Bisher verlief das Börsenjahr für die heimischen Anleger ausgezeichnet. Seit Jahresbeginn legte der DAX um gut zwölf Prozent zu und liegt damit bereits drei Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnitt. Ähnlich gut entwickelte sich auch der TecDAX. Auf dem ersten Platz im Ranking steht mit Zuwächsen von 15 Prozent allerdings der MDAX. Zahlreiche Unternehmen aus dem 50 Werte umfassenden Index haben sich in den vergangenen Jahren auf den Weltmärkten eine führende Position erarbeitet und profitieren nun von der günstigen Wechselkursentwicklung.

Entsprechend überdurchschnittlich entwickeln sich daher auch die Kurse der MDAX-Aktien. In Kooperation mit dem Börsenstatistik-Magazin Index-Radar haben wir die Mitglieder einer Analyse unterzogen, um die aussichtsreichsten Werte zu finden. Die Trenddynamik-Übersicht zeigt auf einen Blick den technischen Zustand aller Aktien. Grüne Balken und somit Werte in einem Aufwärtstrend dominieren das Schaubild. Mit Röhn-Klinikum befindet sich derzeit nur ein Papier in einem kurz- bis mittelfristigen Abwärtstrend, wie der rote Balken verdeutlicht. Auch die Anzahl der Titel in einem Seitwärtsmarkt fällt mit elf Werten (Celesio, ElringKlinger, Fielmann, Fraport, Gerry Weber, Jungheinrich, Krones, Leoni, MAN, MTU und Symrise) gering aus und spricht für eine marktbreite Aufwärtsbewegung.



Wichtig nicht nur für Trader sind auch die kurzfristigen Signale. Mit dem schwarzen Punkt wird die Abweichung aller Papiere sowie des Index zum Vier-Wochen-Durchschnitt angegeben, um überkaufte und überverkaufte Werte zu finden. Liegt die Markierung sehr weit rechts in der Grafik und somit in der dunkelgrünen Zone, steigt die Gefahr einer Korrektur. Der MDAX befindet sich bereits kurz vor dem kritischen Bereich, Anleger sollten daher nicht mehr zu aggressiv agieren. Interessant sind auf der Long-Seite vor allem Aktien, die einen grünen Balken aufweisen und bei denen der schwarze Punkt noch nicht die Extremzone erreicht hat. Wir haben fünf Titel gefunden und stellen passende Hebelpapiere vor.

Auf Seite 2: Axel Springer



Axel Springer



Einen Kursverlauf wie im charttechnischen Bilderbuch zeigt seit Mitte Oktober die Aktie von Axel Springer. Ausgehend von rund 41 Euro knackte der Wert Ende vergangenen Jahres erst den Widerstand um 47 Euro und nahm wenig später auch das alte Rekordhoch aus dem Markt. Seitdem gibt ein Aufwärtskanal das Tempo vor. Pro Monat steigen die obere und untere Extremzone ungefähr um 3,50 Euro. Mehrfach wurden bereits die Grenzen angelaufen und bestätigt, der Kanal hat somit eine erhöhte Relevanz.

Trotz der Rally ist die Aktie im kurzfristigen Bereich nicht überhitzt, der Abstand zur 21-Tage-Linie von 2,4 Prozent liegt auf einem neutralen Niveau. Der Monatsmittelwert bei derzeit 55 Euro verläuft im unteren Bereich der Range und wirkt somit zusätzlich stabilisierend, falls eine Korrektur einsetzen sollte. Auf der Oberseite lässt der Kanal derzeit Luft bis knapp 59 Euro. Lediglich die Differenz von 20 Prozent zur 200-Tage-Linie dämpft ein wenig das perfekte Bild. Anleger sollten daher einen Stoppkurs knapp unterhalb der Range bei rund 54 Euro platzieren.



Auf Seite 3: Dürr



Dürr



Bereits seit mehreren Jahren befindet sich die Aktie von Dürr in einer stabilen Aufwärtsbewegung. Lediglich in 2014 gönnte sich der Titel eine Verschnaufpause und konsolidierte auf hohem Niveau nach dem vorherigen kräftigen Anstieg. Ende November erfolgte der Sprung über das bisherige Rekordhoch und damit die Barriere um 66 / 68 Euro, wenige Wochen später verlief ein Retest von oben erfolgreich. Seitdem zieht die Aktie kräftig an und markierte nahezu wöchentlich frische Bestmarken. Die hohe Relative Stärke spricht eindeutig für den Wert und lässt weitere Gewinne erwarten, zumal keine bestätigten Widerstände existieren.

