Bereits im frühen Handel erreichten die Lufthansa-Titel bei 29,76 Euro eine neue Rekordmarke. Am Mittag behaupteten sie ein Plus von 0,73 Prozent auf 29,08 Euro, was immer noch für den ersten Platz im schwachen Dax (DAX 30) ausreichte.

Noch euphorischer dürfte die Anleger der Blick in den Rückspiegel machen: Mit einem Kurssprung von 137 Prozent seit Jahresbeginn ist die Aktie unangefochtener Spitzenreiter im deutschen Leitindex, der in diesem Zeitraum "nur" um 12 Prozent zulegen konnte.

Dass die Lufthansa kurz vor Fristende in der Nacht zum Freitag weitgehende Zugeständnisse für eine Übernahme von Air Berlin gemacht hatte, sollte laut einem Händler nicht überraschen. Die Frist für eine Entscheidung verlängere sich nun bis zum 21. Dezember, teilten die EU-Wettbewerbshüter mit.

Details zu den Lufthansa-Vorschlägen nannten beide Seiten nicht. Von einer mit dem Verfahren vertrauten Person hieß es derweil, die Kranich-Airline habe angeboten, auf substanzielle Start- und Landerechte an großen Flughäfen zu verzichten. So wolle sie auf sogenannte Slots der Air-Berlin-Tochter Niki etwa in Düsseldorf, Berlin oder Palma de Mallorca verzichten.

Zuletzt hatte sich abgezeichnet, dass die Wettbewerbshüter insbesondere die Übernahme des nicht insolventen Ferienfliegers Niki kritisch sehen. An ihm sind nach Informationen der "Bild am Sonntag" auch der Touristikkonzern Thomas Cook und die britisch-spanische Fluggesellschaft IAG (International Consolidated Airlines) nach wie vor interessiert. Die beiden Unternehmen waren im deutschen Insolvenzverfahren um Air Berlin mit ihren Angeboten nicht durchgedrungen.

Derweil stufte Analyst Anand Date von der Deutschen Bank die Lufthansa-Aktie hoch und empfiehlt sie nun zum Kauf. Das von 29,50 auf 36,20 Euro angehobene Kursziel räumt ihr ein weiteres sattes Aufwärtspotenzial von fast 25 Prozent ein. Die Markterwartungen preisen dem Experten zufolge eine erfolgreiche Teilübernahme von Air Berlin noch nicht angemessen ein. Er selbst geht davon aus, dass die Transaktion einen positiven Beitrag zum operativen Ergebnis der Lufthansa von mindestens 500 bis zu 700 Millionen Euro jährlich leisten sollte. Das Heben erheblicher Synergien dürfte in seinen Augen nicht allzu schwierig werden./gl/bek/jha/