele Missstände in Griechenland im Laufe der vergangenen Jahre schon aufgedeckt wurden. Ob sich an der darin zum Ausdruck kommenden Haltung wirklich etwas geändert hat, kann jedenfalls nur die Zukunft zeigen. Abzuwarten bleibt auch, wie sich die politische Landschaft in Griechenland weiter entwickeln wird. Die Bevölkerung ist jedenfalls reformmüde und auch deshalb darf man gespannt sein, wie im Mai die Wahlen zum EU-Parlament ausgehen werden.

Wer trotzdem einsteigen will, dem stehen auf breiter gestreuter Basis nur wenige strukturierte Produkte wie Index-Zertifikate zur Verfügung. Eine Option bietet aber die Deutsche Bank mit dem X-pert Zertifikat auf den FTSE/ FTSE/ATHEX 20 Index (WKN: DB0CFF, 4,26 Euro) an. Mit dem alle Aktien umfassenden General-Index konnte dieser Standardwerte-Index zuletzt allerdings nicht ganz mithalten. Für Anleger, die sich trotz der genannten Warnhinweise auch an griechische Einzelaktien trauen, werden nachfolgend vier auch an deutschen Börsen gehandelte Aktien vorgestellt. Deren Kursgewinne belaufen sich in der Spitze seit Juni 2012 auf 910 Prozent.

Griechenland-Aktien Nummer eins: Folli Follie S.A. (WKN: A1H530, 24,45 Euro)

Relativ solide steht in einer für Griechenland nach wie vor sehr schwierigen Zeit der in Griechenland führende Reise-Detailhändler Folli Follie SA da. Als Qualitätsbeweis darf hier auch der Einstieg des Schweizer Branchenkonkurrenten Dufry gewertet werden. Für das abgelaufene Geschäftsjahr hat die Gesellschaft ansprechende Zahlen vorgelegt. Auf Basis der fortgeführten Geschäfte stieg der Umsatz um 9,6 Prozent auf 887,4 Millionen Euro und das Ebitda um 44,5 Prozent auf 186,6 Millionen Euro. Beides lag über den Analystenschätzungen und auch in den kommenden Jahren darf mit Wachstum gerechnet werden.

Das ist auch deshalb zu erwarten, weil viel von den Einnahmen von internationalen Kunden stammen, die nicht negativ von der Krise in Griechenland betroffen sind. Das KGV für 2014 bewegt sich hier bei 14,7, aber das ist vertretbar, denn dieser Wert dürfte in etwa dem in den kommenden Jahren im Schnitt zu erwarteten Gewinnwachstumsraten entsprechen. Nachdem der Titel seit März 2012 um 641 Prozent zugelegt hat, bewegt sich die Notiz in einem charttechnischen Aufwärtstrend. Solange die Weltbörsen mitspielen, sollte dieser anhalten, zumal die Aussicht auf eine Sonderausschüttung den Kurs ebenfalls stützt.

Griechenland-Aktien Nummer zwei: Public Power Corp. (PPC, WKN: 982549, 11,96 Euro)

Auch die Zahlen, welche die Public Power Corp., abgekürzt PPC genannt, für das Geschäftsjahr 2013 präsentiert hat, waren alles andere als berauschend. Die Umsätze sanken leicht um 0,2 Prozent auf 5,971 Milliarden Euro und der Nettoverlust belief sich auf 225,3 Millionen Euro. Daran gemessen dürfte die Performance etwas überraschen, die der Versorger vorzuweisen hat. Seit Juni 2012 ist der Kurs trotz eines schwierigen Geschäftsumfelds um 914 Prozent gestiegen und trotzdem notiert der Titel noch immer weit entfernt von dem im Jahr 2007 bei 37,10 Euro aufgestellten Rekordhoch.

