Steigerungen seien für den weltgrößten Rückversicherer nur in kleineren Schritten von 100 Millionen Euro im Jahr zu erwarten. "Wir werden nicht in Bocksprüngen in die alten Ergebnisregionen zurückkehren." Steigende Prämien nach der Naturkatastrophen-Serien könnten den Aufwärtstrend allerdings beschleunigen: "Rückenwind erwarten wir natürlich in Folge der Schadenereignisse."

Bis 2015 hatte die Münchener Rück jahrelang Gewinne von drei Milliarden Euro und mehr abgeliefert. Jeweils 500 Millionen Euro hätten seither die Dauer-Niedrigzinsen und der "weiche Markt" in der Rückversicherung gekostet, rechnete Wenning vor. "Wenn nichts passiert, würden diese beiden Faktoren mit weiteren 300 Millionen Euro pro Jahr reinbeißen." Um das zu kompensieren, setze der Konzern darauf, dass die Erstversicherungs-Tochter Ergo wie geplant pro Jahr bis zu 150 Millionen Euro mehr Gewinn abliefert. Und auch in der klassischen Rückversicherung seien die Marktanteile in einigen Sparten und Nischen noch nicht ganz ausgeschöpft.

Die drei Hurrikane "Harvey", "Irma" und "Maria" haben 2017 tiefe Löcher in die Bilanz der Rückversicherer gerissen. Die Münchener Rück erwartet deshalb in diesem Jahr nur noch einen "kleinen Gewinn". Zugleich hofft die Branche aber, dass sie angesichts der Schäden höhere Prämien von den Erstversicherern verlangen kann - über die Katastrophenregionen in den USA und der Karibik hinaus.

GEWINN GEHT KOMPLETT AN DIE AKTIONÄRE



Die Aktionäre sollen unter dem Druck auf die Gewinne nicht leiden. 2,3 Milliarden Euro hatte die Münchener Rück zuletzt mit Dividende und Aktienrückkauf ausgeschüttet, exakt so viel wie für 2017 als Gewinn eingeplant war - vor den Hurrikanen. Auch in den nächsten Jahren könne man den Gewinn voll ausschütten. Das sei angesichts der dicken Kapitalpolster "durchaus vertretbar", sagte Wenning. "Es gibt keinen Grund, sich zurückzuhalten", ergänzte Finanzvorstand Jörg Schneider.

Zukäufe seien nicht Teil der Strategie der Münchener Rück, betonte Wenning. "Der Schwerpunkt liegt in der organischen Weiterentwicklung des Konzerns." Eher denke er daran, sich von Geschäftsbereichen zu trennen. Die mitten im Umbau steckende Ergo gehöre aber nicht dazu: "Die Erstversicherung ist für uns eine strategische Stärkung", auch wenn die Ergebnisse jahrelang "eine Enttäuschung gewesen" seien. Ergo-Chef Markus Rieß soll das Ruder herumreißen. "Wir glauben an das Ergo-Strategieprogramm."

Der Münchener-Rück-Chef stellte sich hinter den Beschluss des Ergo-Vorstands, die rund sechs Millionen klassischen Leben-Policen selbst abzuwickeln, statt sie zu verkaufen. "Diese Option hätte uns nicht gestärkt, sondern eine Belastung bedeutet", sagte Wenning. Die unverbindlichen Gebote hatten weit unter den Vorstellungen der Münchener Rück gelegen.

rtr