Neue US-Dividendensteuer droht ab 2026: Section 899 in Trumps zentralem Gesetz trifft Allianz, Munich Re, Hannover Rück und Talanx

Die am 22. Mai vom US-Repräsentantenhaus verabschiedete Steuerreform „Big beautiful bill“ könnte für europäische Versicherer teuer werden. Besonders betroffen: Die deutschen Branchengrößen Allianz, Munich Re, Hannover Rück und Talanx. Denn Section 899 des neuen US-Steuergesetzes sieht eine schrittweise Einführung einer Quellensteuer auf Dividendenzahlungen von US-Töchtern an ausländische Mutterkonzerne vor – bis 2029 soll sie auf bis zu 20 % steigen. Voraussetzung ist laut Berenberg, "dass das jeweilige Ansässigkeitsland als 'Steueroase' mit unfairer Steuerpraxis eingestuft wird".

Allianz: US-Tochter PIMCO im Visier

Für die Allianz ist laut einer aktuellen Analyse von Berenberg ein Ergebnisrückgang von bis zu 4,5 % möglich – gemessen am Nettogewinn. Hintergrund: Die Münchener erzielen über Tochtergesellschaften wie PIMCO und Allianz Life signifikante Erträge in den USA. Da es sich nicht um klassische Rückversicherungseinheiten handelt, ist ein Gegensteuern komplex. Zwar könnte ein Teil des Lebensversicherungsgeschäfts in andere Ländergesellschaften ausgelagert werden – doch einfach wäre das nicht.

Munich Re: Rückversicherer mit Ausweichoption

Die Munich Re käme nach Einschätzung der Analysten mit einem blauen Auge davon. Der potenzielle Ergebnisrückgang liegt bei lediglich 1,2 %. Grund: Als Rückversicherer verfügt das Unternehmen über mehr Flexibilität. US-Verträge könnten relativ unkompliziert auf die Münchner Konzernzentrale übertragen werden. Dennoch: Ohne Gegenmaßnahmen bleibt auch hier ein Millionenschaden denkbar.

Hannover Rück: Belastung schwer abzuschätzen

Auch bei der Hannover Rück könnten die US-Steuerpläne durchschlagen – mit einem potenziellen Rückgang des Gewinns um 3,3 %. Als Rückversicherer hätte das Unternehmen zwar strukturelle Spielräume, doch ob diese konsequent genutzt werden würden, bleibt offen. Die Unsicherheit über die genaue Ausgestaltung von Section 899 erschwert eine Einschätzung.

Talanx: Lebensversicherung im Fokus

Bei Talanx, Mehrheitsaktionär der Hannover Rück, taxieren die Analysten den potenziellen negativen Effekt auf rund 2,4 % des Gewinns. Auch bei Talanx hängt vieles davon ab, wie frühzeitig und effektiv das Management reagiert.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, Munich Re.