HeidelbergCement hat leicht verhagelte Zahlen vorgelegt. Von März bis Juni ging der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um ein Prozent auf 964 Millionen Euro (Q2 2016: 977 Millionen) zurück. "In Anbetracht der schwierigen Rahmenbedingungen haben wir ein gutes Ergebnis im zweiten Quartal erzielt," erklärte Vorstandschef Bernd Scheifele am Dienstag.

Der Umsatz stieg in den vergangenen drei Monaten um ein Prozent auf 4,6 Milliarden Euro (4,58 Milliarden). Unter dem Strich verdiente der Konzern 358 Millionen Euro (318 Millionen), zwölf Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Treiber waren dabei die gute Nachfrage in Nordeuropa und Deutschland.

HeidelbergCement verkauft weniger Zement



Im Kerngeschäft lief es im vergangenen Quartal schlechter. Die Heidelberger setzten ein Prozent weniger Zement ab: 32,8 Millionen Tonnen (33,2 Millionen). Der viele Regen habe Bauarbeiten in Nordamerika behindert, erklärte das Unternehmen am Dienstag. Vor allem Produktionsausfälle in Kalifornien drückten auf die Bilanz.

Dennoch zeigte sich Scheifele zuversichtlich für den lukrativen US-Markt. Das Unternehmen werde von der Erholung der Wirtschaft und der dadurch steigenden Nachfrage nach Baustoffen profitieren. Das Geschäft in Nordamerika brachte im gesamten ersten Halbjahr 23 Prozent des Umsatzes.

Auf die Absatzzahl drückten in den vergangenen drei Monaten auch saisonale Effekte. Durch das Osterfest im April und das Ende des Ramadan im Juni gab es weniger Arbeitstage als im Vorjahresquartal.

Synergien durch Italcementi-Übernahme



Im zweiten Quartal profitierte HeidelbergCement von der zugekauften Italcementi. Der Dax-Konzern hatte den italienischen Konkurrenten im dritten Quartal 2016 für 3,7 Milliarden Euro übernommen.

Die Integration habe "weiterhin gute Fortschritte" gemacht, schreiben die Heidelberger in einer Pressemitteilung. Vor allem im Nordamerika-Geschäft habe sich die operative Marge der übernommenen Werke "bereits deutlich gesteigert."

Der Konzern hat wegen der Akquisition Pro-forma-Finanzkennzahlen vorgelegt: Italcementi wurde komplett in die Bilanz eingerechnet, um das vergangene Jahr mit dem laufenden vergleichbar zu machen.

Prognose bestätigt



Durch Konsolidierungseffekte mit Italcementi erwartet der Dax-Konzern, dass der Umsatz auf 17 Milliarden Euro (2016: 15,2 Milliarden Euro) steigt.

HeidelbergCement bestätigte den Ausblick. "Wir sehen einen klaren Aufwärtstrend seit Ostern und erwarten eine deutlich stärkere Entwicklung für das zweite Halbjahr", sagte Scheifele. Für 2017 erwartet der Konzern weiterhin, dass auch das Ebitda "moderat" - also um fünf bis zehn Prozent - wächst. Der um Sondereffekte bereinigte Jahresüberschuss soll mehr als zehn Prozent steigen. "Wir blicken weiterhin verhalten zuversichtlich auf das Jahr 2017."

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Einschätzung der Redaktion



Die Zahlen von HeidelbergCement haben die Anleger am Dienstag nicht überzeugt. Analysten hatten erwartet, dass das Ebitda um 21 Millionen Euro höher ausfallen würde. Zu Handelsbeginn sank der Kurs um bis zu zwei Prozent, drehte dann aber auf mehr als ein Prozent ins Plus.

Enttäuschend ist dabei vor allem der gesunkene Zementabsatz. Aber auch der Konkurrent LafargeHolcim aus der Schweiz hatte mit einem Absatzrückgang zu kämpfen.

Auch der starke Euro drückt auf die Stimmung der HeidelbergCement-Aktionäre. Seit Jahresbeginn stieg der Wert der Gemeinschaftswährung um zwölf Prozent auf 1,18 US-Dollar. Durch den hohen Wechselkurs werden europäische Produkte auf dem Weltmarkt teurer. So verschlechtern sich die Absatzchancen der Exportunternehmen. Langfristig dürfte dies auf die Gewinne drücken - So auch bei dem ausfuhrstarken Heidelberger Konzern.

Mittlerweile verfliegt die Trump-Fantasie. HeidelbergCement war einer der großen Gewinner nach der US-Wahl. "Die ganze Euphorie nach der Wahl, die stark auf Infrastruktur und die Steuerreform gebaut war, ist in den ersten Monaten 2017 rausgegangen," sagte Scheifele. Der Konzern erwartet weniger operativen Gewinnzuwachs in den USA: 100 bis 120 Millionen Euro nach den ursprünglich erwarteten mindestens 150 Millionen.

Chancen ergeben sich für HeidelbergCement mit der guten Weltwirtschaftslage: Die Konjunktur brummt, es wird viel gebaut. Dadurch steigt die Nachfrage. "HeidelbergCement wird von der guten und stabilen wirtschaftlichen Entwicklung in den Industriestaaten, insbesondere in den USA, Kanada, Europa und Australien, profitieren," betonte Scheifele. Zudem dürfte der Konzern in der Zukunft von Synergieeffekten mit Italcementi profitieren.

Charttechnisch ist das Papier angeschlagen. Die Aktie notiert derzeit rund zwei Prozent unter der wichtigen 200-Tage-Linie bei 86,58 Euro. Der Kurs testet derzeit den Widerstand bei der 55-Tage-Linie bei 85,04 Euro. Wenn diese Schwelle fällt, wäre ein weiterer Rückgang bis zur Unterstützung bei 82,00 Euro möglich.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 88,00 Euro
Stoppkurs: 83,00 Euro