Auf den ersten Blick erscheinen die Verkaufszahlen ernüchternd. In seinem zweiten Quartal (endet zum 30. September) musste Heideldruck einen Umsatzrückgang verkraften. Der Absatz sank um 2,6 Prozent auf 586 Millionen Euro. Dennoch kamen die Zahlen an der Börse gut an. Im bisherigen Handelsverlauf legte die Aktie rund zwei Prozent zu. Grund: Der Konzern sieht sich bei seiner Jahresprognose weiter voll auf Kurs. In der zweiten Jahreshälfte erwartet Heideldruck "eine deutliche Umsatz- und Ergebnisverbesserung gegenüber dem ersten Halbjahr. Die Gesamtjahresziele haben damit unverändert Bestand", gibt sich Finanzvorstand Dirk Kaliebe zuversichtlich. Demnach soll der Umsatz um rund vier Prozent zulegen und das Ergebnis nach Steuern leicht steigen. Nach mehr oder weniger sieben Jahren mit Verlusten - 2014 gab es eine schwarze Null - würde Heideldruck damit nachhaltig in schwarzen Zahlen zurückkehren. Im Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 hatte der Konzern nach der Verlustserie erstmals wieder einen Nettogewinn geschrieben.

Der Optimismus des Managers des lange angeschlagenen Maschinenbauers ist nicht unbegründet. Im zweiten Quartal der Heidelberger fand die Drupa statt. Die Branchenmesse findet nur alle vier bis fünf Jahre statt und ist eine sehr wichtige Verkaufsshow für die Druck-Industrie. Auf Veranstaltung erlebte Heideldruck fast so etwas wie eine Oderflut. Während der Auftragseingang im zweiten Quartal wegen der vorgezogenen Kauflust auf der Messe sank, verzeichnete der Konzern auf das Halbjahrgesehen so ein mit 1,4 Milliarden Euro rund 6,4 Prozent höheres Odervolumen.

Im zurückliegenden Berichtszeitraum wurde von diesen Aufträgen jedoch noch nicht abgearbeitet. Gleichzeitig gehen die schwächeren Verkäufe von Juli bis September auf negative Wechselkurseffekte zurück. Um Währungseffekte bereinigt, ist der Umsatz sogar um ein Prozent gewachsen. Wenig verwunderlich sind daher auch Börsianer von dem Zahlenwerk überzeugt. Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank sprach von einer erfolgreichen Kehrtwende. Analyst Malte Schulz von der Commerzbank nannte das zweite Geschäftsquartal "solide", unter dem Strich habe Heideldruck sogar deutlich besser abgeschnitten als erwartet.

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Einschätzung der Redaktion



Neben der bestätigten Prognose können sich Anleger besonders über die verbesserte Profitabilität der Heidelberger freuen. Der Konzern kann seine Kapazitäten wieder stärker auslasten und damit Skaleneffekte realisieren. Gleichzeitig trägt die stärkere Ausrichtung auf das margenträchtige Servicegeschäft, sowie den wachsenden Digital- und Verpackungsdruck immer mehr Früchte. Um Sondereffekte bereinigt verbesserten diese Restrukturierungsmaßnahmen die operative Marge (Ebitda) im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent. Die Gewinnspanne liegt nun bei 7,5 Prozent.

Dank der verbesserten Profitabilität schrieb Heideldruck mit 9,2 Millionen Euro im zweiten Quartal auch unter dem Strich schwarze Zahlen. Im Jahr zuvor hatte der Konzern noch einen Verlust von minus 9,4 Millionen Euro eingefahren. Mit Blick auf die weiteren Monate, dürfte der Konzern auch von niedirgeren Finanzierungskosten profitieren. Heideldruck konnte eine mit 9,25 Prozent sehr hoch verzinste Anleihe zurückzahlen, was die Zinskosten um jährlich acht Millionen Euro senkt. Da sich die Zeichen für einen erfolgreichen Tunraround mehren, empfehlen wir die Aktie spekulativen Anlegern unverändert zum Kauf.

Kursziel: 3,10 Euro

Stoppkurs: 2,10 Euro