Angelockt werden die Anleger wie so oft in Griechenland von einer optisch günstigen Kurs-Buchwert-Bewertung. Im Falle von PPC wird diese Kennziffer von Alpha Finance auf 0,5 beziffert und nach Lesart der Optimisten deutet das auf eine Unterbewertung hin. Zumindest dann, wenn nach einer Privatisierung die Geschäftsprozesse weiter optimiert werden können. Das Problem bei dieser Rechnung ist nur, dass der Privatisierungsprozess in Griechenland sehr schleppend verläuft. Auch bei PPC muss man sich in dieser Hinsicht auf weitere Verzögerungen einstellen. Wenn die Abwicklung aber nicht komplett verbockt wird, verspricht das tiefe Kurs-Buchwert-Verhältnis noch ein paar Kursgewinne. Die Analysten bei Alpha Finance halten jedenfalls einen Anstieg bis auf 16,80 Euro für möglich.

Griechenland-Aktien Nummer drei: Aegean Airlines S.A. (WKN: A0MWBR, 7,93 Euro)

Eine starke Kursperformance hat auch Aegean Airlines hingelegt. Das Kursplus seit Juni 2012 beläuft sich in diesem Fall auf fast 634 Prozent. Ermöglicht hat dies der Turnaround, den die Fluglinie nach dem Zusammenschluss mit dem heimischen Konkurrenten Olympic Air aufzuweisen hat. So konnte 2013 ein Nettogewinn von 57,8 Millionen Euro eingeflogen werden und in den nächsten Jahren soll es weiter aufwärts gehen. Die Hoffnungen ruhen dabei auf das längst wieder boomende Tourismusgeschäft. Um davon noch stärker zu profitieren, sollen die Kapazitäten weiter ausgebaut und künftig 87 Destinationen angeflogen werden. Neu hinzukommen ab dem Sommer beispielsweise in Deutschland die Flughäfen Hamburg, Hannover und Nürnberg.

Die Bewertung ist mit einem geschätzten KGV für 2014 von 10,3 trotz der bereits eingefahrenen Kursgewinne noch immer vertretbar. Einen ohnehin starken Eindruck hinterlässt der Chart, denn durch einen intakten Aufwärtstrend gestaltet sich die Charttechnik positiv. Kurzfristig würde zwar eine kleine Verschnaufpause gut tun, sofern die Touristen aber weiter ins Land strömen und die Expansionspläne professionell umgesetzt werden, dürfte die Notiz noch nicht ganz ausgereizt sein. Des sehen auch die Analysten von Alpha Finance so, die als Kursziel 8,50 Euro nennen.

Griechenland-Aktien Nummer vier: Alpha Bank S.A. (WKN: 876116, 0,74 Euro)

Wer es besonders spekulativ mag, der kann sich eventuell auch an griechische Bankaktien herantrauen. Deren Verfassung ist natürlich nach wie vor nicht die Beste, aber falls auch hier das Schlimmste überstanden sein sollte, dürfte noch einiges an Erholungspotenzial vorhanden sein. Der Sektor hinkt seit 2007 dem Gesamtmarkt hinterher, doch das könnte sich langsam ändern. Die Tatsache, dass Branchenvertreter wie die Alpha Bank jüngst über eine privat platzierte Aktienkapitalerhöhung Kapital im Volumen von 1,2 Milliarden Euro einsammeln konnten, ist jedenfalls ein ermutigendes Signal.

Begrenzt wird das Kurspotenzial aber dadurch, das der Kurs-Buchwert mit gut eins für ein Institut aus einem angeschlagenen Bankensektor bereits relativ hoch ist. Viel Kopfzerbrechen dürfte den Verantwortlichen in den Banken zudem die hohe Zahl an notleidenden Krediten bereiten, die sich Ende 2013 auf 32,7 Prozent belief. Die Analysten von Wood & Company sind aber trotzdem optimistisch. Sie haben den Titel als Kauf eingestuft und nennen als Kursziel 0,90 Euro. Gemessen an der aktuellen Notiz wäre das bei Zielerreichung gleichbedeutend mit einem Anstieg von fast 22 Prozent.

Wie bei allen anderen Werten gilt aber auch hier die Vorgabe, eventuell eingegangene Positionen mit Stopp-Loss-Kursen zu versehen, die zur jeweils individuellen Risikobereitschaft passen.