In der Stadt der Zukunft rollen Elektroautos fast geräuschlos und völlig autonom durch die Straßen. Touristen folgen virtuellen Reiseführern auf ihren Datenbrillen - während über ihren Köpfen große und kleine Flugdrohnen umherschwirren. Sie liefern Pakete aus, bringen das Abendessen oder versorgen Apotheken mit dringend benötigten Medikamenten.

Im Dezember 2013 kündigte Amazon- Chef Jeff Bezos medienwirksam an, seine Kunden per Drohne beliefern zu wollen. Der Onlinehändler arbeite bereits eifrig an der technischen Umsetzung. Ähnliche Pläne hegt die Deutsche Post. Kurz nach dem Amazon-Vorstoß ließ der Paketriese eine in den Konzernfarben lackierte Paketdrohne über den Rhein fliegen. Bis die Hightech-Systeme den Postboten ersetzen, dauert es aber noch ein wenig.

In Europa sollen die ursprünglich vom Militär als Killer- und Spionagemaschinen entwickelten Flugroboter bis 2016 in den verkehrsreichen Luftraum integriert und eine gesetzliche Grundlage für ihren Einsatz geschaffen werden. In den USA muss die Luftfahrtbehörde bereits bis Ende September 2015 entsprechende Regeln für kommerzielle Drohnen vorlegen. So will es Obama.

Dass der US-Präsident so aufs Tempo drückt, hat vor allem wirtschaftliche Gründe. 100 000 neue Jobs erwartet der Branchenverband AUVSI in den ersten zehn Jahren nach der Integration in den Luftverkehr in den USA. Den volkswirtschaftlichen Nutzen durch direkte Investitionen und eine Steigerung der Produktivität beziffert der Verband auf 82 Milliarden Dollar.

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Das nächste große Ding

Bereits vor zwei Jahren rief der damalige Chefredakteur des US-Technikmagazins "Wired", Chris Anderson, das Zeitalter der Drohnen aus. Inzwischen hat Anderson seinen Job als Journalist an den Nagel gehängt. Er widmet sich heute mit seiner Firma 3D Robotics der Entwicklung der fliegenden Roboter.

Investoren stehen Schlange. Ende vergangenen Jahres sammelte Anderson 30 Millionen Dollar Wagniskapital ein. Auch Google und Facebook glauben an das Drohnenzeitalter. Beide Internetriesen wollen Menschen auch in abgelegenen Gebieten an das Internet anbinden. Ende März übernahm Facebook dazu den britischen Drohnenentwickler Ascenta. Angetrieben von Sonnenenergie sollen die riesigen Fluggeräte als Funkmast dienen. Google übernahm den Solardrohnenhersteller Titan, der auf ein ähnliches Konzept setzt.

In anderen Branchen ist die Entwicklung bereits weiter vorangeschritten. Energie- und Ölkonzerne kontrollieren mit den sogenannten Unmanned Aerial Vehicles (UAV) Windparks, Stromleitungen oder Pipelines. Der Ölmulti BP etwa hat erst kürzlich die Genehmigung erhalten, Drohnen des Herstellers AeroVironment in Alaska zu nutzen. Bei Bergwacht und Feuerwehr kommen die fliegenden Helfer in Rettungsaktionen zum Einsatz.

Enormes Potenzial sehen viele Experten im Bereich der Landwirtschaft. In Kalifornien beispielsweise nutzen Weinbauern Drohnen zur Überwachung der Traubenernte. Probleme mit der Bewässerung und Pilz- oder Schädlingsbefall werden durch hochauflösende Kameras früh erkannt. Solche professionellen Drohnen sind bereits für weniger als 1000 Euro zu haben, günstige Einsteigermodelle für Freizeitpiloten etwa des französischen Drohnenbauers Parrot kosten sogar weniger als 300 Euro. Ein anderes Beispiel liefert Japan: Dort sind bereits Hunderte Agrardrohnen bei der Ausbringung der Saat und der Schädlingsbekämpfung im Einsatz.

In Zukunft sollen die Hightech-Geräte aber noch mehr leisten. Flugdrohnen könnten etwa Vögel von den Feldern fernhalten oder mittels Laserlicht Unkraut vernichten. Den Möglichkeiten sind fast keine Grenzen gesetzt.

Das haben auch Kriminelle erkannt. In einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat South Carolina etwa ließen sich Häftlinge von außen per Drohne mit Drogen, Zigaretten und Mobiltelefonen versorgen. Eine Lösung ist auch schon in Sicht: die Anti-Drohne, mit der ein US-Unternehmen wirbt.

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