Der Lanxess-Chef bekräftigte die im Mai erhöhte Prognose. Demnach soll 2017 der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen auf 1,225 bis 1,3 Milliarden Euro klettern. "Im Vergleich zum sehr starken Vorjahr erwarten wir allerdings für das zweite Halbjahr 2017 eine etwas abgeschwächte Dynamik", erklärte Zachert.

Die Ende April abgeschlossene Übernahme des US-Unternehmens Chemtura zahlte sich im operativen Geschäft zwar aus, drückte aber unter dem Strich auf den Gewinn. Im weiteren Jahresverlauf sei mit weiteren Belastungen zu rechnen. Mit der 2,4 Milliarden Euro schweren Übernahme hatte Lanxess das Geschäft mit Zusätzen für Schmierstoffe und Flammschutzmittel ausgebaut. Auch die geplante Schließung der Chromchemikalien-Produktion in Argentinien belastete. Unter dem Strich sackte der Nettogewinn wegen dieser Sonderlasten um 96 Prozent von 75 Millionen Euro auf drei Millionen Euro ein. Ohne die Einmaleffekte legte er aber um drei Viertel auf 141 Millionen Euro zu.

Im eigentlichen Geschäft lief es weiter rund. Im zweiten Quartal erhöhte sich das operative Ergebnis (Ebitda) auch dank der jüngsten Übernahmen um ein Viertel auf 367 Millionen Euro. Nur beim Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo ging der operative Gewinn zurück. Der erfolgreichen Weitergabe gestiegener Rohstoffkosten standen vor allem gestiegene Energiekosten entgegen, hieß es zur Begründung. Das Marktumfeld im Kautschukgeschäft bleibe herausfordernd, betonte Zachert.

Am Finanzmarkt standen Lanxess-Aktien am Vormittag mit Abschlägen von 3,55 Prozent in einem schwächeren Gesamtmarkt deutlich unter Druck. Das Papier hinkt im bisherigen Jahresverlauf ohnehin dem MDax hinterher. Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen weniger verschreckt. Das Ergebnis sehe wegen der Einmaleffekte auf den zweiten Blick besser aus als es der erste Anschein ergebe, schrieb Baader Bank-Analyst Markus Mayer in einer Studie. Commerzbank-Analyst Michael Schäfer sprach von einem soliden Zahlenwerk. DZ-Bank-Experte Peter Spengler verwies in einer ersten Einschätzung auf operativ starke Ergebnisse.

Der Umsatz zog dank gestiegener Absatzmengen und Verkaufspreise im Gesamtkonzern um fast 30 Prozent auf 2,52 Milliarden Euro an. In allen fünf neu geschaffenen Segmenten legten die Umsätze dabei deutlich zu. Mit dem Chemtura-Kauf hat Lanxess auch seine Konzernstruktur neu geordnet. Die Verschuldung schnellte durch den milliardenschweren Zukauf zum Halbjahr kräftig auf 2,5 Milliarden Euro in die Höhe. Der Wert liege exakt im Plan, sagte Zachert. Lanxess werde aber nicht jedes Jahr in ähnlicher Form zukaufen und integrieren. Er will den Konzern ohne Hast weiterentwickeln.

In den vergangenen Jahren hatte Zachert den Konzern neu ausgerichtet und mit harten Einsparungen saniert. Er reduzierte die Abhängigkeit vom kriselnden Kautschuk-Geschäft, in dem er es in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem größten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, einbrachte. Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte Lanxess als weltgrößten Hersteller von synthetischem Kautschuk davor in arge Bedrängnis gebracht.

Auch nach der Bildung des Gemeinschaftsunternehmens fließt das Geschäft noch voll in die Bilanz der Kölner mit ihren rund 19 200 Mitarbeitern ein. Die Kautschuke werden in der Reifenindustrie, in der Automobilproduktion sowie für zahlreiche weitere Zwecke eingesetzt. Doch Lanxess ist dank der jüngsten Zukäufe inzwischen auch ein wichtiger Lieferant für die Pharma- sowie Agrarindustrie und stellt Kunststoffe her.

dpa-AFX/rtr