"Der Aufsichtsrat begrüßt grundsätzlich die vom Vorstand verfolgte Unternehmens- und Finanzstrategie, sieht aber die Notwendigkeit eines höheren Stellenwertes der Kostendisziplin und einer fokussierten Wachstums- und Investitionsstrategie", erklärte der zum Jahresende ausscheidende Vorsitzende des Kontrollgremiums, Werner Brandt. Wer dem ehemaligen RWE-Chef auf den Chefsessel folgen soll, ließ er offen. Das würde zur "gegebenen Zeit" entschieden. Bis dahin soll -Personalvorstand Uwe Tigges die Geschäfte führen.

ANALYSTEN UND KOMMUNALE RWE-ANTEILSEIGNER REAGIEREN POSITIV



Die Nachricht vom plötzlichen Abgang des Managers kam am Mittwoch an der Börse gut an. Die nach der Gewinnwarnung vor einer Woche unter Druck geratenen Innogy-Aktien legten zeitweise um knapp drei Prozent auf 33,71 Euro zu. In einem insgesamt schwachen Markt drehten sie allerdings später ebenso wie die RWE-Papiere im Dax ins Minus. "Es fehlen noch Details, aber es wird positiv aufgenommen, da das Unternehmen anscheinend konsequent versucht, das Ruder herumzureißen", sagte ein Händler. Der Abgang des Vorstandschefs dürfte sich positiv auf die Unternehmensführung auswirken, kommentierte Harold Hutchinson von Investec. Der Ökostromkonzern sollte nun an seiner Glaubwürdigkeit arbeiten.

Auch kommunale Aktionäre des Innogy-Mutterkonzerns RWE begrüßten den Schritt. "Das ist eine gute Entscheidung", zitierte die "Westdeutschen Allgemeine Zeitung" Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21. "Das wird das Unternehmen nach vorne bringen...Ich erhoffe mir neue Impulse. Jetzt muss die Führungsstruktur angepasst werden." Die DSW21 ist mit einem Anteil von 4,1 Prozent an RWE größter kommunaler Einzelaktionär. Die klammen Städte Essen, Bochum oder Dortmund mussten in der Krise des Konzerns auf eine Dividende verzichten. Eine gute Entwicklung bei der Ökostromtochter Innogy sollte RWE eine Ausschüttung einfacher machen.

Terium war seit 2003 in verschiedenen Positionen bei dem Energieversorger RWE tätig und leitet ihn ab 2012. Er trieb die Spaltung des infolge der Energiewende ins Wanken geratenen Versorgers voran und übernahm im April 2016 dann den Chefposten bei der RWE-Ökostromtochter.

ENGLAND-GESCHÄFT VERHAGELT BILANZ



RWE hatte Innogy im vergangenen Jahr an die Börse gebracht. Der Mutterkonzern hält noch knapp 77 Prozent der Anteile. In den vergangenen Monaten war immer wieder spekuliert worden, dass Innogy von einem ausländischen Energieriesen übernommen werden könnte.

Das seit Jahren schwächelnde Strom- und Gasgeschäft in Großbritannien verhagelte zuletzt die Bilanz von Innogy. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2017 bei 2,8 Milliarden Euro liegen werde anstatt bei den bislang angepeilten 2,9 Milliarden Euro. 2018 werde das Ergebnis des Konzerns zudem wegen höherer Kosten für Zukunftsprojekte wie die Digitalisierung oder Investitionen in Wachstumsgeschäfte mit 2,7 Milliarden Euro noch niedriger ausfallen.