Eine überraschende Auftragsflut bei Bordnetzen hat den Autozulieferer Leoni kalt erwischt. Hohe Mehrkosten unter anderem für neue Mitarbeiter drückten das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im dritten Quartal binnen Jahresfrist um 14 Prozent auf 29,8 Millionen Euro, wie der Nürnberger Konzern am Dienstag mitteilte. Der Umsatz stieg dagegen um 9,7 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, wozu allerdings auch Wechselkurseffekte beitrugen. Die Rendite lag damit bei 2,7 Prozent - angepeilt sind seit langem sieben Prozent. Auch dieses Ziel, das eigentlich 2016 erreicht werden sollte, hatte Leoni kürzlich über den Haufen geworfen. Jetzt wollen die Franken erst im März nächsten Jahres eine Gewinnprognose für 2016 abgeben.

Leoni begründete die Turbulenzen damit, dass in der Bordnetz-Sparte neue Projekte schneller und schwieriger als erwartet hochgelaufen seien. Kunden hätten kurzfristig mehr und größere Kabelsätze bestellt. Weil Leoni nicht darauf vorbereitet war, fielen demnach hohe Mehrkosten an, etwa für neue Mitarbeiter, denn das Legen von Bordnetzen muss größtenteils per Hand gemacht werden. Für ein Werk in Rumänien war wegen der Vollbeschäftigung in der Umgebung neues Personal nur aus dem Ausland und über Zeitarbeitsfirmen zu bekommen. Überrascht wurde der Autozulieferer, der bevorzugt in Niedriglohnländern produziert, auch von einer starken Anhebung des Mindestlohns in Rumänien. Zudem liefen in der Bordnetz-Sparte einige margenstarke Projekte im Agrarsektor oder bei einzelnen Pkw-Modellen aus. Den Gewinnrückgang des Segments konnte der Zuwachs im Geschäft mit Drähten und Kabeln nicht ausgleichen.

Für 2015 senkte Leoni deshalb am Montag die Prognose: Angepeilt wird jetzt nur noch ein Ebit von mehr als 130 Millionen Euro an, nach 182,5 Millionen im Jahr zuvor. Der zuständige Spartenchef Andreas Brand musste seinen Hut nehmen. Mit einer Reihe von Prognosesenkungen und -änderungen hatte der Zulieferer in den vergangenen Wochen die Anleger verprellt. Mitte Oktober löste eine Gewinnwarnung einen Kurssturz von fast 30 Prozent aus.

Reuters