Die Differenz von derzeit fünf Prozent zur 21-Tage-Linie ist nicht ungewöhnlich für die Aktie. In der Vergangenheit setzte häufig erst ab mehr als zehn Prozent eine Konsolidierung ein. Erst ab Kursen von mehr als 93 Euro wird es wieder etwas gefährlicher. Der Monatsmittelwert bei 83 Euro kann zugleich an Orientierung für den Stoppkurs verwendet werden.



Auf Seite 4: Hannover Rück



Hannover Rück



Mit einem schönen Aufwärtstrend glänzen auch die Papiere der Hannover Rück. Seit der letzten erwähnenswerten Marktkorrektur Mitte Oktober hat die Dynamik deutlich zugenommen. Dennoch ist das Potenzial sowohl im kurz- als auch mittelfristigen Bereich noch nicht ausgeschöpft. Übergeordnet lässt sich aus der nördlichen Begrenzung eines Aufwärtskanals ein Maximalwert von derzeit rund 91 Euro ableiten. Zuletzt scheiterte die Aktie im Frühling 2013 an der Geraden.

Kurzfristig betrachtet eröffnet sich aktuell ein interessanter Einstiegspunkt. Die Aktie notiert lediglich gut 1,5 Prozent über ihrer 21-Tage-Linie, an der es seit Dezember bereits mehrfach zu Nachkäufen kam. In den vergangenen Monaten setzte häufig erst ab einer Differenz von rund sechs Prozent eine Konsolidierung ein. Daraus abgeleitet sind Kurse von 86,50 Euro schon bald zu erwarten. Verlässliche Unterstützungen sind hingegen eher Mangelware. Eine sehr enge Absicherung bietet sich unterhalb von 78,30 Euro an, wer mehr Luft lassen möchte behält den Bereich um 72,60 Euro im Blick.



Auf Seite 5: Norma



Norma



Mit einer attraktiven Einstiegsgelegenheit lockt derzeit die Norma-Aktie. Im vergangenen Jahr wurden die Avancen der Käufer mehrfach ab Kursen von 43 / 44 Euro ausgebremst. Erst mit der dynamischen Erholung seit Ende 2014 verbesserte sich die charttechnische Lage. Ende Januar erfolgte der Sprung über die Hürde, der anschließende Test von oben verlief vor wenigen Tagen erfolgreich. Mit der frischen Unterstützung im Rücken bietet der Wert ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, weil der Stoppkurs relativ eng bei rund 41,50 Euro platziert werden kann. Spätestens aber unterhalb von 39,50 Euro sollten Anleger aussteigen.

Grundsätzlich ist der Blick nun aber aufwärts gerichtet, wie auch der grüne Balken in der Trenddynamik-Übersicht signalisiert. Da die Aktie zugleich auf Rekordhoch notiert, müssen sich neue Widerstände erst noch ausbilden. Abgeleitet aus der Differenz zum Monatsmittelwert wäre zunächst Luft bis 48,60 / 49,60 Euro.



Auf Seite 6: Salzgitter



Salzgitter



Eine ganz besonders interessante Ausgangslage bieten aktuell die Aktien des Stahlherstellers. Ausgehend vom Tiefpunkt im Januar bei rund 21 Euro zeigten die Papiere zuletzt eine deutliche Erholung, der kurz- bis mittelfristige Trend ist aufwärts gerichtet (grüner Balken in der Matrix). Allerdings hat sich die Aktie inzwischen mit sieben Prozent bereits recht weit von ihrem Monatsmittelwert entfernt und ist überhitzt. Der längerfristige Chart zeigt noch einen weiteren Belastungsfaktor. Nicht nur die nun erreichte fallende 200-Tage-Linie dürfte verstärkte Gewinnmitnahmen auslösen, auch der knapp darüber zwischen 27 bis 28,50 Euro verlaufende, seit 2010 bestehende Abwärtstrend stellt eine hohe Hürde dar. In den vergangenen Monaten und Jahren scheiterten mehrere Versuche, die Baisse-Gerade zu überwinden.

Mutige Anleger setzen auf eine erneute Umkehrbewegung Richtung Süden und steigen auf der Short-Seite ein. Wer ein noch besseres Chance-Risiko-Verhältnis nutzen möchte, wartet einen Test des Abwärtstrends ab.



Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".

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