Gestützt wurden Europas Börsen derweil von der Hoffnung auf ein entspannteres Verhältnis zwischen den USA und China. US-Präsident Joe Biden hatte erstmals seit fast sieben Monaten wieder direkt mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping telefoniert.

Bei den Konjunkturdaten stand am Freitag die Inflationsrate auf dem Plan. Mit 3,9 Prozent hat die Inflationsrate im August ihren höchsten Stand seit fast 28 Jahren erreicht. Volkswirte erwarten in den nächsten Monaten weiter steigende Teuerungsraten, werten den Anstieg der Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft aber als vorübergehendes Phänomen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will - wie von Anlegern erwartet - den Kauf von Anleihen im Rahmen des Corona-Notprogramms PEPP im vierten Quartal etwas reduzieren. Das hatten die Währungshüter am Donnerstag verkündet. Damit stellt sich nun umso mehr die Frage, wann die US-Notenbank Fed mit dem sogenannten Tapering, also der Reduzierung der Wertpapierkäufe, beginnen wird.

Besonders gefragt waren am Freitag Rohstoffe. So verteuerte sich die Öl-Sorte Brent um rund zwei Prozent. Unter anderem wurden die Preise von Versorgungsengpässen durch den Wirbelsturm "Ida" nach oben getrieben.

Unter den Einzelwerten machte vor allem Biontech auf sich aufmerksam. Der Pharmakonzern treibt den Einsatz seines Corona-Impfstoffs auch für jüngere Kinder voran. Schon ab Mitte Oktober könnten in Deutschland die ersten Kinder unter zwölf Jahren mit dem Mittel geimpft werden, hieß es im "Spiegel". Die Aktie des Impfstoffherstellers legte in der Spitze um mehr als vier Prozent zu.

Derweil geriet die Aktie des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (FMC) nach negativen Analystenstimmen unter die Räder und rutschte ans DAX-Ende. Sowohl die US-Bank JPMorgan als auch die britische Barclays-Bank reduzierten ihre Analysten-Einstufungen. Als DAX-Gewinner ging Infineon gefolgt von Siemens und Continental ins Wochenende.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Volkswagen-Konzern mit herbem Verkaufsdämpfer auch im August
Der Volkswagen-Konzern hat auch im August deutliche Einbußen beim Verkauf seiner Autos hinnehmen müssen. Weltweit lieferten die Wolfsburger im Gesamtkonzern 616 500 Fahrzeuge aus, das waren 22,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Nach den ersten acht Monaten des Jahres steht aber noch ein Plus von 13,3 Prozent auf 6,32 Millionen Fahrzeuge zu Buche. Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie vor allem im Frühjahr mit den Lockdowns für deutliche Rückgänge gesorgt.

Toyota kappt Auslieferungsziel von Fahrzeugen wegen Halbleiterknappheit
Der andauernde Halbleitermangel lässt den japanischen Autobauer Toyota etwas auf die Bremse treten. Für das bis März laufende Geschäftsjahr rechne der Vorstand aufgrund heruntergefahrener Kapazitäten nur noch mit einer Produktion von neun Millionen Fahrzeugen, teilte der weltgrößte Autobauer am Freitag in Tokio mit. Zuvor hatte das Management gut 300 000 Exemplare mehr in Aussicht gestellt. Die Knappheit an Halbleitern sei auf die Ausbreitung des Coronavirus in Südostasien zurückzuführen, hieß es von Toyota. An dem operativen Ergebnisziel von 2,5 Billionen Yen (19,2 Mrd Euro) solle das aber nichts ändern.

Holcim verkauft Brasilien-Geschäft
Der Baustoff-Hersteller Holcim verkauft seine Geschäfte in Brasilien. Die Transaktion umfasst fünf integrierte Zementwerke, vier Mahlwerke, sechs Zuschlagstoffwerke und 19 Transportbetonwerke von Holcim in dem südamerikanischen Land. Der Unternehmenswert des Brasilien-Geschäfts wird in der Mitteilung vom Freitag auf 1,025 Milliarden US-Dollar beziffert. Mit dem Geld will Holcim die eigene Bilanz stärken und den Verschuldungsgrad "deutlich" reduzieren. Zudem soll der Erlös für Investitionen in den Geschäftsbereich "Lösungen und Produkte" verwendet werden.

Gazprom: Ostseepipeline Nord Stream 2 fertiggestellt
Die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 ist nach Angaben des russischen Gaskonzerns Gazprom fertiggestellt. Am Freitagmorgen um 8.45 Uhr Moskauer Zeit (7.45 Uhr MESZ) sei der Bau von Nord Stream 2 abgeschlossen worden, teilte Gazprom-Chef Alexej Miller der Staatsagentur Tass zufolge mit. Am 6. September sei das letzte Rohr verlegt worden. Danach hätten noch einzelne Abschnitte der Leitung miteinander verbunden werden müssen; diese Arbeiten seien nun abgeschlossen, hieß es.

EU-Kommission: 900-Millionen-Hilfe für Alitalia war rechtswidrig
Die italienische Fluggesellschaft Alitalia hat nach Ansicht der Wettbewerbshüter der EU-Kommission rechtswidrige staatliche Beihilfen in Höhe von 900 Millionen Euro erhalten. Italien müsse das Geld daher zuzüglich Zinsen von Alitalia zurückfordern, teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit. So könne zur Wiederherstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in der europäischen Luftverkehrsbranche beigetragen werden, sagte die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Biontech will Impfstoff-Zulassung für Kinder bald beantragen
Biontech will in den kommenden Wochen die Zulassung seines Corona-Impfstoffs auch für Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren beantragen. Dazu würden die Ergebnisse einer Studie den Behörden weltweit, "auch hier in Europa", vorgelegt, sagte die medizinische Geschäftsführerin und Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci dem "Spiegel". Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Das ist eine gute Nachricht." Die Zulassung würde es ermöglichen, auch jüngere Kinder besser zu schützen.

rtr/dpa-AFX/iw